(MARION KAUFMANN, MAZ) NEURUPPIN Das Flugzeug war längst gelandet. Stundenlang standen die Großeltern im Flughafen Sarajevo an der Glasscheibe. Doch die vier Enkel und die Tochter aus Neuruppin kamen einfach nicht. Dabei war die Familie gut angekommen und nur wenige Meter entfernt — in einem Büro der Flughafenpolizei. Aus dem Wiedersehen wurde nichts. Weil die Ausländerbehörde in Neuruppin einen Stempel vergessen hatte.
“Das war wohl der schlimmste Tag in meinem Leben”, sagt Saleh Eid. Am 2. Juli hatte er seine Frau Fata und seine vier Kinder (11, 10, 7 und 3) zum Flughafen Berlin-Tegel gebracht. Vier Wochen Urlaub bei den Großeltern. Einen Tag später konnte Saleh Eid seine Familie in Tegel wieder abholen. Die Eids wurden in Sarajewo postwendend in den nächsten Flieger zurück nach Deutschland gesetzt. Grund: Der Pass der Mutter war längst abgelaufen.
“Das ist die Schuld der Ausländerbehörde”, sagt Saleh Eid, gebürtiger Palästinenser und seit kurzem deutscher Staatsbürger. Seine Frau stammt aus Ex-Jugoslawien, lebt seit neun Jahren in der Fontanestadt und hat eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Für die Reise in ihre alte Heimat hat die 35-Jährige ihren Pass bei der Ausländerbehörde des Kreises abgegeben. “Dort lag er mehrere Monate”, sagt ihr Mann. Kurz vor der Reise bekam die Frau ihren Pass zurück — mit dem erforderlichen Visum, gültig bis zum 29. November 2005. Dass der Pass dabei nicht ordnungsgemäß verlängert wurde, fiel den Eids nicht auf. “Wir haben uns da auf die Behörde verlassen, die dürfen doch kein Visum erteilen, wenn der Pass abgelaufen ist”, sagt Saleh Eid. Bei den Passkontrollen in Tegel und Mailand nahm niemand Anstoß an dem Dokument. Doch die Zollbeamtin in Sarajevo schaute genauer hin: Der Pass war seit 16. September 2004 abgelaufen. Die Ausländerbehörde hatte zwar das Visum erteilt, dabei aber offensichtlich vergessen, den Pass zu verlängern.
“Meine Familie wurde behandelt wie Kriminelle”, empört sich Saleh Eid. Zehn Stunden wurden die Eids in Sarajevo festgehalten, dann ging es mit Polizeibegleitung zurück nach Berlin. “Meine Frau und meine Kinder sind völlig fertig”, sagt Eid. Vom finanziellen Verlust ganz zu schweigen: 2500 Euro hat den Familienvater die Reise gekostet, die nach einem Tag schon wieder beendet war. Nun will Eid die Ausländerbehörde verklagen. Diese war gestern Nachmittag für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.