KREIS — Gleich zu einem doppelten Debakel kam es am Montagabend bei einem Wahlforum in Perleberg, bei dem sich die sieben Kandidaten für den Bundestagswahlkreis 56 (dazu gehören die Kreise Ostprignitz-Ruppin, Prignitz und der Norden des Havellandes) präsentierten.Nachdem sich der Neuruppiner NPD-Kandidat Renald Christopeit nicht von dem Mordanschlag auf einen Spätaussiedler in Wittstock und dem Brandanschlag auf die Gedenkstätte im Belower Wald distanzierte, wurde der Bewerber per Publikumsabstimmung des Saales verwiesen.
SPD-Bewerber Ernst Bahr sowie Wolfgang Gehrcke (PDS) und Wolfgang Freese (Bündnisgrüne) hatten von Christopeit gefordert, sich von den Anschlägen zu distanzieren. Das lehnte Christopeit ab — weil er selber nichts damit zu tun habe. Als der NPD-Kandidat und seine Gefolgschaft den Saal unter lautem Protest verlassen hatten, bestimmte der Umgang mit der NPD und rechtem Gedankengut die Debatte — zum Unmut des CDU-Bewerbers Siegbert Meseck, der wenig später freiwillig, aber total verärgert diese Runde verließ. “Ich bin entsetzt”, sagte der 60-jährige Kreistierarzt. Meseck fühlte sich an Zeiten erinnert, als andere Meinungen ebenfalls nicht zugelassen wurden. “Ich bin kein Freund der NPD, aber den Leuten muss man doch mit Argumenten begegnen können.”
“Es war keine vernünftige Debatte”, gab gestern auch Ernst Bahr zu. Der SPD-Mann hätte es lieber gesehen, wenn die Wahl, wer den Saal verlässt, allein bei ihm und Christopeit gelegen hätte. In diesem Moment das Publikum zu befragen sei eher unglücklich gewesen, so Bahr. Christdemokrat Meseck ging noch einen Schritt weiter: Der CDU-Bewerber sprach von einer “getürkten Veranstaltung”, da hauptsächlich PDS-Leute im Saal gesessen hätten.