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Ex-Spitzel Christian K. berichtet über VS-Praktiken

Neuer Ver­rat in V‑Mann-Affäre

Ehe­ma­liger Spitzel belastet Geheim­di­enst / Vor Razz­ia des Bun­des gewarnt

(MAZ) POTSDAM Die V‑Mann-Affäre des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes nimmt offen­bar bun­de­spoli­tis­che Dimen­sio­nen an. Der ent­tarnte Spitzel Chris­t­ian K. teilte der MAZ und dem Berlin­er “Tagesspiegel” in einem Gespräch mit, dass sein V‑Mann-Führer ihn über eine Razz­ia gegen Mit­glieder der mil­i­tan­ten Skin­head-Bewe­gung “Blood & Hon­our” (B&H) informiert habe. Mit dieser Razz­ia am 14. Sep­tem­ber 2000 wollte Bun­desin­nen­min­is­ter Otto Schi­ly (SPD) das
deutsch­landweite Ver­bot der gefährlichen Neon­azi-Organ­i­sa­tion vollstrecken. 

Durch­sucht wur­den damals auch die Woh­nun­gen von Ste­fan R. aus Neu Bochow und
Sven S. aus Bork­walde (bei­de Pots­dam-Mit­tel­mark). S. war Brandenburg-Chef
und Schatzmeis­ter von B&H.

Ex-Spitzel K. bestre­it­et aber, seinen Fre­und Sven S. im Sep­tem­ber 2000 vor
der Durch­suchung gewarnt zu haben. Anders ver­hielt es sich nach K.s Worten
im Feb­ru­ar 2001. Damals habe er S. über die Razz­ia unter­richtet. Das
vorge­se­hene Datum, den 17. Feb­ru­ar, habe ihm am 6. Feb­ru­ar sein
V‑Mann-Führer mit dem Tarn­na­men “Max” tele­fonisch mit­geteilt, sagt K. Der
etwa 40 Jahre alte “Max” habe betont, dass die Razz­ia im Zusam­men­hang mit
Ermit­tlun­gen gegen die recht­sex­treme Ter­ror­gruppe “Nationale Bewegung”
ste­he. Die bis heute unent­deck­te Organ­i­sa­tion hat­te am 8. Jan­u­ar 2001 den
Bran­dan­schlag auf den jüdis­chen Fried­hof in Pots­dam verübt. 

Die Aus­sagen des ehe­ma­li­gen V‑Manns, der von 1998 bis Ende 2002 als Spitzel
arbeit­ete und als zuver­läs­sige Quelle galt, ste­hen im Wider­spruch zu
Erk­lärun­gen des Ver­fas­sungss­chutzes in der Parlamentarischen
Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK). PKK-Chef Christoph Schulze (SPD) erk­lärte noch in
dieser Woche, es gebe keinen Hin­weis auf einen Ver­rat durch den
Geheim­di­enst. Der Infor­mant müsse aus der Polizei stammen. 

Auch dazu äußerte sich Spitzel K.: Nach­dem der Ver­rat durch ein abgehörtes
Tele­fonat zwis­chen K. und S. offenkundig gewor­den war und die Razz­ia hastig
vorge­zo­gen wer­den musste, habe “Max” eine “Geschichte erfun­den”, die den
Ver­dacht auf die Polizei lenken sollte. 

Ex-Spitzel belastet Geheimdienst

V‑Mann-Skan­dal: Leck offen­bar doch beim Verfassungsschutz

(MAZ) POTSDAM Chris­t­ian K., der ent­tarnte Spitzel des brandenburgischen
Ver­fas­sungss­chutzes, der im Feb­ru­ar 2001 eine Polizeirazz­ia gegen die
recht­sex­treme Ter­ror­gruppe “Nationale Bewe­gung” ver­ri­et, belastet den
Geheim­di­enst schw­er. In einem Gespräch mit der MAZ und dem Berliner
“Tagesspiegel” sagte der 27-jährige Bau­maschi­nen­fahrer, sein V‑Mann-Führer
mit dem Tarn­na­men “Max” habe ihm das Datum der Razz­ia sowie die Dimension
der Aktion mitgeteilt.

