(MAZ, Elke Höhne) MAHLOW Drei Briten machen sich am 4. Juni auf nach Mahlow, in die Gemeinde,
die im Sommer 1996 in die Schlagzeilen geriet. Dort wurde Noël Martin Opfer
eines fremdenfeindlichen Überfalls. Seitdem hält Robin Herrnfeld von der
Aktion Cura, einem Verein “Hilfe für Opfer von Ausländerfeindlichkeit” in
Berlin, die Verbindung zu dem farbigen Briten aufrecht. Sie übersetzt für
den Schwerstbeschädigten — er ist in Folge des Überfalls vom Hals ab
gelähmt — Schriftstücke, besucht für ihn Behörden und begleitet die Stiftung
Großes Waisenhaus zu Potsdam, die den Noël- und-Jaqueline-Martin-Fonds
verwaltet. “Durch ihre Vermittlung und Beratung mit Noël Martin ist der
Kontakt zu den drei Bürgern aus Birminham zustande gekommen”, erzählt Ingo
Thiedemann.
Das Vorstandsmitglied vom Förderverein Freunde der Herbert-Tschäpe-Schulen
Mahlow koordiniert die dritte Fahrt von Mahlower Schülern nach Birmingham.
Während eines Erfahrungsaustausches hatte er auf organisatorische
Schwierigkeiten hingewiesen, weil man keinen Menschen in Birmingham näher
kenne, der von der britischen Seite das brandenburgische — und ausdrücklich
von Noël Martin gewünschte — Vorhaben, Jugendaustausche ins Leben zu rufen,
unterstütze. Fremdenfeindlichkeit kann nur dadurch abgebaut werden, wenn
junge Leute verschiedener Kulturen zusammengeführt werden. In diesem Sinne
unterstützt die Potsdamer Waisenhaus-Stiftung den Noël-Martin-Fonds.
Rund 15 Jugendliche aus Mahlow und Blankenfelde reisen voraussichtlich in
den Oktoberferien zu Noël Martin. Anfang des neuen Schuljahres bereiten sich
die jungen Leute konkret darauf vor.
Die Grobplanung für die Birminghamer Abordnung steht. “Wir wollen unseren
Gästen unser Projekt vorstellen”, erklärt Ingo Thiedemann. “Dazu gehört,
dass wir ihnen unsere Gemeinde zeigen, den Gedenkstein am Glasower Damm, wo
die Tat geschah, die Jugendeinrichtungen und sozialen Brennpunkte.” Geplant
ist ein Treffen mit den Schülern aus Blankenfelde-Mahlow, die im Herbst nach
Birmingham reisen, und dem Koordinierungsausschuss, zu dem unter anderem die
Stiftung Großes Waisenhaus, der Förderverein sowie Tolerantes Brandenburg
gehören. Wohnen werden die Gäste in Mahlower Familien.
“Der Besuch ist eine gute Basis, um gemeinsam das Projekt umzusetzen”, sagt
Ingo Thiedemann. Langfristig gibt es eine weitere Idee: Die
Herbert-Tschäpe-Gesamtschule rechnet zu “ihrer” Fußball-WM 2006 in Mahlow
unter anderem ganz fest mit einer Mannschaft aus Birmingham.