LUCKENWALDE Abgeordnete evangelischer Gemeinden trafen sich am Samstag in
Luckenwalde zur Synode des Kirchenkreises Niederer Fläming. Nach einem
Gottesdienst in der Johanniskirche ging es im Gemeindehaus um ein wichtiges
Thema: Haupttagesordnungspunkt war der Bericht zweier Mitglieder des Mobilen
Beratungsteams Potsdams beziehungsweise Trebbins zum Rechtsextremismus in
der Gesellschaft.
Wolfram Hülsemann, Leiter der Geschäftsstelle in Potsdam, verdeutlichte:
“Wir bringen unsere Erfahrungen mit, Sie sind unsere Partner vor Ort.”
Der erste Schritt sei das Erkennen des Problems. Das sei nicht immer einfach
und eindeutig. Wer sich an Stammtischen umhöre, könne sich gut ein Bild von
der Stimmungslage machen und rechtsextreme Tendenzen erkennen. Eine Äußerung
wie “Es bräuchte einen Mann, der mal auf den Tisch haut und sagt, wo s lang
geht” mache den Einzelnen zwar noch nicht zu einem Rechtsradikalen, bereite
aber fruchtbaren Boden für organisierte Gruppen und deren Aktionen.
Dabei gehe es vor allem um drei Bereiche, wie Andrea Nienhuisen aus Trebbin
veranschaulichte: den Kampf um Köpfe, Parlamente und Räume. Manch
Bahnhofsvorplatz, Diskothek oder Dorfanger wurde so bereits zur “national
befreiten Zone”. Dabei fällt es laut Nienhuisen zunehmend schwerer, die
Zugehörigkeit zur rechten Szene zu definieren. Die wenigsten hätten Glatzen,
trügen Bomberjacken und Springerstiefel. Neonazis seien salonfähig geworden.
Allerdings bevorzugen sie bestimmte Kleidungsmarken, Labels, mit denen man
sich vertraut machen sollte. Selbst das Palästinensertuch, einst sicheres
Erkennungsmerkmal der Linken, sei als Ausdruck antisemitischer Haltung
übernommen worden.
In Gruppengesprächen kamen die Besucher der Synode anschließend auf ihre
eigenen Erfahrungen zu sprechen und stellten übereinstimmend fest, dass man
in Diskussionen schnell zum Außenseiter wird, wenn man sich gegen Rechts
positioniert. Das Angebot eines Argumentationstrainings vom Mobilen
Beratungsteam wurde von vielen Teilnehmern begrüßt.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt war der Bericht des Kreiskirchenrates,
vorgetragen von Superintendent Matthias Fichtmüller. Bis zum Herbst wird die
Sollstellenplangruppe Vorschläge erarbeiten, welche Stellen im Kirchenkreis
künftig eingespart werden können. Für die neue Evangelische Grundschule in
Jüterbog seien bereits zwei Lehrkräfte eingestellt worden, so Fichtmüller.
Auch die Standortfrage sei geklärt, die Schule soll nun doch gleich ins
ehemalige Landratsamt einziehen. Lediglich die Finanzierung sei noch immer
offen, da sich die Richtlinien der Landesregierung zur Förderung Freier
Schulen geändert hätten.