ORANIENBURG Eine kleine Gruppe von etwa 30 Besuchern hatte sich am
Sonntagvormittag in der Gedenkstätte Sachsenhausen eingefunden. An der
“Station Z”, dem neu gestalteten zentralen Gedenk-ort, erinnerten sie an die
Ermordung von 27 Häftlingen des Konzentrationslagers am 11. Oktober 1944.
Der Vorsitzende des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik
Deutschland, Andreas Meyer, erinnerte daran, dass mit diesen Morden ein
Zeitabschnitt zu Ende gegangen sei, den man als “Periode der
Sonderkommissionen” bezeichnet. Im Zuge von Ermittlungen der Kriminalpolizei
wegen Unterschlagungen von Wertsachen ermordeter Juden durch Angehörige der
SS waren Anzeichen für eine geheime kommunistische Widerstandsorganisation
im Lager entdeckt worden.
Eine von SS-Chef Himmler persönlich eingesetzte Sonderkommission der Gestapo
verhaftete nach Hinweisen von Spitzeln und Folterungen von Verdächtigen mehr
als 100 Häftlinge, darunter zahlreiche kommunistische Blockälteste. 27 von
ihnen, 24 deutsche und drei französische KZ-Insassen, wurden an jenem 11.
Oktober zum Krematorium auf den Industriehof gefahren. Dort ließ sie
Schutzlagerführer Körner in der Genickschussanlage exekutieren.
Einer von diesen Häftlingen war Ludger Zollikofer, auf dessen Lebensspuren
sich Artur Nähring begab. Viel wisse man nicht von Ludger Zollikofer, der am
29. Oktober 1893 im Ruhrgebiet geboren wurde, 1922 in Essen eine Ortsgruppe
der KPD gründete und seit 1927 Parteisekretär der Internationalen
Arbeiterhilfe (IAH) war. Zollikofer wurde sofort bei Ausbruch des Krieges
verhaftet und kam am 10. September 1939 ins KZ Sachsenhausen.