Papierkraniche auf dem Bundeswehrgelände in der Kyritz-Ruppiner Heide
Hunderte von Papierkranichen sind am Dienstag an der Holzpyramide im geplanten Übungsbomben-Zielgebiet des Bundeswehrgeländes in der Kyritz-Ruppiner Heide angebracht worden. Die Papierkraniche waren als weltweites Symbol für den Wunsch nach Frieden und atomarer Abrüstung am Sonntag von Teilnehmern der Sommeraktionstage und des Straßenfestes der Bürgerinitiative Freie Heide am Pink Point gefaltet worden. Die Friedensaktivisten ignorierten am Dienstag die Schilder rund um den geplanten Truppenübungsplatz, die das Betreten des munitionsbelasteten Geländes untersagen, und drangen bis zu der Holzpyramide vor.
Platzkommandant Wolfgang Engel hatte bis Mittwoch nichts von den Fremden bemerkt. Er warnte erneut vor dem Betreten der Fläche. “Leib und Leben sind gefährdet, weil dort unzählige Blindgänger und Munitionsteile herum liegen.” Jeder sei aber letztlich für sich selbst verantwortlich. Als Dummheit bezeichnete es Engel, wenn Kinder mit auf den Platz genommen werden. Die könnten in der Regel noch nicht selbst über ihr Leben entscheiden. Es ist laut Engel nicht das erste Mal, dass Fremde auf dem Platz waren und alle Verbotsschilder ignoriert hatten. Maßnahmen gegen Eindringlinge vom Dienstag werde er nicht ergreifen, da niemand persönlich angetrofffen worden sei und nach bisheriger Erkenntnis auch nichts zu Bruch gegangen ist.
Die Bundeswehr bestreift das 12 000 Hektar große Gelände regelmäßig. “Wenn wir jemanden erwischen, werden Personalien aufgenommen”, berichtete Engel. Das Betreten gelte zurzeit als Ordnungswidrigkeit. Falls die Bundeswehr das Gelände eines Tages militärisch nutzen darf, könnte das Betreten des Platzes allerdings als Straftat gewertet werden, teilte der Kommandant mit.
Nach Angaben von Ulrike Laubenthal aus Bebra in Hessen wollten die Friedensaktionisten aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Hessen am Dienstag mit der Aktion an der Zielpyramide für geplante Übungsbomben auch an die Opfer des Atombombenabwurfs auf Nagasaki am 9. August 1945 erinnern.
“Ich habe als Kind erlebt, wie der Zweite Weltkrieg erst vorbereitet und dann geführt wurde”, sagte Dorothea Laubenthal. Die 75-Jährige war die älteste Teilnehmerin der Aktion am Dienstag. “Damals habe ich gelernt: Kriege sind keine Naturkatastrophen. Sie werden von Menschen gemacht. Sie werden von Menschen vorbereitet, durch Propaganda, durch Aufrüstung und durch militärische Übungen. Ich habe mir damals vorgenommen, wachsam zu sein und rechtzeitig meine Stimme zu erheben, wenn wieder Kriege vorbereitet werden.”
Die Aktionsteilnehmer fordern die Abrüstung aller Atomwaffen und den weltweiten Verzicht auf den Einsatz von Uranmunition. Sie sind gegen die Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide “als Übungsplatz für zukünftige Kriege”.
Kraniche für den Frieden
Auf Bombodrom Nagasaki-Opfern gedacht
Mit hunderten selbst gegefalteten Papierkranichen gedachten am Dienstag Teilnehmer des “Trainingskollektives Windrose” den Opfern des Atombombenabwurfs von Nagasaki, der sich am 9. August zum 60. Mal jährte. Die sechs Aktiven von Windrose brachten die Friedenssymbole auf der Holzpyramide an, die mitten auf dem Luft-Boden-Schießplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide den anfliegenden Bombern als Ziel dienen soll.
Im “Trainingskollektiv Windrose” haben sich Trainer für gewaltfreies Handeln zusammengeschlossen. Die Teilnehmer aus mehreren Bundesländern treffen sich regelmäßig. Derzeit campen zehn von ihnen auf dem Schweinricher Zeltplatz, wo auch einige von ihnen an den Sommeraktionstagen für eine Freie Heide teilgenommen haben.
Mit ihrer Aktion vom Dienstag fordern die Mitglieder vom “Trainingskollektiv Windrose” die Abrüstung aller Atomwaffen und den weltweiten Verzicht auf den Einsatz von Uranmunotion, heißt es in einer Pressemitteilung. Zudem wenden sie sich gegen die Nutzung der Heide “als Übungsplatz für zukünftige Kriege”.