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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

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***** UPDATE*****

Kundge­bung statt Demonstration
Wir hat­ten gehofft, dass eine Demon­stra­tion am 20. Feb­ru­ar möglich sein wird. Lei­der müssen wir euch nun mit­teilen, dass es keine Demon­stra­tion geben kann, da laut dem aktuellen Pandemie/Demonstrationsbestimmungen nur Kundge­bun­gen erlaubt sind und keine Demon­stra­tionszüge. Daher wird am 20. Feb­ru­ar um 13 Uhr in der Havel­straße 13 eine antifaschis­tis­che Gedenkkundge­bung für Sven Beuter stat­tfind­en. Bis zu diesem Ort hat­te der Totschläger Sascha L. Sven Beuter geschlif­f­en und an dieser Stelle wurde 2007 auch eine Gedenkplat­te für Sven Beuter verlegt.
Wir bedauern sehr, dass es keine Demon­stra­tion geben kann. Wir hof­fen, dass ihr trotz­dem den Weg in die Havel­straße 13 find­et um Sven Beuter zu gedenken.

Antifaschis­tis­che Gedenkkundge­bung – Havel­straße 13 – 20. Feb­ru­ar 2021 — 13 Uhr

Infek­tion­ss­chutz
Wir bit­ten euch während der gesamten Kundge­bung einen Mund-Nasen-Schutz zu tra­gen und nach Möglichkeit­en die Min­destab­stände zu wahren.
Soll­tet ihr nach der Kundge­bung einen pos­i­tiv­en Test haben, schreibt uns das gerne ver­schlüs­selt per Mail und wir kom­mu­nizieren dann, dass die Men­schen, die bei der Kundge­bung waren, in den kom­menden Tagen entsprechend noch aufmerk­samer sein soll­ten etc.

Neon­azis und Autoko­r­so von Querdenkern
Seit dem es ein Gedenken an den ermorde­ten Sven Beuter gibt, gehören neon­azis­tis­che Störun­gen der Ver­anstal­tun­gen dazu. Seit 2015 nah­men diese Störun­gen allerd­ings ab und zulet­zt gab es keine mehr. Den­noch beste­ht die Möglichkeit, dass es erneut zu Störun­gen kom­men kann. Sollte das der Fall sein, bit­ten wir euch, beson­nen zu reagieren.
Eben­falls find­et am 20. Feb­ru­ar um 14 Uhr am Wiesen­weg ein Autoko­r­so von „Bran­den­burg ste­ht auf“ statt. Dabei han­delt es sich um eine Gruppe von Coronaverharmloser*Innen, Verschwörungserzähler*Innen, Coronaleugner*Innen und auch Recht­en. Der erste Autoko­r­so fand am Sam­stag den 6. Feb­ru­ar 2021 mit ca. 150 Fahrzeu­gen statt und fuhr über 2 Stun­den im gesamten Stadt­ge­bi­et eine Runde. Wir gehen nicht davon aus, dass der Kor­so an der Kundge­bung vor­bei fahren wird. Allerd­ings wird man deren Hupen wahrschein­lich auch am Kundge­bung­sort hören.

Die Polizei
Das Ver­hal­ten der Polizeikräfte und die Anzahl der einge­set­zten Bedi­en­steten lässt sich nur schw­er abschätzen. In der Regel ist die Polizei bei Ver­anstal­tun­gen von Neon­azis und dementsprechen­den Gegen­protesten immer mas­siv präsent gewe­sen, bei den ver­gan­genen Gedenkver­anstal­tun­gen hielt sie sich jedoch zurück und es wur­den nur wenige Bedi­en­stete einge­set­zt. Bish­er machte die Polizeiführung eher den Ein­druck, als wollte sie die Gedenkkundge­bung ruhig und ohne größere Prob­leme durchführen.

Hin­ter­grund
7. Novem­ber 1992: Rolf Schulze wird in Lehnin von drei Neon­azis zusam­mengeschla­gen, ertränkt und verbrannt.

20. Feb­ru­ar 1996: Sven Beuter wird in Bran­den­burg an der Hav­el von einem Neon­azi zu Tode getreten.

Wir erin­nern an Sven Beuter, Rolf Schulze und an die mehr als 200 Todes­opfer faschis­tis­ch­er Gewalt in Deutsch­land allein seit 1990. Die bei­den Fälle eint, dass die Men­schen von beken­nen­den und organ­isierten Neon­azis ermordet wur­den. Bei­de Män­ner mussten ster­ben, weil sie „kein Recht, [haben] unter der strahlen­den Sonne zu leben“, wie es ein­er der Mörder von Rolf Schulze während der Gerichtsver­hand­lung ver­laut­en ließ.

