Mehr als 150 Frankfurter aus mehreren Generationen, Parteien und Glaubensrichtungen erlebten am Donnerstag in der Konzerthalle die Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Stadtverordnetenvorsteher Volker Starke (CDU) und Bürgermeisterin Katja Wolle (SPD) begrüßten mit Peter Gingold dazu einen Zeitzeugen und Widerstandskämpfer, der mit bewegenden Worten seine Erlebnisse zur Zeit des Faschismus schilderte. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es Diskussionen um diesen Redner gegeben, weil er Sprecher der von Verfassungsschützern als linksextremistisch eingeschätzten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes — Bund der Antifaschisten ist. CDU-Vertreter waren deshalb nicht gekommen.
Die Stühle im Kammermusiksaal der Konzerthalle reichten gestern Abend nicht aus. Neben vielen älteren Frankfurtern waren auch sehr viele junge Leute gekommen. Sie erlebten mit Peter Gingold sicher einen der letzten Zeitzeugen der schrecklichen Ereignisse von damals, die, so Katja Wolle, “durch das Erfahren solcher Einzelschicksale sehr viel konkreter werden, als es abstrakte und kaum fassbare Zahlen je vermitteln können”. Schon zuvor hatte die PDS erklärt, dass Gingold für sie der richtige Redner sei und gefordert, den Zeitzeugen zuzuhören, solange es sie noch gibt.
Volker Starke bezeichnete den Gedenktag auch als einen Tag des Aufbruchs, als den Versuch, es besser zu verstehen. “Denn nur wer die Vergangenheit versteht, kann sicher in die Zukunft gehen.” Doch Erinnerung, so Katja Wolle, müsse auch weh tun. Dass die Worte Peter Gingolds nicht nur ihm selbst, sondern auch vielen Anwesenden Schmerzen bereiteten, spiegelte sich auf den Gesichtern wider.