In Rathenow waren ungefähr 30 Bürger_innen, darunter auch Vertreter_innen der Parteien, der Stadtverordnetenversammlung und des Kreises, am 27. Januar 2012 dem Aufruf des Rathenower Bürgermeisters gefolgt und nahmen an der Gedenkveranstaltung zum 67. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz teil.
Pünktlich um 15 Uhr richtete sich der Bürgermeister Ronald Seeger (CDU), vor dem Denkmal für die Opfer des Faschismus, mit mahnenden Worten an die teilhabenden Personen. Seine Ansprache begann er hierbei mit Worten aus Roman Herzogs Rede zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus von 1996. Der Begriff Auschwitz stehe als Synonym für den Rassenwahn der 1940er Jahre, wo alleine in Auschwitz etwa eine Million Menschen ihr Leben lassen mussten. Es liege an der heutigen Generation, dieses nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Anschließend wies die Bundestagsabgeordnete Diana Golze (Die LINKE) auf die Gedenkveranstaltung des Deutschen Bundestages hin, bei der auch der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki als Überlebender des Warschauer Ghettos eine ergreifende Rede hielt.
Abschließend hob der stellvertretende Landrat Roger Lewandowski (CDU) nochmals die Wichtigkeit des stattfindenden Gedenkens hervor. Vor allem die aktuellen Ereignisse, in Hinblick auf die (Neo)nazistische Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), zeigen, dass auch noch in der heutigen Zeit (Neo)nazis bereit seien für ihre Überzeugungen zu morden.
An einer Gedenkveranstaltung in Premnitz nahmen ebenfalls ungefähr 30 Menschen teil. Dort rief Bürgermeister Roy Wallenta in Anbetracht der Mordanschläge des NSU zur Wachsamkeit gegenüber (neo)nazistischen Tendenzen in der Gesellschaft auf und kritisierte die Verharmlosung des „Rechtsextremismus“ durch Begriffe wie „Dönermorde“.
Der 27. Januar ist seit 1996 ein Gedenktag für alle Menschen, die durch die Nationalsozialist_innen ausgebeutet und ermordet wurden. Dies schließt nicht nur das Gedenken für die Opfer der Vernichtungslager im Osten, sondern auch die Bewahrung der Erinnerung an die Verbrechen der Nazis in unserer Region mit ein. In Rathenow existierte beispielsweise bis zur Befreiung 1945 ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, deren Häftlinge in den ARADO Flugzeugwerken geschunden wurden. Darüber hinaus wurden tausende Zwangsarbeiter_innen in der Rathenower optischen Industrie sowie im Premnitzer IG Farben Werk zur Arbeit gepresst.