Die Fraktion Die Andere wendet sich mit einem Schreiben an die Brandenburger Landtagsabgeordneten der SPD‑, PDS- und CDU-Fraktionen mit der Bitte, bei der Entscheidung für den zukünftigen Landtagssitz die Option der Sanierung des jetzigen Landtagsgebäudes auf dem Brauhausberg nicht von vornherein auszuschließen. Diese Variante ist die für die Brandenburgischen SteuerzahlerInnen günstigste. Bei den Zahlenspielen um den Bau einer Stadtschlosskopie auf dem Alten Markt, die in letzter Zeit in den verschiedensten Gremien und in der Presse kursierten, werden die erheblichen Mehrkosten für Infrastrukturumlegungen und Erschließungsmaßnahmen nicht mit eingerechnet. Die “Baufeldfreimachung” auf dem Alten Markt wird die öffentlichen Kassen 97 Millionen Euro kosten. Dies hält die Fraktion die Andere weder für angemessen noch für vertretbar. Mit der Entscheidung für eine Stadtschlosskopie wird auch jede weitere Entwicklung auf dem Alten Markt zu einem zentralen urbanen Stadtraum verhindert.
Für den Fall, daß sich der Landtag doch für den Standort am Alten Markt entscheidet, fordert die Fraktion Die Andere die Landtagsabgeordneten auf, sich gegen die Errichtung einer Stadtschlosskopie auf dem ehemaligen Grundriß zu entscheiden. Neben den Kostengründen führt sie an, daß die Stadtstruktur von heute und nicht die von vorgestern der Ausgangspunkt für Stadtentwicklung sein sollte. Dazu muß die vorhandene Architektur respektiert werden. Der Abriß oder das Kaschieren der Gebäude aus der sozialistischen Zeit würde die Logik der Zerstörung und Verdrängung der architektonischen Zeugnisse der ehemals Mächtigen durch die nachfolgenden Mächtigen fortführen und nicht durchbrechen. Auch birgt das Wiedererrichten monarchischer Repräsentationsbauten für ein Parlament die falsche Symbolik in sich. Eine Stadtmitte, die ein demokratisches Gemeinwesen repräsentieren will, sollte einen architektonischen Bruch mit der Monarchie bauen, denn demokratische Stadtmitte heißt nicht: Die Architektur des Gestern durch die Architektur des Vorgestern zu ersetzen.