Potsdam (dpa) Junge Strafgefangene mit rechtsextremem Hintergrund sollen mit
Hilfe von Fußball wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden. Das
Projekt “Abschied von Hass und Gewalt” richtet sich an Männer, die wegen
schwerer Gewalttaten an Ausländern oder Obdachlosen in Brandenburgs
Jugendstrafanstalten einsitzen. “Der sportliche Teil unseres Projektes ist
wichtig, weil man sich beim Sport wie in der Gesellschaft an Regeln halten
muss”, sagte Helmut Heitmann vom Verein “Archiv der Jugendkulturen”.
Seit drei Jahren bietet der Berliner Verein das Antigewaltprogramm in den
drei Jugendstrafanstalten Brandenburgs mit derzeit insgesamt knapp 260
Häftlingen an. Für jeweils vier Monate arbeiten acht Sozialpädagogen und
Psychologen mit den Gefangenen zwischen 17 und 22 Jahren zusammen. “In
kleinen Gruppen sprechen die Teilnehmer über ihre persönliche Vergangenheit,
Gruppendynamik und ihre gewalttätigen Straftaten, die sie meist in Gruppen
begingen”, sagte Heitmann. “Zusammen mit den Trainern erarbeiten sie so neue
Möglichkeiten der Konfliktbewältigung.”
Dabei soll das Fußballspielen helfen, denn hier müssen wie im alltäglichen
Leben Regeln eingehalten und der Gegner respektiert werden. “Außerdem lernen
die jungen Männer, sich auch in stressreichen Situationen zu beherrschen”,
erläuterte Heitmann. “Gewalt gegen Schwächere ist hier tabu.” Dieser
sportliche Teil des Antigewaltprogramms sei daher eine wichtige
Bewährungsprobe für das Leben nach der Haft. “Auf dem Spielfeld können die
Teilnehmer praktisch zeigen, was sie während der Gruppenarbeit in der
Theorie gelernt haben.”
Die Gefangenen haben in dem Antigewaltprogramm die Möglichkeit, ihre eigenen
Fähigkeiten entweder in Worten (verbal) oder beim Sport auszudrücken. “Die
Kombination von beiden Aspekten ist wichtig”, betonte Heitmann.
“Gruppenarbeit und Sport ergänzen sich, das eine funktioniert nicht ohne das
andere.” Auf diese Weise sollen die jungen Männer lernen, für sich und ihr
Handeln Verantwortung zu übernehmen. Gefördert wird das Projekt mit
insgesamt 220 000 Euro pro Jahr von dem Brandenburgischen Justizministerium,
der Europäischen Union sowie der Bundes- und der Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit.