(DasG.)Die Brandenburger NPD brüstet sich auf ihrer Website mit einer zunächst
harmlos klingenden Information. Am ersten Märzwochende habe ein
Schulungswochenende “in Brandenburg” stattgefunden. Ein kurzer Blick
auf die Vita der Referenten zeigt jedoch, dass wohl nicht die auf der
Seite genannten Themen für Brandenburger Jungnazis interessant waren.
Denn so bieder die Brandenburger Nationaldemokraten nach Außen tun,
nach Innen wird der Schulterschluss mit der militanten bis rechts-terroristischen Szene gesucht.
Peter Naumann, parlamentarischer Berater der sächsischen
NPD-Landtagsfraktion, hielt einen Vortrag mit dem Titel: „Märtyrer
sterben nicht — Nürnberg 1946 – Großdeutschland am Galgen“. Die
Geschichte der NS-Täter ist ein Stück weit auch Lebensgeschichte von
Naumann. Gegen den ehemaligen Rechtsterrorist wurde in den 80er
Jahren ermittelt, weil er die Befreiung des im Nürnberger Prozess
verurteilten Rudolf Hess plante. Aber auch sonst waren Naumanns
Argumente oft im wörtlichen Sinne “explosiv”. In den 70er Jahren
verübte Naumann mehrere Sprengstoffanschläge. Ziele waren unter Anderem
eine Denkmalanlage in Italien, die an zivile Opfer der SS erinnerte
oder einige Jahre später zwei Fernsehsendemasten. Seine Absicht war es die
Ausstrahlung der Fernsehserie “Holocaust — Die Geschichte der Familie
Weiß” zu verhindern.
Eckhart Bräuniger, Berliner Landesvorsitzende der NPD, sprach
über “4000 Jahre heldenhafter deutscher Geschichte”. Das mag lustig oder
kurios klingen, gruselig wird es, wenn man Eckart Bräunigers eigene
Geschichte kennt. Denn bekannt ist er weniger für seine historischen
Kenntnisse, sondern eher für seine “schlagkräftigen” Argumente. Der
ehemalige Kroatiensöldner war nicht nur an verschiedenen Überfällen auf
politische Gegner in Berlin beteiligt, sondern wurde vor drei Jahren bei
Wehrsportübungen im brandenburgischen Wald festgenommen.
Die weiteren Vorträge dienten, wenn man der NPD glauben darf, vor
allem der rhetorischen Schulung der Teilnehmer. So wurde die
“Wortergreifungsstrategie” vorgestellt, die darin besteht
Veranstaltungen des politischen Gegners durch gezielte Provokationen zu
sprengen.
Ein Fazit lässt sich sicher aus den Informationen über das
Schulungswochenende der Brandenburger NPD ziehen. Organisatorisch ist
man nach wie vor auf die Hilfe von außen angewiesen. Der überwiegende
Anteil der erwähnten Referenten kommt aus anderen Bundesländern. Das
liegt sicher nicht daran, dass es in Brandenburg nicht genug Nazis gäbe,
sondern daran, dass die Meisten weder Willens noch in der Lage sind
einen Vortrag oder einen Workshop zu organisieren. Die gezielte
Einladung von Ex-Söldnern und ehemaligen Rechtsterroristen zeigt die
Gefährlichkeit der Mischung. Wichtiger als der Unfug von “4000 Jahren
heldenhafter deutscher Geschichte”, den auch ein Eckart Bräuniger selbst
kaum ernsthaft glauben wird, sind die Netzwerke die hier aufgebaut werden.
Den Kampf für ein Deutschland in den Grenzen von 1993 v. Chr. sollte
sich die Linke nicht von Nazis nehmen lassen.