Am Donnerstag, dem 9. November 2006, versammelten sich ca. vierzig PotsdamerInnen vor dem Rechenzentrum, um eine Gedenkkundgebung für die Opfer des preußischen Militarismus und des deutschen Antisemitismus durchzuführen. Obwohl in
Potsdam Gedenkveranstaltungen nicht anmeldepflichtig sind, verwies die Polizei die TeilnehmerInnen des Platzes. Als Begründung gab sie an, die Veranstaltung sei nicht angemeldet. Damit setzte sich die Polizei über die bisher geltende Praxis hinweg. So verfährt sie nicht mit den Gedenkveranstaltungen, die von SPD, CDU und
Stadtverwaltung durchgeführt werden.
Die TeilnehmerInnen wurden als Störer diffamiert, die Veranstaltung massiv behindert. Das Zeigen eines Transparentes, das die Parole „Was wir vergessen, verraten wir“ trug und den Befreiern
vom Nationalsozialismus dankt, sollte verhindert werden. Der Einsatzleiter Preußbedrohte die TeilnehmerInnen der Kundgebung mit strafrechtlichen Konsequenzen. Trotz
des Hinweises auf die moralische Brisanz ihres Vorgehens, weigerte sich die Polizei, einen für die Versammelten annehmbaren Kompromiss herzustellen. Motiv dieser massiven Behinderung war es, dass den Teilnehmern einer Veranstaltung zum Wiederaufbau der Garnisonkirche den Anblick des antifaschistischen Gedenkens zu ersparen. Die polizeiliche Maßnahme ist nichtvereinbar mit der demokratischen
Meinungs- und Versammlungsfreiheit.
Darüberhinaus maßte sich die Polizei an, der Veranstaltung den Charakter einer Gedenkveranstaltungabzusprechen. In einer Zeit, da in Brandenburg neonazistische Aktivitäten imZunehmen begriffen sind, ist dies ein fatales Zeichen für den Bewusstseinszustand der Brandenburger
Polizeiführung.
Viktoria Berg vom Bündnis Madstop erklärte: „Ich bin erschüttert, wie schnell antifaschistisches Engagement als Störung empfundenwird. Besonders
skandalös ist die Ignoranz gegenüber dem Gedenken an die Opferdes NS, die sich in dieser repressiven Behinderung ausdrückt.“