INFORIOT – Am Samstag versammelten sich 200 Menschen gegen eine Kundgebung der extrem rechten AfD mit ca. 100 Teilnehmenden am Bahnhof Bernau. Am Abend zuvor hatte die lokale NPD zu einem Vortrag eingeladen.
Seit dem frühen Nachmittag lud das zivilgesellschaftliche Bündnis „Netzwerk für Weltoffenheit Bernau“ zu einem Friedensfest am Bernauer Bahnhof ein. Ein reichhaltiges Programm unter dem Motto „Aufstehen gegen Hass und Hetze“ wurde vom Bündnis und einer Vielzahl Unterstützer*innen geboten. In kurzen Reden positionierten sich die Anwesenden für ein solidarisches Zusammenleben, für eine humanitäre Asylpolitik und offene Grenzen. Erinnert wurde an Menschen, die auf dem Mittelmeer aufgrund der abgeschottenten EU-Grenzen ums Leben kommen. Für die Aktion „Seebrücke“, die sich für die Seenotrettung von geflüchteten Menschen einsetzt, befand sich wenige Meter weiter ein Graffiti auf dem Boden.
Widerstand und Männlichkeit
An genau dieser Stelle standen 100 AnhängerInnen der extrem rechten AfD und NPD, die zur Schließung der Grenzen aufforderten. Zur Kundgebung hatte Marcel Donsch, stellvertretender Vorsitzender des AfD Kreisverband Barnim, aufgerufen. Gemeinsam mit Joachim Schaaf, der den Kreisverband 2014 aufbaute, unterhielt Donsch die Teilnehmenden. In den einfach gehaltenen Statements bezeichneten die Redner die Bundesrepublik als „Diktatur Merkel“, gegen die durch Streik und Widerstand aufzustehen sei. Sie bezichtigten Migrant*innen per se als Kriminelle und beschworen einen bevorstehenden Krieg herauf.
Auch ein weiteres klassisches neonazistisches Thema sollte nicht fehlen: Der vermeintliche Schutz von Frauen und Kindern galt den fast ausschließlich männlichen Anwesenden als Vorwand, gegen Geflüchtete Stimmung zu machen. Die Instrumentalisierung sexualisierter Gewalt zeigte sich in der Vergangenheit bei einer Vielzahl von AfD-Versammlungen, sei es in Kandel oder Chemnitz. In der Region Barnim demonstrierten neonazistische Gruppen mehrere Jahre in Joachimsthal.
Keine Trennung zwischen AfD und NPD
Neben den genannten inhaltlichen Überschneidungen, zeigten sich in Bernau erneut auch personelle Schnittmengen zur neonazistischen NPD. Bekannte Aktivisten der NPD beteiligten sich mit einem Transparent an der Versammlung. Auch weitere Neonazis aus der Stadt waren anwesend. Zwar war AfD’ler Joachim Schaaf bereits im Vorjahr Redner auf einer NPD-Demonstration in Bernau, allerdings unterschied sich ein Großteil der Teilnehmenden von AfD und NPD Veranstaltungen zu dem Zeitpunkt noch. An diesem Samstag war eine Vermischung dagegen klar zu erkennen.
Dass es sich bei der AfD nicht um ein Sammelbecken für enttäuschte Konservative, sondern um extrem Rechte und Neonazis handelt, bewegte auch das zivilgesellschaftliche Friedensfest. Zum symbolischen Schutz von Betroffenen rechter Gewalt und Todesopfer der nationalsozialistischen Terrorregimes bildeten Teilnehmer*innen eine Kette um das Mahnmal für die Opfer das Faschismus, was sich neben der AfD-Kundgebung befand.
NPD-Vortragsabend
Am Freitagabend hatte die Barnimer NPD zu einem Vortragsabend eingeladen. Der Berliner NPD-Aktivist Sebastian Schmidtke sollte über Selbstschutz, Krisenvorsorge und Rechtsgrundlagen reden. Die NPD fährt seit einigen Wochen eine Kampagne, in denen Neonazis in Gruppen durch Städte und Kieze patrouillieren und Orte zu sogenannten „Schutzzonen“ erklären. Auch hier zeigt sich die Parallele zur AfD-Versammlung: Die Vorbereitung auf einen vermeintlichen Bürgerkrieg. Waffen, Erfahrungen in militärischen Auseinandersetzungen und körperlicher Gewalt, gehören ebenso wie Survivaltrainings dazu. In der Neonaziszene heißt es zu all diesen Aktivitäten schlicht Vorbereitung auf den Tag X.
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