Märkisch-Oderland. Eine Gruppe von 22 Jugendlichen und fünf Erwachsenen aus
Seelow nahm am 5. Mai 2005 gemeinsam mit der 120-köpfigen deutschen
Delegation am “March of the Living 2005” im ehemaligen Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenau teil. Es war das erste Mal, dass Deutsche zu dieser
Gedenkveranstaltung eingeladen wurden.
Als Botschafter der Friedensregion Seelow haben sich die Märkisch-Oderländer
verstanden. “Auch künftig werden wir uns gegen aufkommende
Geschichtsverklärung und ‑relativierung einsetzen”, versprachen die Seelower
Teilnehmer nach ihrer Rückkehr. Den Aufruf der Überlebenden des Naziregimes,
der vielen Opfer und der mehr als 18 000 Teilnehmer des “March of the Living
2005” sehen sie als Auftrag und Verpflichtung, sich auch in Zukunft für ein
“Nie wieder” dieser Verbrechen zu engagieren, betonten die Jugendlichen
unter ihnen Robert Skok.
Anlässlich des March of the Living legten die Seelower zum
Holocaust-Gedenktag und Tag der Befreiung Blumen in Auschwitz nieder.
Der Deutsche Bundesjugendring nahm mit 120 jungen Leuten am “March of the
Living”, dem “Marsch der Überlebenden” teil. Er wird seit 1988 jährlich am
5. Mai, dem Holocaust-Gedenktag Yom Hashoah, veranstaltet. An der
diesjährigen Gedenkveranstaltung nahmen erstmals auch Deutsche auf Einladung
der Veranstalter teil.
60 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus ist der “March of the Living”
besonders allen Überlebenden und Opfern gewidmet und all denjenigen, die für
die Befreiung Europas kämpften. Zentrale Redner auf der Gedenkveranstaltung
waren der Nobelpreisträger Elie Wiesel, der israelische Premierminister
Ariel Sharon und der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski. Mehr als 18
000 Menschen aus vielen Ländern hatten sich in der Gedenkstätte in Auschwitz
versammelt.
Die Seelower Jugendlichen kamen mit vielen anderen Teilnehmern ins Gespräch
und tauschten ihre Adressen mit Jugendlichen aus Polen, Israel, den USA und
Kanada. “Uns schlug viel Freundlichkeit und die Hoffnung entgegen, dass wir
jungen Leute das Vermächtnis der Opfer des Naziterrors bewahren, dass sich
so etwas nie wiederholen darf!”, so Anja Schneider aus Seelow.
Am Samstag besuchte die Gruppe die Gedenkstätte Auschwitz 1, das so genannte
Stammlager von mehr als 40 weiteren zu Auschwitz gehörenden ehemaligen
Konzentrationslagern. Hier legten Schüler des Gymnasiums und der
Gesamtschule aus der Kreisstadt von Märkisch-Oderland gemeinsam mit dem
Landtagsabgeordneten Wolfgang Heinze (PDS), der die Beteiligung an dieser
Aktion initiierte, zum Gedenken an die 1,5 Millionen Toten, die allein in
Auschwitz ermordet wurden, Blumen nieder. Der größte Friedhof der Welt und
Gespräche mit Zeitzeugen machten die Teilnehmer sehr betroffen.
Die Seelower Gruppe wolle sich weiter in die Aufarbeitung der Vergangenheit
der Region und die Friedenserziehung junger Menschen einbringen, erklärte
Sabine Schneider von der Kindervereinigung Seelow auch beim Besuch des
brandenburgischen Ministers Holger Rupprecht am Montag im Seelower
Jugendzentrum FRIZZ. “Unsere Jugendlichen, die mit auf dem March of the
Living waren, haben sich im Vorfeld dieses Projektes mit der Geschichte
eines der ersten KZ in Slonsk (ehemals Sonnenburg), nur 30 Kilometer
entfernt auf der heutigen polnischen Seite, befasst. Ein Großteil der Gruppe
ist interessiert, in naher Zukunft mit Klassenkameraden und Freunden
Folgeprojekte durchzuführen”, berichtete sie.
Neben der Teilnahme an der zentralen Gedenkfeier haben die 120 Jugendlichen
und Multiplikatoren der Jugendverbandsarbeit weitere Gedenkstätten und
ehemalige Zentren jüdischen Lebens in Wroclaw (Breslau) und Kraków (Krakau)
besucht.
Seit fast zwei Jahrzehnten findet die alljährliche Reise “March of the
Living” für jüdische Jugendliche aus aller Welt nach Polen statt. Der
Höhepunkt dieser außergewöhnlichen Reise in Polen ist der zweieinhalb
Kilometer lange Marsch am Holocaust-Gedenktag von Auschwitz nach Birkenau
Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes wurde 2005 erstmals eine Gruppe von 120
Jugendlichen aus Deutschland eingeladen, am March of the Living
teilzunehmen. Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR), hat mit dem Fonds für
“Erinnerung und Zukunft” und mit Unterstützung von Mitgliedern des Deutschen
Bundestages die Zusammenstellung der Delegation von Jugendlichen und
Vertretern der Jugendarbeit koordiniert.
Zu den elf Projekten, die die deutschen Gruppen zur Holocaust-Aufarbeitung
in Polen vorstellten, gehörte auch das der Kindervereinigung Seelow zum
Konzentrationslager Sonnenburg.