Aus dem Gerichtssaal / 22-Jähriger zu Geldstrafe verurteilt
(MAZ, C. Schulze) NEURUPPIN Wegen Volksverhetzung hatte sich gestern der in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wulkow einsitzende Maik O. vor dem Neuruppiner Amtsgericht zu verantworten. Der 22-jährige Wusterhausener ist dort wegen eines rechtsextremistisch motivierten Mordversuchs inhaftiert.
Weil er den Abschluss zu seiner Trockenbau-Ausbildung nachholt, darf er jedoch seit Oktober vergangenen Jahres als Freigänger das Gefängnis tagsüber verlassen. Nur einen guten Monat später, am 8. November 2002, fiel Maik O. zwei Polizisten auf, die am Neuruppiner McDonalds-Imbiss eine Verkehrskontrolle durchführten. Aus dem Auto von Maik O. schallte lautstark ein Song der rechten Szeneband “Die Härte”. Zur Melodie eines Juliane-Werding-Schlagers singt die Gruppe darin wüste Beschimpfungen auf den 1999 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden: “Ignatz Bubis, wir pissen auf dein Judengrab.” Die Polizeibeamten hielten Maik O. an und stellten die Kassetten aus dem Auto sicher.
Vor Gericht zeigte sich Maik O. teilweise geständig: Er gab zu, die Musik gehört zu haben. Er wisse jedoch nicht, woher die Kassette in seinem Auto stamme. Der einschlägig Vorbestrafte fühlte sich zu Unrecht “als Rechter abgestempelt”. Er würde ja auch Gruppen anderer Stile hören und die rechte Musik in seinem Auto, so Maik O., “hörte ich einfach so. Da finde ich nichts Schönes dran.” Ein richtiger Rechter sei er auch damals nicht gewesen, als er mit Freunden einen Wachmann am Flüchtlingsheim in Neustadt (Dosse) als “Linken” und “Polen” beschimpfte und fast totprügelte, sagte Maik O.
Die Staatsanwältin forderte für den Angeklagten eine sechsmonatige Haftstrafe ohne Bewährung. “Wer solche krassen Texte hört, macht sie sich natürlich zu Eigen.” Der Pflichtverteidiger von Maik O. verwies auf die Trockenbauer-Lehre seines Mandanten, auf seine inzwischen erfolgte Distanzierung von der rechten Szene und auf die positive Einschätzung der JVA Wulkow. Er plädierte für eine Geldstrafe. Richterin Anke Neumann verhängte am Ende ein Bußgeld von 600 Euro. Durch die Verurteilung sinken die Chancen für Maik O., vorzeitig aus der Haft entlassen zu werden.