(Detlef Klementz, MOZ) Strausberg Bürgervereine, Parteien und Einzelpersonen setzen sich dafür ein, der in Strausberg lebenden vietnamesischen Familie Nguyen das Bleiberecht zu gewähren. Die Duldung läuft am 31. Mai aus. Dann droht nach 15 Jahren in der Bundesrepublik die Abschiebung.
Bekannt wurde der Fall eigentlich durch die beiden in der Bundesrepublik geborenen Kinder. Die neunjährige Ngam und der siebenjährige Thien besuchen die Vorstadt-Grundschule. In der Kita “Wirbelwind” hatten sie unlängst anderen Kindern erzählt, dass sie leider bald wegziehen müssten. “Da haben wir natürlich nachgefragt und die ganze Geschichte erfahren”, sagt Erzieherin Karin Forbrig. Die hat dann zusammen mit ihrem Mann “alle Kontakte mobilisiert”, um der Familie, die seit Anfang 2001 im Albin-Köbis-Ring wohnt, das Bleiberecht zu ermöglichen. “Die Zeit drängt ja”, setzt Mi-chael Forbrig hinzu. Er weist darauf hin, dass die Eltern, die sich in der öffentlichkeit nicht äußern wollen, in einem Asia-Imbiss arbeiten — “also kein Sozialgeld beziehen”. Der Vater sei 1991 nach Deutschland eingereist, nachdem er zuvor zwei Jahre als Vertragsarbeiter in der Tschechoslowakei tätig gewesen sei. Die Ehefrau folgte laut Forbrig ihrem Mann 1992.
Die Anträge auf Asyl wurden ebenso abgelehnt wie jene auf Aufenthaltserlaubnis. Zuletzt war die Duldung bis zum 31. Mai verlängert worden. “Sobald vietnamesische Pass- beziehungsweise Ersatzdokumente ausgestellt sind, droht die Abschiebung”, erklären die Forbrigs. Dazu sei die Familie bereits im Februar durch die Ausländerbehörde zu einem Lokaltermin mit Vertretern der vietnamesischen Botschaft einbestellt worden.
Nach Bekanntwerden des Falles wird die Liste jener immer länger, die für die Familie Ngyen ein Bleiberecht fordern. Dazu zählen unter anderem die Bürgervereine Vorstadt, Nordheim und Hegermühle, Erzieherinnen und Kinder der Kita “Wirbelwind”, die Ortsvorstände von SPD und PDS, die Alternative Jugend Strausberg und Mitarbeiter des Sozialparks sowie zahlreiche Einzelpersonen.
Bürgermeister Hans Peter Thierfeld hatte sich bereits am 29. April an den Landrat mit der Bitte gewandt, das Anliegen zu unterstützen. Am Dienstag schrieb er in dieser Sache zudem an Innenminister Jörg Schönbohm.
Auf die Zuständigkeit des Innenministeriums verweist auch das Landratsamt, das sich in dieser Frage nicht in der Pflicht sieht. Der Fall liege bei der Härtefallkommission, erklärte Pressesprecher Tobias Seyfarth. Ob hier ein Härtefall vorliege, werde die Kommission entscheiden, deren nächste Sitzung am 26. Mai stattfindet. Seyfarth weiter: “Die dann folgende Empfehlung des Innenministeriums werden wir befolgen und umsetzen.”
Die Ausländerbeauftragte des Landkreises, Marianne Huhn, würde das Bleiberecht wohl begrüßen. “Ich will aber keine Hoffnung schüren, letztlich entscheidet der Innenminister”, sagte sie gegenüber der MOZ. Da jeder Fall anders sei, wollte sie auch keine Parallelen zur vietnamesischen Familie Nguyen aus Altlandsberg ziehen, für die die Härtefallkommission Ende April dem Innenminister das Bleiberecht empfohlen hatte. Dessen Entscheidung steht allerdings noch aus. Nach Angaben von Marianne Huhn leben derzeit im Landkreis übrigens rund 400 Asylbewerber, von denen etwa zwei Drittel länger als vier Jahre in Märkisch-Oderland ansässig sind.