HENNIGSDORF Das linke Blatt “Neues Deutschland” hat bereits Interesse an einem Interview
mit den Initiatoren angekündigt — die 3. Anti-Rassismus-Demo, die am 3.
September ab 18 Uhr auf dem Hennigsdorfer Postplatz starten wird, macht die
Runde.
Dieses Jahr hoffen die Veranstalter von der städtischen Anti-Rassismus-Lobby
auf noch mehr Zuspruch als im vergangenen Jahr. Dass mancher Bürger während
der bisherigen zwei Demos gegen Rechts skeptisch aus dem Fenster schaute,
lag möglicherweise an der mangelnden Information, vermutete Mitinitiator
Stefan Tschirswitz auf der 40. Sitzung des Hennigsdorfer “Ratschlags” am
Donnerstagabend: “Die Leute dachten wohl, dass rechte Chaoten auf der Straße
wären und hatten Angst.”
Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Gegen rechte Gewalt und
nationalsozialistisches Gedankengut richtet sich das Engagement der
Organisatoren.
Den skeptischen Blicken soll in diesem Jahr eine massive
Informationsoffensive vorbeugen. 1000 Flyer, zahlreiche Poster und
Handzettel verweisen auf den Hintergrund und die Ziele des Aufmarsches
Anfang September: “… denn der braune Schleim blubbert immer noch”, heißt
es auf den Flugblättern. Voraussichtlich wird die Zahl der Demonstranten -
2003 waren es 300 — in diesem Jahr überboten.
Gegenstand der Demonstration sollen nicht nur das umstrittene
Gutscheinsystem und die Residenzpflicht für ausländische Mitbürger sein.
Auch die Entwicklung der Stadt während der Nazi-Diktatur soll thematisiert
werden. Schließlich spielte Hennigsdorf mit Arbeitslagern und der
Waffenproduktion für den Zweiten Weltkrieg eine fragwürdige Rolle, die es
vor allem für junge Leute aufzugreifen gilt.
Unterdessen gedeiht eine Quelle rechten Gedankenguts in der Stadt nahezu
unbehelligt. Wie der “Ratschlag” recherchierte, verkaufe ein Laden in der
Hauptstraße nicht nur Kleidung mit rechtsradikaler Symbolik, sondern sei
auch eine Plattform neonazistischer Propaganda und Vernetzung. So sei der
Ladeninhaber auch Betreiber eines Versandes für Nazi-Musik mit
haarsträubenden Texten. Anwesende Vertreter der Stadtverwaltung wurden
gebeten, mit dem Laden-Vermieter zu sprechen.
Weitere Themen des “Ratschlags” waren die Gestaltung der Homepage, die bald
zugänglich sein soll, und Vorschläge für eine “Woche des ausländischen
Mitbürgers”.