Parkwächter sollen rigide Regelungen in Potsdams Gärten durchsetzen. Bürger wehren sich. Ein Gespräch mit Peter Moser
Im April haben Parkwächter damit begonnen, Verstöße gegen die penible Parkordnung in den Potsdamer Schloßgärten mit Bußgeldern zu quittieren. Wird das Leben in einer Museumsstadt immer anstrengender?
Ich bin Österreicher, und die großzügigen Parkanlagen waren für mich ein Grund, nach Potsdam zu ziehen. Im Neuen Garten am Heiligensee und im Babelsberg war es möglich, die Anlage zu nutzen – also auf die Wiesen zu gehen, zu baden und mit dem Fahrrad zu fahren. Der Park Sanssouci ist in Teilen ein Barockgarten. Da ist das nicht möglich, und das ist auch einzusehen.
Bedeutet die strikte Einhaltung der Parkordnung in Babelsberg ein Verlust an Lebensqualität?
Auf jeden Fall. Im Frühjahr begannen Parkwächter, die von der Schlösserstiftung eingestellt wurden, eine Drohkulisse aufzubauen. Fahrradfahren muß man jetzt auf der Straße; das ist gerade für Kinder gefährlich. Die Wiesen dürfen nicht mehr betreten werden. Ballspielen, Drachensteigen lassen und Schlittenfahren ist verboten. Aber viele Anwohner lassen sich das im Park Babelsberg trotzdem nicht verbieten und halten an ihren Gewohnheiten fest. Schließlich ist der Park das Naherholungsgebiet für etwa 30 000 Menschen.
Die Schlösserstiftung argumentiert, daß Radfahrer auf den Sandwegen Schäden anrichten würden. Ein Kindergarten darf nicht mehr die Natur im Park erkunden und vom Weg abweichen, weil die Wiesen in Mitleidenschaft gezogen würden. Sind das an den Haaren herbeigezogene Argumente?
Sicherlich. Die Schäden durch die Nutzer des Parks sind gering. Den größten Schaden auf der Wiese richten Wildschweine an und die Fahrzeuge der Gärtnerei. Die Gewitter haben an den Abhängen die Sandwege ausgespült und mehr Zerstörung angerichtet als alle Radfahrer zusammen.
Stiftungsgeneraldirektor Hartmut Dorgerloh wirft den Anwohnern in Babelsberg Egoismus vor, daß sie nur ihre eigenen Bedürfnisse im Blick hätten. Ist die Kritik berechtigt?
Auch die Bürgerinitiative will das Weltkulturerbe schützen. Entsprechend arbeiten wir für den Park ein Nutzungskonzept in Zusammenarbeit mit dem BUND aus. Außerdem führen wir den Dialog mit der Bevölkerung, wozu die Schlösserstiftung offenbar nicht in der Lage ist. Schade, daß Herr Dorgerloh mit dem Vorwurf, wir seien egoistisch, an die Öffentlichkeit geht. Das ist kontraproduktiv, und damit verspielt er die Sympathien in der Bevölkerung.
Gibt es eine Schnittmenge von Zielen der Bürgerinitiative und der Schlösserstiftung?
Im Moment überwiegen eher die Probleme. Unserer Ansicht nach muß ein Park auch für die Bürger da sein. Deshalb sieht unser Konzept neben dem Schützen und Bewahren auch ein Nutzen und Leben vor. Für die Schlösserstiftung dagegen ist der Mensch ein Störfaktor, der vor allem Kosten verursacht. Das macht wiederum einige Anwohner wütend. So wurden die von der Schlösserstiftung errichteten Fahrradbarrieren an den Eingängen des Parks sofort abgesägt. Für eine strikte Einhaltung der Parkordnung gibt es keine Akzeptanz in der Bevölkerung.
Wie reagiert die Stadt darauf?
Oberbürgermeister Jann Jakobs ist gegen einen Park Babelsberg mit Volksparkcharakter. Dafür gebe es den Buga-Park am nördlichen Stadtrand, findet er. Aber sein Standpunkt ist umstritten, und folgerichtig wurde Herrn Jacobs’ Antrag auf Amtshilfe beim Kassieren der Bußgeldbescheide vorerst auf Eis gelegt, weil sich die Babelsberger Ortsverbände der Parteien dagegen ausgesprochen haben.
Hartmut Dorgerloh gab unlängst zu, mit einem solchen Protest nicht gerechnet zu haben. Wie geht es weiter?
Wir werden auch künftig mit der Stiftung reden und wollen ein Mitbestimmungskonzept für Anwohner. Ein Parkbeirat wäre denkbar. Mit der Duldung des Badens haben wir einen ersten Erfolg erzielt. Aber es gibt noch immer Themen, bei denen sich die Stiftung stur verhält und auf strikten Verboten beharrt, so daß wir mit Aktionen den Anwohnern auch weiterhin Mut machen wollen, ungehorsam zu sein.