8. Januar 2021 · Quelle: Antifa Jugend Brandenburg

Erinnern Mahnen Kämpfen

Der Todestag von Sven Beuter, der von Neonazis getötet wurde, jährt sich zum 25. Mal. Die Antifa Jugend Brandenburg ruft zu einer Gedenkkundgebung am 20.02. um 13 Uhr auf.

***** UPDATE*****

Kundge­bung statt Demonstration
Wir hat­ten gehofft, dass eine Demon­stra­tion am 20. Feb­ru­ar möglich sein wird. Lei­der müssen wir euch nun mit­teilen, dass es keine Demon­stra­tion geben kann, da laut dem aktuellen Pandemie/Demonstrationsbestimmungen nur Kundge­bun­gen erlaubt sind und keine Demon­stra­tionszüge. Daher wird am 20. Feb­ru­ar um 13 Uhr in der Havel­straße 13 eine antifaschis­tis­che Gedenkkundge­bung für Sven Beuter stat­tfind­en. Bis zu diesem Ort hat­te der Totschläger Sascha L. Sven Beuter geschlif­f­en und an dieser Stelle wurde 2007 auch eine Gedenkplat­te für Sven Beuter verlegt.
Wir bedauern sehr, dass es keine Demon­stra­tion geben kann. Wir hof­fen, dass ihr trotz­dem den Weg in die Havel­straße 13 find­et um Sven Beuter zu gedenken.

Antifaschis­tis­che Gedenkkundge­bung – Havel­straße 13 – 20. Feb­ru­ar 2021 — 13 Uhr

Infek­tion­ss­chutz
Wir bit­ten euch während der gesamten Kundge­bung einen Mund-Nasen-Schutz zu tra­gen und nach Möglichkeit­en die Min­destab­stände zu wahren.
Soll­tet ihr nach der Kundge­bung einen pos­i­tiv­en Test haben, schreibt uns das gerne ver­schlüs­selt per Mail und wir kom­mu­nizieren dann, dass die Men­schen, die bei der Kundge­bung waren, in den kom­menden Tagen entsprechend noch aufmerk­samer sein soll­ten etc.

Neon­azis und Autoko­r­so von Querdenkern
Seit dem es ein Gedenken an den ermorde­ten Sven Beuter gibt, gehören neon­azis­tis­che Störun­gen der Ver­anstal­tun­gen dazu. Seit 2015 nah­men diese Störun­gen allerd­ings ab und zulet­zt gab es keine mehr. Den­noch beste­ht die Möglichkeit, dass es erneut zu Störun­gen kom­men kann. Sollte das der Fall sein, bit­ten wir euch, beson­nen zu reagieren.
Eben­falls find­et am 20. Feb­ru­ar um 14 Uhr am Wiesen­weg ein Autoko­r­so von „Bran­den­burg ste­ht auf“ statt. Dabei han­delt es sich um eine Gruppe von Coronaverharmloser*Innen, Verschwörungserzähler*Innen, Coronaleugner*Innen und auch Recht­en. Der erste Autoko­r­so fand am Sam­stag den 6. Feb­ru­ar 2021 mit ca. 150 Fahrzeu­gen statt und fuhr über 2 Stun­den im gesamten Stadt­ge­bi­et eine Runde. Wir gehen nicht davon aus, dass der Kor­so an der Kundge­bung vor­bei fahren wird. Allerd­ings wird man deren Hupen wahrschein­lich auch am Kundge­bung­sort hören.

Die Polizei
Das Ver­hal­ten der Polizeikräfte und die Anzahl der einge­set­zten Bedi­en­steten lässt sich nur schw­er abschätzen. In der Regel ist die Polizei bei Ver­anstal­tun­gen von Neon­azis und dementsprechen­den Gegen­protesten immer mas­siv präsent gewe­sen, bei den ver­gan­genen Gedenkver­anstal­tun­gen hielt sie sich jedoch zurück und es wur­den nur wenige Bedi­en­stete einge­set­zt. Bish­er machte die Polizeiführung eher den Ein­druck, als wollte sie die Gedenkkundge­bung ruhig und ohne größere Prob­leme durchführen.

Hin­ter­grund
7. Novem­ber 1992: Rolf Schulze wird in Lehnin von drei Neon­azis zusam­mengeschla­gen, ertränkt und verbrannt.