Dies ste­ht offen­bar in Wider­spruch zu Äußerun­gen von Verfassungsschutzchef
Hein­er Wegesin vor der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK) des
Pots­damer Land­tags. Im Bei­sein von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) ist
die Rolle des Geheim­di­en­stes beim Ver­rat so dargestellt wor­den, dass
PKK-Chef Christoph Schulze (SPD) den ver­meintlichen Allein­schuldigen für den
Ver­rat bei der bran­den­bur­gis­chen Polizei zu erken­nen glaubte. 

Es gebe keinen Hin­weis, dass der V‑Mann von seinem Führungs­beamten beim
Ver­fas­sungss­chutz auf die Razz­ia aufmerk­sam gemacht wurde, teilte Schulze
nach der Geheim­sitzung in dieser Woche mit. Der Ver­räter müsse den Reihen
der Polizei entstam­men. Immer­hin, erk­lärte der Kon­trolleur, seien “Hun­derte,
wenn nicht Tausende Polizis­ten” im Vor­feld in die Razz­ia eingeweiht
gewe­sen — was nach Recherchen der MAZ nicht im ent­fer­n­testen zutrifft. Einen
V‑Mann-Skan­dal des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes, meinte Schulze,
gebe es nicht. 

Sollte sich jedoch erweisen, dass der ehe­ma­lige V‑Mann Chris­t­ian K. den
Ver­rat der Razz­ia samt den Hin­ter­grün­den wahrheits­ge­treu wiedergibt, ist der
Ver­fas­sungss­chutzskan­dal noch viel größer, als selb­st erfahrene
Sicher­heit­sex­perten dies bish­er für möglich hiel­ten. Es wäre nicht
auszuschließen, dass der PKK, die den Ver­fas­sungss­chutz überwachen soll,
Unwahrheit­en mit­geteilt wur­den — wissentlich, fahrläs­sig oder zufällig. 

K. lässt keinen Zweifel daran, dass er seit Jugend­jahren ein überzeugter
Neon­azi ist. Kurz nach sein­er Ent­las­sung aus der Bun­deswehr im Jahr 1998
hat­te der bran­den­bur­gis­che Ver­fas­sungss­chutz den jun­gen Mann aus Damsdorf
ange­wor­fen und als Infor­man­ten in der recht­sex­tremen Musik­szene eingesetzt.
Abgeschal­tet wurde K. nicht sofort nach Bekan­ntwer­den seines Ver­rats im
Feb­ru­ar 2001, son­dern erst Ende ver­gan­genen Jahres. Pro Woche soll der
Spitzel mehrere hun­dert Mark Infor­ma­tion­shon­o­rar erhal­ten haben, manchmal
mehr. Das ist kaum weniger, als der im Juni 2000 ent­tarnte Topspitzel
Carsten S. bekom­men hat­te. Das zeigt den hohen Stel­len­wert, der K.s
Infor­ma­tio­nen beigemessen wur­den. Der Spitzel hat­te den Ruf, wahrheitsgemäß
zu berichten. 

Was im Feb­ru­ar 2001 geschah, gibt Spitzel K. so wieder: Um die Mittagszeit -
es muss Dien­stag, der 6. Feb­ru­ar gewe­sen sein — habe sein Handy geklingelt,
das ihm der Geheim­di­enst zur Ver­fü­gung gestellt habe. “Max”, sein
V‑Mann-Führer, habe ihm knapp mit­geteilt, dass für den 17. Feb­ru­ar eine
Polizeirazz­ia im Zusam­men­hang mit Ermit­tlun­gen gegen die “Nationale
Bewe­gung” geplant sei. Die Ter­ror­gruppe, die am 8. Jan­u­ar 2001 den
Bran­dan­schlag auf den Jüdis­chen Fried­hof in Pots­dam verübt hat­te, ist bis
heute unent­deckt, obwohl der Gen­er­al­bun­de­san­walt seit fast zweieinhalb
Jahren ermittelt. 

