Große Unterstützung durch Gewerkschaften, Parteien, Jugendclubs, Vereine und Antifagruppen erfahren an diesem Sonnabend Proteste gegen einen Aufmarsch von Alt- und Neonazis zum Waldfriedhof in Halbe (Kreis Dahme-Spreewald). Am Freitag kündigte auch »Tolerantes Brandenburg«, ein Programm der Landesregierung in Potsdam, seine Unterstützung an. Bisher waren die Neofaschisten jeweils am sogenannten Volkstrauertag im November in Halbe erschienen. In diesem Jahr marschieren sie auch erstmals am 11. März aus Anlaß des ehemaligen »Gedenktages für die Opfer des Ersten Weltkrieges« in der 1250-Einwohner-Gemeinde auf. Auf dem Friedhof sind jedoch hauptsächlich Soldaten begraben, die kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges bei den Schlachten um die Eroberung Berlins gefallen waren.
Unter dem Motto »Halbe ist bunt und nicht braun« wird zwischen 10 und 20 Uhr in der Schweriner Straße protestiert. Neben einem Bühnenprogramm mit Musik und Reden soll es auch Stände geben, mit denen sich Antifa-Initiativen vorstellen. Diese Aktionsmeile soll laut Auflagenbescheid jedoch im Abstand von 100 Metern zur Route der Neonazis aufgebaut werden. Ein Eilantrag des veranstaltenden Aktionsbündnisses gegen deren Verlegung sei jedoch abgelehnt worden, teilte das Verwaltungsgericht Cottbus am Freitag mit.
Auch eine Kundgebung der »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten« (VVN-BdA) direkt vor dem Friedhof wurde von der Polizei untersagt. Mit dieser Aktion sollte der ermordeten Deserteure und Zwangsarbeiter gedacht werden, die ebenfalls auf dem Friedhof begraben sind. Stattfinden kann lediglich eine Kundgebung der Jusos zwischen 8.00 und 9.30 Uhr auf dem Friedhofsvorplatz. Die Polizei kündigte an, mit mehreren hundert Beamten am Samstag vor Ort sein zu wollen.
Die Neonaziorganisatoren des »Freundeskreises Halbe« wollen sich um 12 Uhr am Goetheplatz versammeln und später über die Lindenstraße zum nahegelegenen Waldfriedhofsvorplatz marschieren, um dort eine Kundgebung abzuhalten. Um eine Blockade durch Antifaschisten unmöglich zu machen, hat der Hamburger Neonazikader Christian Worch bereits ab 10 Uhr eine Kundgebung genau an jener Straßenkreuzung angemeldet, auf der im November 2005 der Aufmarsch durch mehrere hundert Gegendemonstranten aufgehalten wurde.
Die Diskussionen um den Umgang mit dem rechten Aufmarsch in Halbe nutze Brandenburgs Law-and-Order-Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) unterdessen, um die Errichtung einer »Bannmeile« in Halbe zu fordern. »Populistische Forderungen ersetzen jedoch keinen antifaschistischen Widerstand« erklärte Arthur Nehring vom antifaschistischen Bündnis »NS-Verherrlichung stoppen«.