120 Polizisten im Fußball-Einsatz
Es lag nicht nur eine große Hitzeglocke über dem Sportplatz des SV Blau-Weiß
Lichterfeld am vergangen Samstag, sondern auch eine große Hochspannung vor
der Begegnung Union Berlin gegen Dynamo Dresden. Wohin das Auge blickte,
überall Polizei, Bereitschaftskräfte, Security und Ordner. Der Platz glich
einem Hochsicherheitstrakt und viele fanden das Aufgebot ziemlich überzogen.
Doch Sven Bogacz, Leiter des Schutzbereiches Finsterwalde war da ganz
anderer Meinung. «Die Gefahrenprognose für dieses Spiel lag sehr hoch. Wir
haben in den einschlägigen Foren im Internet recherchiert, uns mit Kollegen
in Berlin und Dresden kurzgeschlossen und entsprechend unseren Einsatz
geplant.»
Vor Ort waren 120 Polizeikräfte im Einsatz. Hinzu kamen 15 Mann eines
privaten Sicherheitsdienstes und 25 Ordner vom Verein und einige Beamte in
Zivil, im Fachjargon «szenekundige Beamte» genannt, die sich in den
Fanblöcken aufhielten und deeskalierend wirken sollten. Diese starke Präsenz
war so gewollt und sollte gewaltbereite Fans schon im Vorfeld abschrecken.
«Der Veranstalter ging wohl in der Planung des Sportfestes etwas blauäugig
an die Sache ran, denn das Gewaltpotenzial beider Fangruppen ist nicht zu
unterschätzen. Wir haben unter den Besuchern etwa 40 gewalttätige Fans
ausgemacht, 60 gewaltbereite und 40 gewaltgeneigte (A‑, B- und C‑Fans).
Diese Personen waren uns mit Namen und Aussehen bekannt. Außerdem ist die
Lokalität hier sehr schwierig, denn im Fall der Fälle sind die Fans hier
schlecht zu trennen.» Die Polizei war also gewarnt, ständig präsent und
immer voll einsatzbereit, aber auch sehr locker drauf, und man suchte
ständig das Gespräch. Einige Fans, die vom Finsterwalder Bahnhof zu Fuß nach
Lichterfeld wollten, nahm man sogar mit dem Einsatzfahrzeug mit. «Natürlich
erst nach Abgabe mitgeführte Schnapsflaschen.»
Doch eigentlich sollte es ja um guten Fußball gehen und den wollten die etwa
2 000 Besucher auch sehen. Pünktlich 17 Uhr liefen die beiden Mannschaften
unter den Gesängen ihrer Fans auf und das Spiel konnte beginnen. Einen
Klassenunterschied konnte man, schließlich trafen hier die zweite Bundesliga
auf eine Regionalligamannschaft, nicht ausmachen, im Gegenteil. Bereits in
der 11. Minute schoss Rene Beuchel das Führungstor für Dynamo Dresden.
«Eisern Union» legte unter den Anfeuerungsrufen seiner Fans einen Gang mehr
ein, und so gelang in der 20. Minute der Ausgleich durch ein Tor von Sreto
Ristic. Dann schien die Hitze die Übermacht zu ergreifen, das Spiel floss
ruhig vor sich hin, die Schlachtgesänge wurden auch immer weniger und
irgendwie wollten alle, so der Eindruck, nur noch, dass es vorbei ist.
Doch ein Unentschieden wäre für Union Berlin eine mittelschwere Katastrophe
gewesen, und so zog man im letzten Drittel noch einmal alle Kräfte zusammen
und spielte auf Sieg. In der 89. Minute gelang schließlich Salif Keita der
Siegtreffer.
Nun hieß es noch einmal erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration für die
Einsatzkräfte, denn die Abfahrt der Fans bedeutete noch einmal «Alarmstufe
Rot» .
Doch alles klappte wie am Schnürchen. An der Baustelle der Dorfstraße wurden
die Ampeln ausgeschaltet und der Verkehr schnell nur in eine Richtung
geleitet. Bis auf die Dresdner Fans waren dann am Abend alle zufrieden. Auch
Karola Sukale, die Leiterin des Ordnungsamtes vom Amt Kleine Elster. «Wir
hatten im Vorfeld eine Ordnungsverfügung mit 16 Auflagen erlassen. Der
Veranstalter war natürlich am Anfang etwas geschockt, auch verärgert, doch
bereits am Freitag um 10 Uhr war alles erledigt, und dass es etwas genutzt
hat, konnte man ja jetzt sehen.» So musste zum Beispiel alles entfernt
werden, was geworfen werden kann, es durften vor und während des Spiels nur
leichtes Bier und kein Schnaps ausgeschenkt werden, und es musste eine
Separation der Fans auf dem Parkplatz gewährleistet werden. Und auch der
Veranstalter war zum Schluss zufrieden, dass nichts passiert ist.
«Wir hatten zwar mit ein paar Leuten mehr gerechnet, aber so ging das schon.
Vielleicht hat viele Leute die starke Polizeipräsenz rund um Lichterfeld
abgeschreckt, und auch manche Berichterstattung war ja eher eine Warnung,
als eine Einladung» , so der Vereinsvorsitzende Eckhard Krakau.
Am Sonntag ging es dann viel, viel ruhiger und familiärer auf dem Platz zu,
doch Fußball gab es natürlich auch. Höhepunkt dabei das Turnier der Dörfer
des Amtes und hier siegte Betten vor Lieskau und die Gastgeber kamen auf den
dritten Platz. Natürlich ist man jetzt in Lichterfeld schon wieder am planen
für das nächste Jahr, da wird der Verein 85 und man darf sicherlich wieder
auf ein Spitzenspiel hoffen. «Uns schwebt ja eine Mannschaft aus der ersten
Bundesliga vor. Mal sehen, was geht» , so der Vereinsvorsitzende.