“Max”, so ist K.s Worten zu ent­nehmen, hat den Spitzel offen­bar ermuntert,
den Razz­i­ater­min weit­erzuerzählen, ins­beson­dere an Sven S. aus Borkwalde,
dem früheren Bran­den­burg-Sek­tion­schef der mil­i­tan­ten Skinhead-Bewegung
“Blood & Hon­our” (B&H), die Bun­desin­nen­min­is­ter Otto Schi­ly (SPD) am 14.
Sep­tem­ber 2000 als krim­inelle Vere­ini­gung ver­boten hatte. 

Seit etwa Anfang 2000, berichtet K., habe er “ver­botenes Zeug”, das S.
gehörte, in seinem Keller gebunkert. Die ver­bote­nen CDs (von “Macht & Ehre” bis “Landser”) und T‑Shirts — ins­ge­samt “drei bis vier Umzugskartons” -
soll­ten bei Durch­suchun­gen von S. Woh­nung nicht gefun­den wer­den. Sein
V‑Mann-Führer, sagt Spitzel K., habe dies gewusst, und dies sei auch der
Grund für “Max” War­nan­ruf am 6. Feb­ru­ar gewe­sen. “Ich sollte S. irgendwie
begrei­flich machen, dass er das Zeug raus­holen sollte”, beschreibt K. den
Auftrag. 

Am Nach­mit­tag des 6. Feb­ru­ar habe er seinen Fre­und Sven S. angerufen und ihm
den Razz­i­ater­min genan­nt. Was die bei­den nicht wussten: Das brandenburgische
Lan­deskrim­i­nalamt hörte das Tele­fonat im Auf­trag der Potsdamer
Staat­san­waltschaft ab, die gegen Sven. S. wegen Volksver­het­zung ermittelte.
Daraufhin wurde die Razz­ia eilig um zehn Tage auf den 7. Feb­ru­ar vorverlegt.
Offen­sichtlich ist nicht auszuschließen, dass V‑Mann K. — auf Anregung
seines V‑Mann-Führers — staat­san­waltschaftliche Ermit­tlun­gen gegen Sven S.
behinderte. 

Um den Ver­dacht von sich abzu­lenken, so K., habe “Max” sich dann “eine
Geschichte aus­gedacht”. K. solle behaupten, er hätte in der Borkwalder
Gast­stätte “Pipi Langstrumpf” zufäl­lig das Tele­fonge­spräch eines Polizisten
belauscht, der den 17. Feb­ru­ar als Razz­i­ater­min erwäh­nt hätte. “Das sollte
ich erzählen, sagte der V‑Mann-Führer, damit er keinen auf den Deckel
kriegt”, erk­lärt K. Kurz vor Ende seines Arbeitsver­hält­niss­es Ende 2002 — 18
Monate nach dem Razz­i­aver­rat — habe er einem anderen V‑Mann-Führer mit
Tarn­na­men “Dirk” die Wahrheit erzählt, so K. Unklar ist, in welchem Umfang
das anschließend in der Behörde bekan­nt wurde. 

Die V‑Mann-Affäre des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes kön­nte eine
zusät­zliche bun­de­spoli­tis­che Dimen­sion gewin­nen. Sein V‑Mann-Führer habe
nicht nur in all­ge­meinen Worten “oft gesagt: räum mal
die Bude leer”,
erzählt K. Er sei auch konkret auf die bun­desweite Razz­ia hingewiesen
wor­den, mit der Bun­desin­nen­min­is­ter Otto Schi­ly das “B&H”-Verbot
voll­streck­te. Damals jedoch, im Sep­tem­ber 2000, habe er seinen Fre­und Sven
S. nicht gewarnt. 

