(MOZ, 9.5.) Schwedt (MOZ) Gestern jährte sich zum 60. Mal der Tag, an dem der Zweite
Weltkrieg in Deutschland endete. In der Uckermark fanden aus diesem Anlass
in Schwedt, Angermünde, Prenzlau, Gartz und Wartin Gedenkveranstaltungen mit
Kranzniederlegungen statt.
Von Antje Scherer
“Meine Generation trägt dafür die volle Verantwortung. Ich schäme mich, an
Mord und Zerstörung beteiligt gewesen zu sein” sagte Friedrich Selinger, den
viele in Schwedt Fritz nennen. Er hat zehn Jahre seines Lebens an den Krieg
verloren, fünf davon in der Wehrmacht, fünf in russischer Gefangenschaft.
“Da hatte ich Zeit nachzudenken” sagt er. Von den 160 Kameraden seiner
Kompanie sind am Ende sieben übrig geblieben, drei davon verkrüppelt.
Was im Zweiten Weltkrieg geschah, “sei durch keine Entschuldigung aus der
Welt zu schaffen”. Unsere Verantwortung bestehe aber darin, die Erinnerung
wach zu halten, sagte Selinger gestern am sowjetischen Mahnmal auf dem Neuen
Friedhof in Schwedt. Etwa 80 Bürger Schwedts und Vertreter von PDS, SPD,
BfS, Attac, DGB und weitere hatten sich versammelt. Unter ihnen auch Mike
Bischoff, Landtagsabgeordneter der SPD und Dezernent Lutz Herrmann.
Auch die jüngere Generation war durch einen Schüler des Gauß-Gymnasiums
vertreten, der über die Toten von Chojna sprach. “Ihr Menschen pflanzt in
eure Seelen den Namen des Friedens”, endete seine Ansprache. Drei Trompeter
der Musikschule Schwedt begleiteten das Gedenken.
Sehr berührend sprach anschließend Inge Heinemann über ihren bereits
verstorbenen Mann, der seines jüdischen Vaters wegen verfolgt wurde. “Das
darf sich niemals wiederholen” sagte die 85-Jährige.
Auch in Angermünde fanden sich an diesem Tag Vertreter von PDS und SPD und
Bürger der Stadt zusammen, um im Friedenspark der gefallenen sowjetischen
Soldaten zu gedenken. Sie legten auch am Mahnmal für alle Opfer des zweiten
Weltkrieges Blumen nieder.
Außerdem fanden in Prenzlau, Gartz und Wartin Gedenkveranstaltungen mit
Kranzniederlegungen statt. In Prenzlau hatte ein breites Bündnis aus
Stadtverwaltung, Mitgliedern aller Parteien, der Kirche, Lehrern,
Jugendlichen und anderen den Aufruf zum 60. Jahrestag der Befreiung
unterschrieben. Es wurden am Sowjetischen Ehrenmal, am VVN-Ehrenmal und am
Jüdischen Friedhof Kränze niedergelegt. In Gartz legte dagegen nur die PDS
Blumen an den Denkmälern für die sowjetischen und die deutschen Soldaten
nieder.