Aufkleberwelle, Platzverweise und Verfolgung. So oder so ähnlich könnte man zur Zeit die Situation in Bad Freienwalde beschreiben.
Seit einiger Zeit werden Neonazis in Bad Freienwalde immer aktiver. Beginnen tat dies am 1. März 2008 als die Kameradschaft Märkisch Oder Barnim (KMOB) im Wriezener Amtsaal ein Treffen veranstaltete, was sich leider erst im Nachhinein herausstellte.
Einige Zeit war eher weniger zu hören doch als das Bündnis gegen Antisemitismus am 18.04.2008 eine Gedenkkundgebung für die jüdischen Opfer des Antisemitismus veranstaltete, kamen auch unerwünschte Gäste zur Veranstaltung. Als eine Gruppe von etwa 15 Neonazis erschien, unter
Ihnen Christoph Bernau, Kleier, Mario Wolf, Mike Schmidt, Robert Gebhardt und Tony Wieland. Den meisten wurde zwar ein Platzverweis erteilt aber vier Frauen, drei im Alter von 20 bis 25 Jahren und eine Mitte 40 Jahren, die sich von der Gruppe abgesondert hatten und sich generell eher unauffällig verhielten nahmen an der Veranstaltung Teil.
Nazigruppe mit Gesteck
Auch sie legten einen Kranz nieder und verschwanden dann sofort, obwohl eine Schweigeminute angekündigt war. Doch einen Moment später wurde auch klar warum. Auf den Schleifen des Gestecks stand geschrieben: “Wir
gedenken den jüdischen Opfern des 2. Weltkrieges — Freie Kräfte Brandenburg”.
Schleife vom Gesteck
Lena Serath, Pressesprecherin der Antifa Bad Freienwalde, äußerte sich
dazu folgendermaßen: “Es ist auf einer Gedenkveranstaltung für die
jüdischen Opfer des Antisemitismus nicht hinnehmbar, dass Nazis den
Veranstaltungsort zum scheinbar harmlosen Flanieren nutzen wollen und
die Teilnehmenden durch ihre Anwesenheit belästigen.Dieser Vorfall ist
einmal mehr ein deutliches Anzeichen erstarkender lokaler
Neonazistrukturen, die sich zum einen immer besser vernetzen, zum
anderen aber auch immer mehr in den Jugendkulturen Fuß fassen. So
pflegen Bad Freienwalder Neonazis enge Kontakte zu anderen
Kameradschaftsszenen. Wir werden alles versuchen um diesem Treiben,
zumindest in Bad Freienwalde, ein Ende zu setzen!!”
Sticker 1
Dieses Unterfangen wird aber wahrscheinlich nicht einfach. Recherchen
ergaben, dass die Kameradschaft Märkisch Oder Barnim inzwischen
einheitliche T‑Shirts und Pullover besitzt, sie lassen Aufkleber drucken
und verteilen diese auch fleißig. In der Nacht vom 19.04.2008 zum
20.04.2008 wurden in etwa 20 Aufkleber der Kameradschaft mit der
Aufschrift “Gegen Chaoten” verteilt. Die meisten wurden zwar noch in
derselben Nacht entfernt, aber in der folgenden Nacht wurden ungefähr 50
weitere Aufkleber verteilt, diesmal mit einem Motiv, welches sich
bereits auf Aufklebern des Märkischen Heimatschutzes befand, mit der
Aufschrift “Hinein in die Bewegung”. Als ein Jugendlicher in der Nacht
vom 21.04.2008 zum 22.04.2008 einige der Aufkleber entfernte, wurde er
von zwei Neonazis verfolgt, sie riefen ihm Sprüche hinterher wie “Zecken
stehen doch unter Naturschutz, brauchst keine Angst zu haben!” Nach
mehreren Stunden der Verfolgung, schaffte er es sie abzuhängen und nach
Hause zu gelangen.
Sticker 2
Pullover der KS Märkisch-Oder-Barnim
Auch bei einer Feierkundgebung des Bündnisses gegen Antisemitismus am
22.04.2008 am Marktplatz in Bad Freienwalde zur Befreiung der Stadt vom
Nazi-Regime versuchten mehrere Nazis die Veranstaltung zu beobachten und
zu stören. Größtenteils standen sie am Rand und Beobachteten das
geschehen, einige fuhren mehrmals am Marktplatz vorbei, unter anderem
auch mehrere mit einem Barnimer Autokennzeichen. Unter ihnen waren
Christoph Bernau, Florian Graf, Kevin Kleier doch es kam zu keinen
ernsthaften Zwischenfällen. Dies war für uns ein weiterer Schritt um den
Nazis aus Bad Freienwalde und Umgebung zu zeigen, dass wir Widerstand
leisten werden, jetzt und auch in Zukunft!