Etap­pen eines Skandals

Chronolo­gie (MAZ)

17. Mai: Die MAZ enthüllt den Ver­rat ein­er Polizeirazz­ia durch einen Spitzel
des Ver­fas­sungss­chutzes im Feb­ru­ar 2001. Die Razz­ia stand im Kon­text von
Ermit­tlun­gen gegen die recht­sex­treme Ter­ror­gruppe “Nationale Bewegung” 

18/19. Mai: Der Vor­sitzende der Par­la­men­tarischen Kontrollkommission,
Christoph Schulze (SPD) kri­tisiert Geheim­di­en­stchef Hein­er Wegesin und
beantragt eine PKK-Sondersitzung. 

20.Mai: Nach vier­stündi­ger Geheim­sitzung beschließt die PKK mehrheitlich, es
habe keinen V‑Mann-Skan­dal gegeben. Die Bun­de­san­waltschaft sei über den
Ver­rat informiert gewesen. 

21. Mai: Der Innenauss­chuss des Bun­destags will den Gen­er­al­bun­de­san­walt zu
dem Vor­fall anhören. 

3. Juni: Die Pots­damer PKK tagt erneut und verdächtigt allein die Polizei
des Geheimnisverrats. 

Zeitun­gen: Spitzel belastet mas­siv den Verfassungsschutz

(MOZ) Pots­dam (ddp-lbg). In der Bran­den­burg­er V‑Mann-Affäre belastet ein früherer
Spitzel mas­siv den Ver­fas­sungss­chutz. Der Recht­sex­treme Chris­t­ian K., der im
Feb­ru­ar 2001 eine geplante Polizeirazz­ia an einen Neon­azi ver­ri­et, habe
detail­lierte Infor­ma­tio­nen darüber von seinem V‑Mann-Führer bekommen,
bericht­en der «Tagesspiegel» und die «Märkische All­ge­meine Zeitung»
(Fre­ita­gaus­gabe).

Ein Beamter mit dem Deck­na­men «Max» habe ihm vor­ab das Datum mit­geteilt und
auch berichtet, dass die Razz­ia die Ermit­tlun­gen gegen die rechtsextreme
Ter­ror­gruppe «Nationale Bewe­gung» voran­brin­gen solle, sagte K. in einem
Gespräch mit den Zeitun­gen. Gegen die Gruppe ermit­telt seit Jan­u­ar 2001
Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm. 

Er habe die Razz­ia in einem Tele­fonat an den Neon­azi Sven S. ver­rat­en, sagte
K. Um den Ursprung des Ver­rats zu ver­schleiern, habe ihm der Beamte
aufge­tra­gen, bei Befra­gun­gen eine Fan­tasiegeschichte zu erzählen. Er sollte
in ein­er Kneipe in Bork­walde zufäl­lig mit ange­hört haben, wie ein Polizist
ziem­lich laut per Handy tele­fonierte und von ein­er Razz­ia am 17. Februar
sprach. 

Das Lan­deskrim­i­nalamt hörte das Tele­fonat zwis­chen K. und S. mit und zog die
Aktion daraufhin vor, ent­deck­te aber keine Hin­weise auf die «Nationale
Bewe­gung». K. wurde trotz des Ver­rats erst 18 Monate später vom
Ver­fas­sungss­chutz abgeschaltet. 

K. sagte, bere­its im Jahr 2000 habe ihn ein Beamter über den bevorstehenden
Ver­bot der «Deutsch­land-Divi­sion» ein­er inter­na­tionalen Skinhead-Bewegung
informiert. Der V‑Mann-Führer habe in diesem Zusam­men­hang auch vor
Durch­suchun­gen gewarnt. Am 14. Sep­tem­ber 2000 wurde die
«Deutsch­land-Divi­sion» der Gruppe ver­boten. Zugle­ich wur­den bun­desweit mehr
als 30 Objek­te durch­sucht. Die Aus­beute wurde in Sicherheitskreisen
unter­schiedlich bew­ertet, einige Experten sprachen von einem eher mageren
Resul­tat. K. bestre­it­et, die Infor­ma­tion über das bevorste­hende Ver­bot an
die Szene weit­ergegeben zu haben. 

