(Wilfried Neiße) Der Abbau von Datenschutz-Rechten ist aus Sicht der LINKEN auch in Brandenburg derzeit in vollem Gange. Mit Verweis auf die geplante Novellierung des Datenschutzgesetzes kritisierte der innenpolitische Sprecher Hans-Jürgen Scharfenberg, dass die gesetzlich garantierte Daten-Selbstbestimmung der Bürger immer stärker unter die Räder gerate.
Mit der Novelle, die heute im Landtag in erster Lesung behandelt wird, soll laut Scharfenberg der Datenschutz »auf den Mindeststandard zurückgestuft werden, den die Datenschutz-Richtlinie von 1995 dafür vorsieht«. Vor allem empört ihn, dass diese »fragwürdige Zielstellung« mit der Absicht bemäntelt werde, »auf diesem Gebiet Bürokratie abzubauen«. Doch eigne sich der wichtige Datenschutz dafür nicht, sagte der Politiker. An die Landesregierung gewandt sagte er: »Die LINKE fordert einen umfassenden und wirksamen Schutz von persönlichen Daten«.
Doch entferne sich Brandenburg in Wirklichkeit davon und vollziehe mit solchen Initiativen nach, was Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit »Massenschlachtungen heiliger Kühe« derzeit vorexerziere, sagte Scharfenberg. »Offensichtlich ist der Landesregierung der Datenschutz schon lange ein Dorn im Auge.«
Auch die Landesbeauftragte für den Datenschutz Dagmar Hartge sprach im Zusammenhang mit den Erneuerungszielen von einem »Rückschritt im Bereich der Datensicherheit«. Ihrer Meinung nach wird auf dem von der Platzeck-Regierung beschrittenen Wege die Sicherheit der Informationsverarbeitung weiter reduziert.
Konkret soll laut Gesetzeserneuerung die Stellung der Datenschutzbeauftragten geschwächt werden, indem das neue Gesetz die Möglichkeit ihrer befristeten Einstellung ausdrücklich vermerkt. Scharfenberg: »Dieser Hinweis ist in Wirklichkeit eine Auforderung.«
Weiterhin sollen künftig unabhängige Experten und Gutachter die Qualität des Datenschutzes nicht mehr bewerten dürfen. Mit der Einführung einer Schülerdatei werde quasi ein zentrales Personenregister angelegt, in dem das Verfolgen von Lebensläufen problemlos möglich werde. Neben der völligen Durchleuchtung von Schülerinnen und Schülern sollen auch Angaben über Eltern gesammelt werden, sagte er.
Scharfenberg verwies auf den massiven Protest des Landeselternrates, der die Landtagsabgeordneten aufgefordert habe, sich mit solchen Plänen kritisch auseinanderzusetzen. Was künftig mit den Datenmassen geschehen soll, bleibe offen. Der Abgeordnete: »Nicht Schüler müssen durchleuchtet werden, sondern die Bildungspolitik«. Die Autoren des Gesetzentwurfes behaupten, dass mit der Gesetzesnovellierung ein Angleich an die Berliner Datenschutzregelung stattfinde.
Laut Scharfenberg ist jedoch das Gegenteil wahr. Die Neufassung des Gesetzes hätte dazu führen müssen, dass die Kontrolle über den öffentlichen wie auch den nichtöffentlichen Datenschutz wie in Berlin bei der Datenschutzbeauftragten gebündelt werden müsste. Stattdessen beharre das Innenministerium darauf, den nichtöffentlichen Datenschutz als Kontrolldomäne zu behalten. Hans-Jürgen Scharfenberg: »Auf diese Weise gibt es keine Annäherung an das Berliner Niveau.«
Für die letzte Landtagssitzung vor der Sommerpause beantragt die LINKE das Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz einer unabhängigen Bewertung zu unterziehen und das Ergebnis bis Ende des Jahres vorzulegen.