Das jüngst geschändete Denkmal in Leegebruch soll schon seit über zwei Jahren beseitigt werden. Da dies bisher nicht geklappt hat schritten jetzt einige Leegebrucher wohl zur Selbsthilfe. Um Ostern 2000 fand in Leegebruch eine Kundgebung für den Erhalt des Denkmals statt. Wir dokumentieren hier den Redebeitrag dieser Kundgebung, der nichts von seiner Aktualität verloren hat.
Hände weg vom antifaschistischen Denkmal in Leegebruch!
Z. B. in Leegebruch. Da steht ein Denkmal für die KZ-Häftlinge, die im ehemaligen Außenlager Heinkel-Werke des KZ Sachsenhaausen Zwangsarbeit leisten mußten. Das Denkmal ist sanierungsbedürftig, was allein schon viel
über die Bereitschaft der Leegebrucher aussagt, ein ehrendes Gedenken an die KZ-Opfer zu bewahren. Aber da man irgendwie um eine kostenintensive Sanierung nicht herumkommt, könnte man das Denkmal ja auch zeitgemäßer gestalten, dachte sich die CDU. Schließlich fehlt in Leegebruch ja ein Kriegerdenkmal und die DDR war ja auch mindestens ebenso schlimm wie der Nationalsozialismus: “Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft”, also den
deutschen Landsern, die sich in der Sowjetunion den Arsch abfrieren und massenweise Juden erschießen mußten, sind ja auch irgendwie Opfer und die DDR
war mindestens ein “Auschwitz in den Seelen” (Jürgen Fuchs). Dieser Meinung
war auch mit 7 zu 4 Stimmen eine parteiübergreifende AG, die Ende März
vorschlug, das Denkmal in diesem Sinne umzugestalten. Solche dreiste
Relativierung der NS-Verbrechen und Verhöhnung der NS-Opfer wäre unter
sowjetischer Besatzung nicht denkbar gewesen.
Doch zum Glück gibt es auch
heute noch ähnlich diktatorische Institutionen, die mit totalitären Methoden
der demokratischen Erinnerungskultur der Deutschen Grenzen setzen. In Leegebruch übernimmt diese Funktion der Denkmalschutz, der von dem SPD-Politiker und Heimatgeschichtler Dr. Stephan Langen Ende März im
Alleingang alarmiert wurde. Der Vorsitzende der Gemeindversammlung jammert: “Wenn das Mahnmal unter Denkmalschutz gestellt wird, bleibt für uns kein
Spielraum mehr”, und das ist gut so! Für uns ist die Erhaltung antifaschistischer Mahnmale keine Frage von Mehrheitsentscheidungen der Deutschen, bzw. der Leegebrucher. Sie ist eine Verpflichtung den aus fast
allen Ländern Europas stammenden ehemaligen KZ-Häftlingen gegenüber.
Der Leegebrucher Denkmalsturzversuch will aber eigentlich nur nachholen was für die BRD als ganze schon längst gilt. In der nationalen Gedenkstätte, der Neuen Wache in Berlin, wird seit Jahren “den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft” gedacht. Die “demokratische Erinnerungskultur der Deutschen” integriert somit auf unerträgliche Weise das Schicksal gefallener SS-Männer und vergaster Juden. Dem ist nur mit undemokratischen Mitteln
beizukommen! Wir wünschen den ansonsten abscheulichen Bürokraten im Amt für Denkmalschutz viel Erfolg.
Wir kommen allerdings nicht nur wegen des Mahnmalsstreits nach Leegebruch, sondern auch, weil es hier eine besonders starke Vorherrschaft rechtsradikaler Jugendlicher gibt. Sie pöbeln und schlagen nach allem Fremden und nicht-arischem. Für Menschen mit dunkler Hautfarbe, mit bunten Haaren
oder für Schwule ist Leegebruch ein absoluter Gefahrenbezirk. Doch ein öffentliches Problem ist das in Leegebruch nicht. Die Eltern stellen sich vor ihre Kinder und kümmern sich ansonsten um den Sturz antifaschistischer
Mahnmale.