Rolf Schulze war zu seinem Todeszeit­punkt im Jahre 1992 woh­nungs­los und schlief häu­fig auf Bahn­höfen. Des Weit­eren ging er kein­er geregel­ten Arbeit nach. Dies allein machte ihn zum poten­tiellen Opfer. Die drei Täter sahen in ihm nur eine Belas­tung für die Gesellschaft und befan­den daher, dass sie im Sinne dieser agieren wür­den, indem sie Rolf Schulze mis­shan­del­ten und let­z­tendlich töteten. Aus ihrer Ide­olo­gie macht­en sie während der Gerichtsver­hand­lung keinen Hehl. Auch gaben sie offen zu, in ver­schieden neon­azis­tis­chen Grup­pierun­gen aktiv zu sein. Dies lässt die Schlussfol­gerung zu, dass ihre Hand­lung nicht im Affekt geschehen ist, son­dern let­z­tendlich die Folge ihrer Weltan­schau­ung war. Nach dieser haben nur Men­schen ein Recht zu leben, die einen Mehrw­ert für die Gesellschaft darstellen.

Ähn­lich ver­hält es sich bei dem Mord an dem alter­na­tiv­en Jugendlichen Sven Beuter. Er wurde von dem noch heute in der Neon­aziszene aktiv­en Sascha L. ermordet. L. ver­suchte zwar während der Gerichtsver­hand­lung Reue zu zeigen, tat dies nach­weis­lich jedoch nur, um mit ein­er milderen Gefäng­nis­strafe davon zu kom­men. Nach Beendi­gung der Haft­strafe machte er da weit­er, wo er vor dem Mord aufge­hört hatte.

Seit dieser Gewalt­tat im Jahre 1996 gab es immer wieder Gedenkver­anstal­tun­gen, die ver­sucht­en, den Mord nicht auf eine Auseinan­der­set­zung von rival­isieren­den Jugend­grup­pen zu reduzieren, son­dern die poli­tis­che Dimen­sion klar zu benen­nen. An diese Tra­di­tion gilt es in diesem Jahr anzuknüpfen. Denn solche Morde, als auch die zahlre­ichen Über­griffe auf Geflüchtete und deren Unterkün­fte, geschehen nicht von unge­fähr. Sie sind die logis­che Kon­se­quenz der Ungerechtigkeit des kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tems und faschis­tis­ch­er Denkmuster.

Wir mah­nen, die Auswirkun­gen men­schen­ver­ach­t­en­der Ide­olo­gien nicht aus den Augen zu ver­lieren und stets unsere Stim­men gegen Aus­gren­zung, Diskri­m­inierung und Ver­fol­gung zu erheben. Gemein­sam müssen wir den gesellschaftlichen Recht­sruck mit Sol­i­dar­ität und Entschlossen­heit stop­pen und unsere Vorstel­lun­gen von ein­er offe­nen, antikap­i­tal­is­tis­chen und freien Gesellschaft leben und verbreiten.

Die Auswirkun­gen des Ter­rors der Nationalsozialisten*innen sind für viele Men­schen bis heute präsent und spür­bar. Das Aufkom­men und der Radikalisierung­sprozess der AfD ste­ht in der unge­broch­enen Tra­di­tion deutsch­er Faschist*innen, das Dritte Reich wieder aufleben lassen zu wollen, den Men­schen ihr Selb­st­bes­tim­mungsrecht zu nehmen und sie in Kat­e­gorien einzuteilen. Dies führt von Aus­gren­zung über Diskri­m­inierung bis hin zum Mord, wie bei Rolf Schulze und Sven Beuter.

Wir mah­nen, aus der Geschichte zu ler­nen und sich mit aller Kraft gegen jegliche antie­manzi­pa­torischen Strö­mungen zur Wehr zu setzen.

Eine sol­i­darische und antifaschis­tis­che Gesellschaft ist möglich!

Wir kämpfen selb­st­be­wusst für eine offene und freie Gesellschaft – frei von Aus­beu­tung, Aus­gren­zung und Diskri­m­inierung. Egal wo und in welch­er Form kap­i­tal­is­tis­che und faschis­tis­che Denkmuster auftreten, ist es unsere Auf­gabe, ihnen auf jed­er Ebene ent­ge­gen­zutreten und sie mit allen Mit­teln zu bekämpfen.

