Grüner Kreistagsabgeordneter fragt nach der Rolle des Jugendamtes als Ersatz für Elternhäuser
(MAZ) HAVELLAND Der Potsdamer Polizeipräsident und die Leiterin des
Polizei-Schutzbereiches Havelland werden am Freitag vor den Bürgermeistern
und Amtsdirektoren des Kreises Havelland über die Hintergründe der Nauener
“Freikorps”-Affäre berichten. Das hat Landrat Burkhard Schröder gestern
Abend im Kreistag angekündigt. Anlass dafür war eine Anfrage des
bündnisgrünen Abgeordneten Klaus-Ulrich Mosel. Wie mehrfach berichtet,
hatten die jetzt vom Oberlandesgericht verurteilten elf
“Freikorps”-Mitglieder in den Jahren 2003 und 2004 insgesamt zehn
Brandanschläge auf Imbissbuden von Ausländern verübt.
Mosel hatte vom Landrat wissen wollen, in welcher Form das Jugendamt des
Kreises möglicherweise die Funktion der Elternhäuser der Verurteilten oder
ihres sozialen Umfeldes wahrnehmen könne. Mosel bezog sich dabei auf die
deutschlandweite Berichterstattung über den Nauener Fall. In ihr war
deutlich geworden, dass es ganz offensichtlich zahlreich Mitwisser gegeben
haben muss, die die Anschläge hätten verhindern können. Der Landrat räumte
ein, dass eine “Toleranz bei Eltern, Schulen und im kommunalen Bereich”
tatsächlich erkennbar sei. “So blind kann keiner sein”, sagte Burkhard
Schröder. Nach der Beratung am Freitag und nach einer Thematisierung in den
Fachausschüssen gelte es, “klare Schlussfolgerungen” zu ziehen, ohne einen
“Schnellschuss” zu landen.