20. Feb­ru­ar 1996: Sven Beuter wird in Bran­den­burg an der Hav­el von einem Neon­azi zu Tode getreten.

Wir erin­nern an Sven Beuter, Rolf Schulze und an die mehr als 200 Todes­opfer faschis­tis­ch­er Gewalt in Deutsch­land allein seit 1990. Die bei­den Fälle eint, dass die Men­schen von beken­nen­den und organ­isierten Neon­azis ermordet wur­den. Bei­de Män­ner mussten ster­ben, weil sie „kein Recht, [haben] unter der strahlen­den Sonne zu leben“, wie es ein­er der Mörder von Rolf Schulze während der Gerichtsver­hand­lung ver­laut­en ließ.

Rolf Schulze war zu seinem Todeszeit­punkt im Jahre 1992 woh­nungs­los und schlief häu­fig auf Bahn­höfen. Des Weit­eren ging er kein­er geregel­ten Arbeit nach. Dies allein machte ihn zum poten­tiellen Opfer. Die drei Täter sahen in ihm nur eine Belas­tung für die Gesellschaft und befan­den daher, dass sie im Sinne dieser agieren wür­den, indem sie Rolf Schulze mis­shan­del­ten und let­z­tendlich töteten. Aus ihrer Ide­olo­gie macht­en sie während der Gerichtsver­hand­lung keinen Hehl. Auch gaben sie offen zu, in ver­schieden neon­azis­tis­chen Grup­pierun­gen aktiv zu sein. Dies lässt die Schlussfol­gerung zu, dass ihre Hand­lung nicht im Affekt geschehen ist, son­dern let­z­tendlich die Folge ihrer Weltan­schau­ung war. Nach dieser haben nur Men­schen ein Recht zu leben, die einen Mehrw­ert für die Gesellschaft darstellen.

Ähn­lich ver­hält es sich bei dem Mord an dem alter­na­tiv­en Jugendlichen Sven Beuter. Er wurde von dem noch heute in der Neon­aziszene aktiv­en Sascha L. ermordet. L. ver­suchte zwar während der Gerichtsver­hand­lung Reue zu zeigen, tat dies nach­weis­lich jedoch nur, um mit ein­er milderen Gefäng­nis­strafe davon zu kom­men. Nach Beendi­gung der Haft­strafe machte er da weit­er, wo er vor dem Mord aufge­hört hatte.

Seit dieser Gewalt­tat im Jahre 1996 gab es immer wieder Gedenkver­anstal­tun­gen, die ver­sucht­en, den Mord nicht auf eine Auseinan­der­set­zung von rival­isieren­den Jugend­grup­pen zu reduzieren, son­dern die poli­tis­che Dimen­sion klar zu benen­nen. An diese Tra­di­tion gilt es in diesem Jahr anzuknüpfen. Denn solche Morde, als auch die zahlre­ichen Über­griffe auf Geflüchtete und deren Unterkün­fte, geschehen nicht von unge­fähr. Sie sind die logis­che Kon­se­quenz der Ungerechtigkeit des kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tems und faschis­tis­ch­er Denkmuster.

Wir mah­nen, die Auswirkun­gen men­schen­ver­ach­t­en­der Ide­olo­gien nicht aus den Augen zu ver­lieren und stets unsere Stim­men gegen Aus­gren­zung, Diskri­m­inierung und Ver­fol­gung zu erheben. Gemein­sam müssen wir den gesellschaftlichen Recht­sruck mit Sol­i­dar­ität und Entschlossen­heit stop­pen und unsere Vorstel­lun­gen von ein­er offe­nen, antikap­i­tal­is­tis­chen und freien Gesellschaft leben und verbreiten.

Die Auswirkun­gen des Ter­rors der Nationalsozialisten*innen sind für viele Men­schen bis heute präsent und spür­bar. Das Aufkom­men und der Radikalisierung­sprozess der AfD ste­ht in der unge­broch­enen Tra­di­tion deutsch­er Faschist*innen, das Dritte Reich wieder aufleben lassen zu wollen, den Men­schen ihr Selb­st­bes­tim­mungsrecht zu nehmen und sie in Kat­e­gorien einzuteilen. Dies führt von Aus­gren­zung über Diskri­m­inierung bis hin zum Mord, wie bei Rolf Schulze und Sven Beuter.

Wir mah­nen, aus der Geschichte zu ler­nen und sich mit aller Kraft gegen jegliche antie­manzi­pa­torischen Strö­mungen zur Wehr zu setzen.

Eine sol­i­darische und antifaschis­tis­che Gesellschaft ist möglich!