V‑Mann-Affäre: Jet­zt spricht der Spitzel

Chris­t­ian K. bestätigt Vor­würfe gegen den Ver­fas­sungss­chutz — Beamter gab Infor­ma­tio­nen über Nazi-Razz­ia weiter

(Tagesspiegel) Pots­dam. Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) gerät in Erk­lärungsnot. Seit
Wochen sagt Schön­bohm, es gebe keine neue V‑Mann-Affäre — doch jet­zt hat der
ehe­ma­lige Ver­fas­sungss­chutz-Spitzel Chris­t­ian K. die Vor­würfe gegen die
Behörde bestätigt. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel und der “Märkischen
All­ge­meinen Zeitung” sagte K., er habe Anfang 2001 von einem Beamten des
Ver­fas­sungss­chutzes detail­lierte Infor­ma­tio­nen über die geplante Razz­ia der
Pots­damer Polizei erhal­ten. Sein V‑Mann-Führer mit dem Deck­na­men “Max” habe
gesagt, am 17. Feb­ru­ar 2001 wolle die Polizei in der recht­en Szene
durch­suchen — in Zusam­men­hang mit den Ermit­tlun­gen von Generalbundesanwalt
Kay Nehm gegen die Ter­ror­gruppe “Nationale Bewe­gung”. Chris­t­ian K. gab zu,
er habe dann am 6. Feb­ru­ar 2001 per Tele­fon den Neon­azi Sven S. informiert.
Dieses Gespräch wurde, wie berichtet, vom Lan­deskrim­i­nalamt mitgehört. 

Bis­lang behauptet Schön­bohm, es gebe gar keine V‑Mann-Affäre, da unklar sei,
woher der V‑Mann von der Razz­ia wis­sen kon­nte. Aus dem Umfeld des
Ver­fas­sungss­chutzes und im Land­tag wird sog­ar die Polizei verdächtigt. Doch
der frühere V‑Mann lächelt über diese Geschicht­en. Als der Ver­rat der Razzia
bekan­nt gewor­den sei, habe sein V‑Mann-Führer mit dem Deck­na­men “Max”
gedrängt, bei Befra­gun­gen ein Märchen zu präsen­tierten. Chris­t­ian K. sollte
erzählen: Kurz vor dem Ver­rat habe er in Bork­walde in der Kneipe “Pip­pi
Langstrumpf” rein zufäl­lig mit­bekom­men, wie sich ein Polizist am Handy
lau­thals über die für den 17. Feb­ru­ar 2001 geplanten Durch­suchun­gen äußerte.
Der Ex-Spitzel hat denn auch einem Vorge­set­zten des V‑Mann-Führers die
Pip­pi-Langstrumpf-Sto­ry erzählt — offenkundig seinem V‑Mann-Führer “Max”
zuliebe. Denn dieser habe ihn häu­fig in einem ital­ienis­chen Restau­rant in
Werder großzügig bewirtet. Außer­dem habe der Ver­fas­sungss­chutz, sagt K., gut
gezahlt: Beträge von “300 Mark und mehr” seien die Regel gewesen. 

Dass “Max” ger­ade vor der Razz­ia, die sich gegen die Ter­ror­gruppe “Nationale
Bewe­gung” richtete, konkreter als son­st und sog­ar mit der Angabe des Datums
warnte, habe ihn auch gewun­dert, sagte Chris­t­ian K. Er habe aber keine
Fra­gen gestellt. Auch nicht, als er im Som­mer 2000 über­raschend erfuhr, der
Bun­desin­nen­min­is­ter werde dem­nächst den deutschen Ableger der
Skin­head-Vere­ini­gung “Blood & Hon­our” verbieten. 

