Die letzten Monate, Wochen und Tage haben gezeigt, dass gezielte, organisierte und geplante Aktivitäten von Neonazis in Cottbus immer stärker werden. So häuften sich rassistische Übergriffe in der letzten Zeit auf AusländerInnen, Andersdenkende, alternativ aussehende Jugendliche und auf einen Jugendklub in dem eine antifaschistische Infoveranstaltung geplant war.
Anfang Februar des Jahres 2005 wurden zwei Stundenten der BTU Cottbus aus Kamerun angegriffen. Als die beiden Männer aus der Disco “Sound” heraustraten begegneten sie einer Gruppe von sechs Jugendlichen, die sie beschimpften. Vier der Rassisten schlugen auf die Kameruner ein. Einer der beiden wurde am gleichen Abend gemeinsam mit seinem Begleiter in einem Einkaufsmarkt von rechten Jugendlichen angepöbelt und bedroht.
In der Nacht zum 5. April wurde ein 16-jähriger Afghane in einem Nachtbus, der nach einem Besuch in der Disco “CB” auf dem Weg nach Hause war, Opfer eines rassistischen Überfalls. Der Angriff fand aus einer Vierergruppe Deutscher heraus statt, die den Jugendlichen zunächst aufgrund seiner Herkunft beleidigten und als dieser sich verbal gegen die Täter wehrte wurde er brutal angegriffen. Ein 23-jähriger Nazi hat den 16jährigen Afghanen beschimpft und ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen, sodass dieser schwer verletzt wurde.
In der Nacht vom 7. zum 8. Mai wurde ein 57-jähriger Inder, der von seiner Arbeit auf dem Weg nach Hause war, von zwei Nazis überfallen.
Die Nazis beleidigten den Mann und zwangen ihn gewaltsam aus den Bus auszusteigen, mit dem er nach Hause fahren wollte. Die Nazis folgten ihm und schlugen ihm mehrfach ins Gesicht, so dass er sich hätte stationär behandeln lassen müssen. Aus Angst vor weiteren Nazi Attacken tat er dies nicht und erstattete auch keine Anzeige. Die Insassen des Busses, drei Frauen, ein Mann und der Busfahrer, die den Angriff offenbar beobachteten, griffen jedoch nicht ein
Am Freitag den 13. Mai haben in der Diskothek “CB” Nazis fünf Kameruner beleidigt und beschimpft. Die Nazis konnten von den Männern gebremst werden, so dass versuchte Angriffe in einer “Rangelei” endeten.
Die Angriffe werden sich immer weiter häufen wenn wir nicht endlich gemeinsam handeln
…and it will never end!
Am vergangenen Sonnabend, dem 14. Mai 2005, stürmten etwa 20 Nazis den Jugendklub “Fragezeichen” in Cottbus. Sie drangen gegen 17 Uhr zielgerichtet in die Räume des Klubs ein und griffen Besucher tätlich an. Mehrere Besucher wurden durch Tritte und Schläge so verletzt, dass sie im Krankenhaus ambulant behandelt werden mussten. Innerhalb von fünf Minuten zerstörten die Nazis Teile des Mobiliars und der Veranstaltungstechnik. Zur gleichen Zeit war in dem Klub eine Bildungsveranstaltung angekündigt, die über Tendenzen in der rechtsextremen Szene aufklären sollte. Die am Abend stattfindende Soliparty der Antifa Cottbus konnte noch gut besucht und entschlossen stattfinden.
Der Angriff auf die Infoveranstaltung war geplant und strukturiert durchgeführt. Er lässt sich in eine vorher nicht geahnte Brutalität und Organisation der Nazis einordnen. Daher lässt sich vermuten, dass sich hinter dem Angriff organisierte Nazigruppen befinden. Marcel Forstmeier, ein notorischer Neonazi, der u.a. in den 90er Jahren Rädelsführer der JN- Spreewald war, gilt als Organisator des Anschlags. Er und ein weiterer Nazi verschafften sich Zugang zum Jugendklub und riefen eine weitere Gruppe von Schlägernazis an, die in den Jugendklub rein knüppelten und mehrere BesucherInnen verletzten.
Marcel Forstmeier ist heute “Webmaster”, Organisator und Rädelsführer der Gesinnungsgemeinschaft Süd-Ost Brandenburg, die im Internet ihre Kameratten zu einem “gemeinsamen und geschlossenen Handeln” aufruft. “Junge Widerstandskämpfer” gedachten am 15. Februar diesen Jahres auf dem Cottbuser Südfriedhof der Opfer der Bombardierung vor 60 Jahren und legten einen Kranz nieder.
Kaum eine Woche später versammelten sie sich, “um den leidenschaftlichen Kampf Horst Wessels nachzuempfinden” und einen Vortrag über das politische Soldatentum zu lauschen. “Der unbekannte politische Soldat ist der eigentliche Held unserer Bewegung” tönt die Gesinnungsgemeinschaft, die nach eigenen Angaben auch beim Aufmarsch der Rechtsextremen in Dresden mit 300 Leuten mit von der Partie war. Forstmeier selbst spinnt im Datennetz Fäden in der Kameradschaftsszene nach Cottbus so z.B. zu Sturm Cottbus, die auf Naziaufmärschen in Dresden (13.Februar), Leipzig (1.Mai) und Delitzsch (8.Mai) gesehen wurde.
Die gezielten Angriffe der Nazis, ihre Vernetzung in Süd/ Ost Brandenburg, und ihr öffentliches Auftreten bei Demos lassen eine neue, für Cottbus noch nicht bekannte Sprache sprechen.
Wir werden die Angriffe der Nazis nicht unbeantwortet lassen. Wir lassen uns von ihren gewaltsamen Versuchen, Menschen zu terrorisieren, die nicht in ihr hirnverbranntes und menschenverachtendes Bild passen, nicht einschüchtern. Wir solidarisieren uns mit allen Opfern rassistischer, nationalistischer, sexistischer und antisemitischer Gewalt.
Es gilt dem braunen Treiben nicht schweigend, ohnmächtig und tatenlos zuzusehen, sondern sich direkt und offen diesem entgegenzustellen!
Wir rufen alle Menschen auf sich an der antifaschistischen Demonstration am 28. Mai in Cottbus zu beteiligen.
Demonstration 28. Mai / Cottbus / Stadthalle / 14 Uhr
Antifaschistisches Aktionsbündnis Südbrandenburg