Wir kämpfen selb­st­be­wusst für eine offene und freie Gesellschaft – frei von Aus­beu­tung, Aus­gren­zung und Diskri­m­inierung. Egal wo und in welch­er Form kap­i­tal­is­tis­che und faschis­tis­che Denkmuster auftreten, ist es unsere Auf­gabe, ihnen auf jed­er Ebene ent­ge­gen­zutreten und sie mit allen Mit­teln zu bekämpfen.

Zum let­zten großen Gedenken 2016 gin­gen wir inten­siv in unserem Aufruf auf die ras­sis­tis­chen Mobil­isierun­gen ein. Jet­zt, fünf Jahre später, erleben wir eine Art Revival dieser Mobil­isierun­gen. Dieses Mal laufen wieder ver­meintlich besorgte Bürger*innen Seite an Seite mit Rechtsextremist*innen. In Bran­den­burg an der Hav­el gehen seit dem 2. Novem­ber nun jeden Mon­tag rund 300 Corona-Verharmloser*innen mit Rechtsextremist*innen unter dem Label „Bran­den­burg ste­ht auf“ auf die Straße. Mit dabei ist auch die AfD. Sie fordern die sofor­tige Beendi­gung des „Lock­downs“. Damit wer­den wirtschaftliche Inter­essen vor die Gesund­heit von Vor­erkrank­ten und anderen Risikopatient*innen geset­zt. Darin lassen sich Ten­den­zen zu faschis­tisch-kap­i­tal­is­tis­chen Denkmustern erken­nen. Men­schen, deren Arbeit als ver­meintlich weniger Wert eingeschätzte wird, wird das Recht auf Leben abge­sprochen. Hinzu kom­men weit­ere Über­schnei­dun­gen in der Gesin­nung bzw. Ide­olo­gie. So glauben sowohl Recht­sex­treme als auch Querdenker*innen an eine geheime Elite, welche im Ver­bor­ge­nen agieren würde. Für Recht­sex­treme ste­ht hier­bei klar fest, wer die Fäden in der Hand hält. Sie glauben an eine jüdis­che Weltherrschaft und bedi­enen damit das alte anti­semi­tis­che Feind­bild. Es ist daher auch nicht weit­er ver­wun­der­lich, dass sich die Demonstrant*innen von „Bran­den­burg ste­ht auf“ mit dem Vor­wurf des Recht­sex­trem­is­mus kon­fron­tiert sehen.

Hier ist es unsere Auf­gabe, diese Denkmuster zu ent­lar­ven, sie als falsch, gefährlich und men­schen­ver­ach­t­end zu benen­nen und sie mit aller Härte zu bekämpfen. Wenn wir jet­zt keine entschlossene und entsch­iedene antifaschis­tis­che Antwort auf diese Mobil­isierun­gen geben, wer­den wir die Kon­se­quen­zen noch weitre­ichend zu spüren bekom­men. Das kön­nte sich beispiel­sweise in ein­er noch stärk­eren AfD auswirken, die weit­er­hin alles bekämpft, das sie links der CDU verortet, ihnen Mit­tel kürzen will, wie dem Lan­desver­band der Falken Bran­den­burg oder emanzi­pa­torische Pro­jek­te wie das Utopia e.V. in Frankfurt/Oder angreift. Dem gilt es über­all und geschlossen ent­ge­gen­zutreten. Wann immer jemand ver­sucht, Min­der­heit­en aus der Gesellschaft auszu­gren­zen und zu diskri­m­inieren, find­et ein Angriff auf unsere Gesellschaft statt, zu der eth­nis­che und kul­turelle Vielfalt dazuge­hört. Wir kämpfen gegen das Vergessen von zwei Mor­den durch Neon­azis und deren faschis­tis­chen Welt­bilder, wie sie lei­der bis heute tief im Denken viel­er Men­schen ver­ankert sind. Nie­mand hat das Recht zu entschei­den, welch­es Leben (lebens)wert ist und welch­es nicht. Daraus ergibt sich für uns auch die Notwendigkeit des Kampfes gegen die Coronaverhamloser*innen. Nie wieder Faschis­mus heißt auch Geschichtsrevisionist*innen, die ger­ade einen Aufwind bekom­men und Anschluss bei de Coronaverhamloser*innen find­en, zu bekämpfen. Nie­mand ist vergessen! Nichts ist vergeben!

Deshalb:

Organ­isiert euch! Wehrt euch! Kämpft!

20. Feb­ru­ar 2021 – 13 Uhr – Haupt­bahn­hof Bran­den­burg an der Hav­el – Antifaschis­tis­che Gedenkdemonstration

Hier find­et ihr die Vor­la­gen für die Fly­er, Plakate und Stick­er

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