Einem weit­eren V‑Mann-Führer namens “Dirk” habe er vom Ver­rat der Razz­ia im
Feb­ru­ar 2001 und dem Ver­hal­ten von “Max” erzählt, sagte K. Sollte diese
Angabe stim­men, nimmt die Wahrschein­lichkeit zu, dass Verfassungsschutz-Chef
Hein­er Wegesin schon lange die Hin­ter­gründe des Ver­rats kan­nte. Und
möglicher­weise auch Jörg Schönbohm. 

Chronik ein­er Affäre

Chronik (Tagesspiegel)

6. Feb­ru­ar 2001: Der recht­sex­treme V‑Mann Chris­t­ian K. informiert den
Neon­azi Sven S., die Polizei plane für den 17. Feb­ru­ar eine Razzia. 

7. Feb­ru­ar 2001: Die Razz­ia wird vorge­zo­gen. 200 Polizis­ten durchsuchen
Woh­nun­gen von 19 Neon­azis. Erhoffte Hin­weise auf die Ter­ror­gruppe “Nationale
Bewe­gung” bleiben aus. 

5. Mai 2003: Die Bun­de­san­waltschaft erfährt von den Recherchen des
Tagesspiegels und der “Märkischen All­ge­meinen Zeitung”, dass
Dien­st­ge­heimnisse ver­rat­en wor­den sein sollen. 

19. Mai: Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm nen­nt die V‑Mann-Affäre “in höchstem
Maße ärg­er­lich”. Der Vor­sitzende der Par­la­men­tarischen Kontrollkomission
(PKK), Christoph Schulze (SPD), sieht das Ver­trauen in den Verfassungsschutz
“stark beschädigt”, da der Ver­rat der Razz­ia zwei Jahre ver­schwiegen wurde. 

20. Mai: Die PKK trifft sich zur Son­der­sitzung. Verfassungsschutz-Chef
Wegesin bestätigt, ein V‑Mann berichtete einem Neon­azi über die Razz­ia. Nach
der Sitzung sagt Schulze: “Es gibt keinen V‑Mann-Skan­dal”. Nichts sei
ver­tuscht, die Bun­de­san­waltschaft sei “zu jedem Zeit­punkt ” unterrichtet. 

21. Mai: Die Bun­de­san­waltschaft gerät in den Ver­dacht, auch sie habe die
V‑Mann-Affäre vertuscht. 

Anfang Juni: Der ehe­ma­lige V‑Mann Chris­t­ian K. bestätigt den Ver­rat der
Razz­ia. V‑Mann-Führer “Max” warnte ihn vor der für den 17. Feb­ru­ar 2001
geplanten Durch­suchung, so der frühere Spitzel. 

Ex-V-Mann belastet Verfassungsschutz

Spitzel: Konkrete War­nun­gen durch V‑Mann‑F&u
uml;hrer

(LR) Seit Wochen sagt Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU), es gebe
keine neue V‑Mann-Affäre. Doch jet­zt hat der ehemalige
Ver­fas­sungss­chutz-Spitzel Chris­t­ian K. die jüng­sten Vor­würfe gegen die
Behörde bestätigt. 

K. sagte, er habe Anfang 2001 von einem Beamten des Verfassungsschutzes
detail­lierte Infor­ma­tio­nen über eine geplante Razz­ia der Pots­damer Polizei
erhal­ten. Sein V‑Mann-Führer mit dem Deck­na­men «Max» habe ihm gesagt, am 17.
Feb­ru­ar 2001 wolle die Polizei in der recht­en Szene durch­suchen in
Zusam­men­hang mit den Ermit­tlun­gen von Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm gegen die
Ter­ror­gruppe «Nationale Bewe­gung» . Chris­t­ian K. gab zu, er habe dann am 6.
Feb­ru­ar 2001 per Tele­fon den Neon­azi Sven S. informiert. Dieses Gespräch
wurde vom Lan­deskrim­i­nalamt mit­ge­hört (die RUNDSCHAU berichtete). 