Zum let­zten großen Gedenken 2016 gin­gen wir inten­siv in unserem Aufruf auf die ras­sis­tis­chen Mobil­isierun­gen ein. Jet­zt, fünf Jahre später, erleben wir eine Art Revival dieser Mobil­isierun­gen. Dieses Mal laufen wieder ver­meintlich besorgte Bürger*innen Seite an Seite mit Rechtsextremist*innen. In Bran­den­burg an der Hav­el gehen seit dem 2. Novem­ber nun jeden Mon­tag rund 300 Corona-Verharmloser*innen mit Rechtsextremist*innen unter dem Label „Bran­den­burg ste­ht auf“ auf die Straße. Mit dabei ist auch die AfD. Sie fordern die sofor­tige Beendi­gung des „Lock­downs“. Damit wer­den wirtschaftliche Inter­essen vor die Gesund­heit von Vor­erkrank­ten und anderen Risikopatient*innen geset­zt. Darin lassen sich Ten­den­zen zu faschis­tisch-kap­i­tal­is­tis­chen Denkmustern erken­nen. Men­schen, deren Arbeit als ver­meintlich weniger Wert eingeschätzte wird, wird das Recht auf Leben abge­sprochen. Hinzu kom­men weit­ere Über­schnei­dun­gen in der Gesin­nung bzw. Ide­olo­gie. So glauben sowohl Recht­sex­treme als auch Querdenker*innen an eine geheime Elite, welche im Ver­bor­ge­nen agieren würde. Für Recht­sex­treme ste­ht hier­bei klar fest, wer die Fäden in der Hand hält. Sie glauben an eine jüdis­che Weltherrschaft und bedi­enen damit das alte anti­semi­tis­che Feind­bild. Es ist daher auch nicht weit­er ver­wun­der­lich, dass sich die Demonstrant*innen von „Bran­den­burg ste­ht auf“ mit dem Vor­wurf des Recht­sex­trem­is­mus kon­fron­tiert sehen.

Hier ist es unsere Auf­gabe, diese Denkmuster zu ent­lar­ven, sie als falsch, gefährlich und men­schen­ver­ach­t­end zu benen­nen und sie mit aller Härte zu bekämpfen. Wenn wir jet­zt keine entschlossene und entsch­iedene antifaschis­tis­che Antwort auf diese Mobil­isierun­gen geben, wer­den wir die Kon­se­quen­zen noch weitre­ichend zu spüren bekom­men. Das kön­nte sich beispiel­sweise in ein­er noch stärk­eren AfD auswirken, die weit­er­hin alles bekämpft, das sie links der CDU verortet, ihnen Mit­tel kürzen will, wie dem Lan­desver­band der Falken Bran­den­burg oder emanzi­pa­torische Pro­jek­te wie das Utopia e.V. in Frankfurt/Oder angreift. Dem gilt es über­all und geschlossen ent­ge­gen­zutreten. Wann immer jemand ver­sucht, Min­der­heit­en aus der Gesellschaft auszu­gren­zen und zu diskri­m­inieren, find­et ein Angriff auf unsere Gesellschaft statt, zu der eth­nis­che und kul­turelle Vielfalt dazuge­hört. Wir kämpfen gegen das Vergessen von zwei Mor­den durch Neon­azis und deren faschis­tis­chen Welt­bilder, wie sie lei­der bis heute tief im Denken viel­er Men­schen ver­ankert sind. Nie­mand hat das Recht zu entschei­den, welch­es Leben (lebens)wert ist und welch­es nicht. Daraus ergibt sich für uns auch die Notwendigkeit des Kampfes gegen die Coronaverhamloser*innen. Nie wieder Faschis­mus heißt auch Geschichtsrevisionist*innen, die ger­ade einen Aufwind bekom­men und Anschluss bei de Coronaverhamloser*innen find­en, zu bekämpfen. Nie­mand ist vergessen! Nichts ist vergeben!

Deshalb:

Organ­isiert euch! Wehrt euch! Kämpft!

20. Feb­ru­ar 2021 – 13 Uhr – Haupt­bahn­hof Bran­den­burg an der Hav­el – Antifaschis­tis­che Gedenkdemonstration

Hier find­et ihr die Vor­la­gen für die Fly­er, Plakate und Stick­er

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