(Marlies Emmerich) POTSDAM. Brandenburg/Havel ist heute und morgen die nächste Station für den “Zug der Erinnerung”, der zuvor für eine Woche in Berlin weilte. In der Havelstadt kommen zur Ankunft SPD- und CDU-Landespolitiker. Am Freitag und Sonnabend wird der Zug, der in zwei Wagons an das Schicksal deportierter Kinder während der NS-Zeit erinnert, dann in Potsdam Halt machen. “Auf Gleis 1 im Bahnhof — allerbeste Lage”, wie Jörg Stopa von der Privatinitiative sagte. Zur Eröffnung morgens um 9 Uhr haben sich Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), Integrationsbeauftragte Karin Weiss und der Auschwitzüberlebende Willi Frowein angesagt. Am Sonntag fährt der Zug nach Cottbus weiter, um schließlich am 8. Mai in Auschwitz einzutreffen. Brandenburgs Politiker hoffen, dass sich vor allem Schulklassen gemeinsam die Ausstellung ansehen und auch selbst Schicksale von Deportierten in ihren Heimatorten erforschen und dokumentieren. Die Kosten für den Aufenthalt in Brandenburg — einschließlich Werbung — belaufen sich auf täglich rund 2 100 Euro, insgesamt auf mehr als 10 000 Euro. Das Land hat dafür Mittel des Projekts Tolerantes Brandenburg sowie der Integrationsbeauftragten zur Verfügung gestellt. Wie berichtet, verlangt die Bahn für jeden Aufenthaltstag 450 Euro und für jeden gefahrenen Kilometer drei Euro. Nach Auskunft der Initiative bleibt in Berlin trotz einer Spende des Senats und von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in Höhe von 23 000 Euro ein kleines Defizit. Die Projektkosten sollen deutschlandweit bei einer halben Million Euro liegen. Mehrfach hatten Politiker aller Parteien die Bahn — bisher vergeblich — gebeten, von der formal korrekten Forderung abzurücken. Um weiter Geld zu sammeln, ist deshalb geplant, nach dem 8. Mai nochmals Städte anzufahren.
In Berlin hatte die Bahn aus technischen Gründen den Hauptbahnhof als Standort des Zuges verweigert und den Bahnhof Grunewald erst nach Protesten zugelassen. Gestern Abend wurde wegen dieser Haltung noch einmal vor der Berliner Bahnzentrale am Potsdamer Platz demonstriert.