(LR, 14.2.) Mit einer Stunde Verspätung setzte sich am Sonnabend der Zug der
Demonstranten vom Flemmingplatz aus in Richtung Ben Noui-Gedenkstein in
Bewegung.
Die rund 150 Jugendlichen schlossen sich einem Aufruf des Bündnisses gegen
Rassismus und Antisemitismus Süd Brandenburg an und waren unter anderem aus
Berlin, Frankfurt (Oder) und Lübben angereist.
Aus Eisenhüttenstadt nahm Liesa Schwarz teil. Sie will des Todes von Ben
Noui vor sechs Jahren gedenken und hatte den Termin der Demonstration aus
dem Internet erfahren. Eine Hand voll Gubener, meist Mitglieder des
Jugendklubs Sanikasten an der Kaltenborner Straße, legten am Gedenkstein
Blumen nieder.
Alexandra Klei, Pressesprecherin des Bündnisses gegen Rassismus und
Antisemitismus in Süd-Brandenburg, nannte in erster Linie das Gedenken an
Omar Ben Noui als Ziel für die Demonstration — der ersten seit längerer
Zeit. Klei befindet außerdem den weitgehend isoliert stehenden Gedenkstein
als nicht würdig genug. Ein deutliches Zeichen wollten die Demonstranten
gegen die nach wie vor existierende rechte Szene in Guben setzen, bekräftigt
die Pressesprecherin.
Gubens Bürgermeister Klaus-Dieter Hübner, der die Demonstration am Rande des
Geschehens verfolgte, erboste sich über die Äußerungen eines Sprechers, nach
denen Guben eine “rassistische Kleinstadt” wäre.
In der Nähe des Gedenksteines trafen die Demonstranten auf eine kleine
Faschingsgesellschaft, aus deren Reihen der Hitlergruß gezeigt worden sein
soll. Jedenfalls verfrachteten einige Bedienstete der überall präsenten
Polizei einen Kostümierten kurzerhand in ein Dienstfahrzeug der
Ordnungshüter.
Kurze Zeit verweilte der Demonstrationszug am Gedenkstein, weil ein
Krankenwagen angefordert werden musste. Eine Demonstrantin fühlte sich nicht
wohl. Danach setzte sich der Zug in Richtung “Junge Welt” in Bewegung. Treff
und Hochburg der Gubener rechten Szene soll diese Gaststätte sein, war aus
dem Lautsprecherwagen des Demonstrationszuges zu vernehmen.