Zum 1. Mai 2019 wurde am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) in Potsdam die Fachstelle Antisemitismus gegründet. Mit dem Aufbau und der Leitung der Fachstelle wurde Peter Schüler aus Potsdam beauftragt.Schüler ist Diplomphysiker und Rechtsanwalt und seit den frühen 1990er Jahren für Bündnis 90/Die Grünen landes- und kommunalpolitisch aktiv. Er gehörte zu den Initiatoren des Projektes einer neuen Synagoge für die Stadt Potsdam und engagiert sich u.a. als Anwalt für ethno-kulturelle und religiöse Minderheiten.
Die Fachstelle Antisemitismus wird in enger Zusammenarbeit mit der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus (EJGF) den Blick auf die Betroffenenperspektive richten und ihre Diskriminierungserfahrungen sichtbar machen, sowie Ratsuchende aus der Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung fachlich beraten.
Zudem wird die Fachstelle ein umfassendes Monitoring von antisemitischen Vorfällen nach den Qualitätskriterien der vom MMZ wissenschaftlich begleiteten Recherche und Informationsstelle Antisemitismus – bundesweite Koordination (RIAS – BK) vornehmen.
„Antisemitismus ist auch in Brandenburg ein gesellschaftliches Querschnittsproblem“, sagte Prof. Julius H. Schoeps, Direktor des MMZ. „Es geht uns darum, Erfahrungen von Betroffenen in allen Formen und Facetten sichtbar zu machen – und die Ausbreitung von Antisemitismus zu verhindern.“
Die Fachstelle der Forderung des Antisemitismusbeauftagten der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, nach einem bundeseinheitlichen System zur Meldung antisemitischer Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze in Brandenburg umsetzen. Sie wird eng mit dem Beratungsnetzwerk Tolerantes Brandenburg und der Fachstelle Islam zusammenarbeiten. Prof. Schoeps sieht darin einen Beitrag der Wissenschaft, gesellschaftspolitisch Verantwortung zu übernehmen. „Die Fachstelle Antisemitismus am MMZ einzurichten, entspricht unserem zivilgesellschaftlichen Mandat.“
Die Fachstelle strebt eine enge Kooperation mit den Jüdischen Gemeinden und Einrichtungen an. Außerdem beabsichtigt sie die Kooperation und Vernetzung aller Akteure im Phänomenbereich Antisemitismus, den Ausbau eines umfassenden Meldenetzwerkes von jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen und die Begleitung und Anregung interreligiöser Prozesse im Land Brandenburg.