HALBE Erst als er in den Bus steigt, kommt Andreas Mallé zur Ruhe. Er setzt sich auf den vordersten Platz gleich neben dem Busfahrer. Nachdenklich lässt er die Märkische Landschaft an sich vorüberziehen. Eben hat er noch koordiniert, organisiert und 70 Mitfahrer gezählt: Menschen aus Falkensee und Umgebung, die am Sonnabend in zwei Havellandbussen zum Tag der Demokraten nach Halbe reisen.
“Ich hoffe, dass es in Halbe mehr Demokraten als Nazis gibt, damit die mit demokratischen Mitteln, ohne Gewalt, an den Rand gedrängt werden”, sagt Mallé, Koordinator gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt der Stadt Falkensee. In dieser Funktion und als Mitglied des Bündnisses gegen Rechts (BgR) hat Mallé, der auch Mitglied der CDU ist, mit den anderen Aktiven die Fahrt der Demokraten organisiert. In die kleine Gemeinde, die rund 40 Kilometer südöstlich von Berlin liegt.
Falkensee war 2005 bereits mit seinem neu gegründeten BgR beteiligt. “Wir werden auch in Zukunft regelmäßig dabei sein”, kündigt Mallé jetzt schon an. Doch zunächst erreichen die zwei Falkenseer Busse Halbe und entlassen die Demokraten in das sonnenbeschienene Städtchen.
Ein eigener Stand an der Lindenstraße wird bezogen und dekoriert, die Farbe Gelb dominiert. Sie nimmt den kleinen Stand komplett ein. Sie ist Hintergrund, Flyerfarbe, die Menschen tragen sie an sich: als gelbe T‑Shirts und auf Plakaten am Körper. Der Stand ist ein Hingucker, viele lassen sich davon anziehen. Immer wieder kommen Interessierte zum Falkenseer BgR und geben sich als Havelländer zu erkennen. “Die Präsenz unseres Landkreises ist sehr groß”, staunt Andreas Mallé, nun in gelb gehüllter Standbetreuer. Mitglieder aller Parteien, der Arbeiter-Samariter-Bund, der Stadtjugendring, die Antifa-Jugend und viele Privatpersonen sind allein in den BgR-Bussen nach Halbe gefahren, um hier im wahrsten Sinne des Wortes Farbe zu bekennen.
Doch damit nicht genug. Der Kreistag ist mit 40 Vertretern aller Fraktionen in einem weiteren Bus gekommen. Unter ihnen Landrat Burkard Schröder (SPD) und sein Vize Roger Lewandowski (CDU). “Das Havelland ist wirklich gut vertreten”, stellt auch er fest. Als “großen Erfolg”, “beeindruckend” und “wichtig” werten parteiübergreifend die Kreistagsrepräsentanten den Tag der Demokraten in Halbe.
Sie mischen sich unter die insgesamt 8000 Menschen, lauschen den Konzerten und Politikerreden auf der großen Bühne. Überall sind sie anzutreffen, die Demokraten aus dem Havelland. Auch auf dem Waldfriedhof des 2 200-Seelen-Ortes, auf dem mehr als 22500 Kriegstote aus dem Zweiten Weltkrieg liegen. Franka Albrecht und Frank Packhäuser aus Falkensee betrachten die unzähligen Grabtafeln mit der Aufschrift “unbekannte Kriegstote” und Tafeln mit Namen und Geburtsdaten der Toten. Menschen jeden Alters sind dabei. Dass der hier geplante Neonazi-Aufmarsch verhindert wurde (er fand im 100 Kilometer entfernten Seelow statt), finden sie gut und richtig. “Ein wichtiges Signal”, sagt Frank Packhäuser.
Auf der Rückfahrt ist Andreas Mallé noch aufgekratzt von dem Tag in Halbe. “Wir, das Bündnis, haben großen Zuspruch erhalten”, freut er sich. Man habe viele neue Kontakte knüpfen können. Mallés Hoffnung auf mehr Demokraten als Neonazis in Halbe und ihre friedliche Verdrängung hatte sich erfüllt: “Es war ein wirklich erfolgreicher Tag für uns Demokraten”, sagt er zufrieden, während die märkische Landschaft im Dunkeln an ihm vorüberzieht.