Ist die NPD eine ernstzunehmende Partei oder ist sie ein Zirkusverein? Dies könnte die aktuelle Frage im Zusammenhang mit den hanebüstenden Pressemitteilungen auf der Brandenburger Subdomain der NPD Internetpräsentation sein, mit der ein/e “D.Reichert” seit Anfang September versucht Stimmung gegen Linke und den Bürgermeister der Stadt Rathenow zu provozieren.
Zunächst begann die verbale Offensive des Herrn/der Frau Reichert noch relativ sachlich, jedoch bereits provokant am 2. September mit einem Artikel zu einem rechtsextremistischen Fußballhallenturnier in Rathenow. Dem in Gründung befindlichen Fußballverein “Sportsfreunde Rathenow 06” war es dabei mit anwaltlicher Hilfe gelungen, konträr zur kurzfristigen Kündigung des Veranstaltungsortes durch den Bürgermeister, die Halle als Austragungsort seiner Veranstaltung durchzusetzen und den Potentaten der Stadt zu blamieren.
Daraufhin folgten Presseberichte zu dem Turnier, welche auf Erkenntnisse des polizeilichen Staatsschutzes als auch der Antifa beruhten und den neuen Verein sowie mindestens eine der teilnehmenden Mannschaften als (Nachfolge)strukturen verbotener Kameradschaften aus dem Westhavelland entlarvten.
Selbstverständlich dementierte “D.Reichert” wohlweislich umgehend am 6. September 2006 die Presseberichte, weil sich ein Verein der als Ersatz für verbotene Organisationen fungiert bekanntlich strafbar macht. Der Verhöhnung des Bürgermeisters im ersten Artikel folgte nun die Diskreditierung des linken Webportals “Inforiot” und der “Antifa Westhavelland”. Dummerweise teilte der polizeiliche Staatsschutz jedoch ebenso die Erkenntnis der linken Gruppen und spielte der Märkischen Allgemeinen Zeitung ähnliche Informationen zu.
Die Argumentation Reicherts bricht somit allein schon beim lesen der Tagespresse zusammen, weshalb es auch keine gesonderte Reaktion der Antifa auf dessen lächerlichen Artikel erforderlich war.
Nun spritzte der NPD — Mann / die NPD — Frau erneut mit Gift um Linke in Rathenow zu verunglimpfen und das Bündnis “Rathenow zeigt Flagge” zu entzweien. Mit degressiven Niveau und mitunter dem Straftatbestand der Verleumdung erfüllenden Gerüchten versucht Reichert unter der Überschrift “Links, links, um die Ecke stinkt’s… in Rathenow” in einem Artikel vom 10. September 2006 allen Ernstes den Betreibern des Alternativen Jugend Zentrums in der Rathenower Goethestraße zu unterstellen, dass sie ihre Betriebskosten angeblich nicht begleichen können und deshalb die Stadt erpressen, während “tolerante” Nationalisten nicht einmal ein ach so friedliches Fußballspiel veranstalten dürften.
Natürlich entbehren Gerüchte hinsichtlich nicht bezahlter Betriebskosten oder sonstiger Erpressungen jeglicher Grundlage, was auch Reichert wissen müsste. Seine Argumentation scheint diesbezüglich ohnehin unsicher und ist aufgrund des Fehlens tatsächlicher Anhaltspunkte für seine Behauptungen eher vorsichtig fragend formuliert.
Da er aber trotzdem an der Veröffentlichung seines Märchens festhielt und sich so zum Zirkusclown macht, könnte die einzig gerechtfertigte Reaktion über “D.Reichert” und sein “Werk” eigentlich nur ein lautes Lachen sein.
In Anbetracht der aktuellen Situation, wo beispielsweise der Wahlkampf mehr im Sinne von Kampf als im Sinne von Wahl genutzt wird und NPD Sympathisanten in Berlin und Mecklenburg — Vorpommern Wahlhelfer anderer sich am demokratischen Wahlprozess beteiligende Parteien einschüchtern und zum Teil mit brutaler Gewalt angreifen, sollten Mitteilungen, wie die, die D.Reichert in den letzten Tagen formulierte, mit gewisser Sorge beachtet werden. Es währe ja nicht das erste mal, wenn einer der vielen gewaltbereiten RechtsextremistInnen in der Region dessen Worte all zu Ernst nimmt und im Eindruck dieser Hetze sowie unter der Zuhilfenahme von Alkohol meint “Deutschland” oder das Westhavelland wie auch immer erretten zu müssen.