Razz­ia wurde vorgezogen

Im Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam wurde daraufhin entsch­ieden: Die Razz­ia wird
vorge­zo­gen. 200 Polizis­ten schwärmten aus, durch­sucht­en Woh­nun­gen von 19
Neon­azis. Erhoffte Hin­weise auf die Ter­ror­gruppe «Nationale Bewegung»
blieben jedoch aus. 

Bis­lang behauptet Innen­min­is­ter Schön­bohm, es gebe gar keine V‑Mann-Affäre,
da unklar sei, woher der V‑Mann von der Razz­ia wis­sen kon­nte. Aus dem Umfeld
des Ver­fas­sungss­chutzes und im Land­tag wird sog­ar die Polizei verdächtigt.
Doch der frühere V‑Mann lächelt über diese Geschicht­en. Als der Ver­rat der
Razz­ia bekan­nt gewor­den sei, habe sein V‑Mann-Führer mit dem Deck­na­men «Max»
gedrängt, bei Befra­gun­gen ein Märchen zu präsentierten. 

Chris­t­ian K. sollte fol­gende Geschichte erzählen: Kurz vor dem Ver­rat habe
er in Bork­walde in der Kneipe «Pip­pi Langstrumpf» rein zufäl­lig mitbekommen,
wie sich ein Polizist am Handy lau­thals über die für den 17. Feb­ru­ar 2001
geplanten Durch­suchun­gen äußerte. Der Ex-Spitzel hat dann auch einem
Vorge­set­zten des V‑Mann-Führers die Pip­pi-Langstrumpf-Sto­ry erzählt,
offenkundig seinem V‑Mann-Führer «Max» zuliebe. 

Gute Bezahlung für Infos

Denn dieser habe ihn häu­fig in einem ital­ienis­chen Restau­rant in Werder
großzügig bewirtet. Außer­dem habe der Ver­fas­sungss­chutz, sagt K., gut
gezahlt: Beträge von «300 Mark und mehr» seien die Regel gewe­sen. Dass «Max»
ger­ade vor der Razz­ia, die sich gegen die Ter­ror­gruppe «Nationale Bewegung»
richtete, konkreter als son­st und sog­ar mit der Angabe des Datums warnte,
habe ihn auch gewun­dert, erk­lärte Chris­t­ian K. Er habe aber keine Fragen
gestellt. Auch nicht, als er im Som­mer 2000 über­raschend erfuhr, der
Bun­desin­nen­min­is­ter werde dem­nächst den deutschen Ableger der
Skin­head-Vere­ini­gung «Blood & Hon­our» verbieten. 

Einem weit­eren V‑Mann-Führer namens «Dirk» habe er vom Ver­rat der Razz­ia im
Feb­ru­ar 2001 und dem Ver­hal­ten von «Max» erzählt, berichtete K. Sollte diese
Angabe stim­men, nimmt die Wahrschein­lichkeit zu, dass Verfassungsschutz-Chef
Hein­er Wegesin schon lange die Hin­ter­gründe des Ver­rats kan­nte. Und
möglicher­weise auch Innen­min­is­ter Jörg Schönbohm. 

Nach Zeitungs­bericht­en Mitte Mai über den Ver­rat der Razz­ia hatte
Ver­fas­sungss­chutz-Chef Wegesin der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion im
Land­tag erk­lärt, dass ein V‑Mann einem Neon­azi über die Razz­ia berichtet
habe. Es sei aber unklar, woher er die Infor­ma­tion hatte. 

Der Sprech­er des Pots­damer Innen­min­is­teri­ums, Heiko Hom­burg, beze­ich­nete die
erhobe­nen Vor­würfe als “nicht über­prüf­bare Behaup­tun­gen dubiosen
Ursprungs”. Von den Mitar­beit­ern des Ver­fas­sungss­chutzes lägen Erk­lärun­gen vor, die den erhobe­nen Vor­wür­fen widersprächen.

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