Heute (9.11.) wird um 15 Uhr am Synagogengedenkstein am Brunnenplatz an die Opfer der Pogromnacht von 1938 erinnert. Das Mahnmal war vor einem Jahr von Rechtsextremisten geschändet worden. Die juristische Aufarbeitung ist inzwischen abgeschlossen, der letzte Täter wurde im September verurteilt.
Volodimir Levitskyy ist ein vielbeschäftigter Mann. Seit dem Sommer 2006 ist er Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, die rund 250 Mitglieder zählt. “Mit den Familienangehörigen leben in Frankfurt jetzt 600 Juden”, sagt er. Da müsse viel organisiert werden, für die Jungen und für die Alten. Gerade für die Kinder und Jugendlichen sei das Gemeindehaus in der Halben Stadt eine Anlaufstation, wo sie Freunde treffen. “Es ist schön, dass die Jugend unser Haus so mit Leben erfüllt”, freut er sich. An der Sonntagsschule für die Kinder im Alter zwischen vier und 13 Jahren werde “Religion, Tradition und Geschichte unseres Volkes unterrichtet”.
Einmal im Monat lädt der Jugendclub zu Diskussionsrunden, Filmaufführungen oder Ausflügen ein. “Dazu kommen auch Einheimische, das ist eine ganz offene Runde”, erklär Volodimir Levitskyy.
Von seinem Schreibtisch aus muss der Vorsitzende die vielfältigsten Themen des Gemeindelebens bearbeiten. Und nun auch die Vorbereitungen für das Gedenken am heutigen 9. November. Ist dies ohnehin schon ein trauriger, schmerzvoller Tag, so hat er in diesem Jahr in Frankfurt eine besondere, düstere Bedeutung. Denn die Schändung des Synagogengedenksteins im vergangenen Jahr hat auch ihn erschüttert.
Heute erwartet die Jüdische Gemeinde Besuch aus Berlin. Zwei junge amerikanische Juden, die sich derzeit an einem Institut in der deutschen Hauptstadt zum Rabbiner ausbilden lassen, wollen an der Gedenkfeier in der Oderstadt teilnehmen, kündigt Volodimir Levitskyy an.
Die heutige Veranstaltung ist nicht nur ein politisches oder theologisches Thema, sondern sie beschäftigt auch Polizei und Staatsanwaltschaft. “Die Polizei ist aber umfassend vorbereitet” und werde im Falle von Störungen durch Rechtsextremisten “konsequent handeln”, kündigt Polizeisprecher Frank Fischer vom Schutzbereich Oder-Spree/ Frankfurt an. “Der Polizei liegen keine Erkenntnisse vor, dass die diesjährige Veranstaltung durch Personen der rechten Szene gestört werden wird”, ergänzt der Polizeisprecher.
Die Gedenkveranstaltung wird von der Stadt, dem Ökumenischen Rat und der Jüdischen Gemeinde gemeinsam organisiert. Sie beginnt bereits um 15 Uhr am Synagogen-Gedenkstein in der Karl-Marx-Straße.
Es spricht zunächst Volker Starke, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung. Die Gedenkrede hält Barbara Krüger als Vertreterin des Ökumenischen Rates.
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung ziehen die Teilnehmer zum Haus der Jüdischen Gemeinde in der Halben Stadt 30. Ab etwa 16 Uhr besteht dort die Möglichkeit, die ständige Ausstellung zur Geschichte der Gemeinde in Frankfurt zu sehen sowie am Sabbat teilzunehmen.