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Genfeld über Nacht weitgehend zerstört

Am 31. August fan­den die Proteste gegen den Anbau gen­ma­nip­uliert­er Pflanzen ihren bish­eri­gen Höhep­unkt. In Bran­den­burg gab es ein Aktion­scamp und den Ver­such in ein­er öffentlich angekündigten “Aktion Zivilen Unge­hor­sams”: Ein Gen-Mais-Ack­er sollte “frei­willig selb­st befre­it” wer­den. Selb­st ein von mas­siv­en Über­grif­f­en über­schat­teter Polizeiein­satz (mehr als 80 Gewahrsam­nah­men, Hun­de­biß, Gefan­gen­nahme eines Jour­nal­is­ten) kon­nte die teil­weise Zer­störung des Ack­ers nicht ver­hin­dern (vgl. <a href=“http://www.gendreck-weg.de).

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Angesichts von Polizeige­walt und Repres­sion haben einige der Gen-Geg­n­er jet­zt offen­sichtlich ihre Strate­gie geän­dert. Das legt jeden­falls die Form der Aktion “Bio für alle statt Gen­dreck-Prof­ite für Wenige” nahe, wie sie in der ver­gan­genen Nacht stat­tfand. Ein 7,5 Hek­tar großes Feld im Oder­bruch mit gen­ma­nip­uliertem Mais des Mon­san­to-Konz­erns wurde weit­ge­hend zerstört.

Mit dem großflächi­gen Anbau, der bun­desweit in Bran­den­burg einen Schw­er­punkt hat, wollen die Gen-Bauern, die eng mit dem Agro-Konz­ern kooperieren, “Erfahrun­gen sam­meln”, um dem Anbau von gen­ma­nip­uliertem (GMO) Saatgut auch in Europa und in Deutsch­land endlich zum Durch­bruch zu ver­helfen. Und dies gegen den Willen von seit Jahren sta­bil mehr als 70% der Gesamtbevölkerung.

Geg­n­er der Freiset­zung von GMO kri­tisieren die Prof­it­max­imierungsstrate­gien der Agro-Konz­erne. Sie lassen ihr paten­tiertes Gen­saatgut anpflanzen und verk­la­gen dann benach­barte Bauern, auf deren Felder sich das manip­ulierte Erbgut aus­ge­bre­it­et hat, auf Lizenz­zahlun­gen. Wenn dann in ganzen Regio­nen keine verun­reini­gungs­freie Land­wirtschaft mehr möglich ist, müssen alle die Lizen­zge­bühren für die Gen­ma­nip­u­la­tion bezahlen, ob sie es wollen oder nicht. So wollen die Glob­al Play­ers des Agro-Busi­ness (z.B. Mon­san­to) über die Etablierung ihrer patent­geschützten Sorten ihre Kon­trolle auf die gesamte Land­wirtschaft ausdehnen.

Bio-Bauern stört die tech­nis­che Logik der Gen-Indus­trie. Sie sehen Käfer wie den Maiszünsler, den das manip­ulierte Gen im Bran­den­bur­gis­chen Gen­mais bekämpfen soll, nicht als Schädlinge son­dern als Indika­toren. Hat ein Land­wirt Prob­leme mit dem Maiszünsler, dann hat er in ihren Augen handw­erk­liche Fehler gemacht. Pes­tizidein­satz hinge­gen — ob als Chemikalie von aussen oder per Gen­ma­nip­u­la­tion von innen — führt mit­tel­fristig nur zur Immu­nisierung der “Schädlinge” und damit entwed­er zu immer höheren Ern­tev­er­lus­ten oder zur Notwendigkeit immer mehr Gift auf der Fläche auszubringen.

Dann gibt es die uner­warteten Seiteneffekte:
Honig­pro­duzen­ten ver­weisen auf die neg­a­tiv­en Erfahrun­gen im Aus­land: Lang­nese kann keinen GMO-freien Rap­shon­ig mehr aus Kana­da importieren, weil dort — selb­st wenn es ein Bauer wollte — kein GMO-freier Raps mehr geern­tet wer­den kann. Auch im Inland gibt es erste ver­gle­ich­bar neg­a­tive Auswirkun­gen: Bran­den­bur­gis­che Imk­er kön­nen ihren Honig nicht mehr verkaufen, weil sie ihn auf grund der Verun­reini­gung durch GMO deklar­i­eren müßten und die Kun­den keinen gen­ma­nip­ulierten Honig kaufen wollen.

Soviel zum Hin­ter­grund der Gen­tech­nik in der Land­wirtschaft, vor der die nächtliche “Feld­be­freiung” stat­tfand. Der fol­gende Abschnitt doku­men­tiert ein Schrift­stück, in dem sich die für die Aktion ver­ant­wortliche Gruppe erklärt:

—-Doku­men­ta­tion Anfang—-

Bio für alle statt Gen­dreck-Prof­ite für Wenige

Wir haben heute in den frühen Mor­gen­stun­den vol­len­det, was am Aktion­stag “Gen­dreck weg” am 31. Juli von eini­gen Hun­derten Aktivis­ten trotz mas­siv­er Bul­len­präsenz begonnen wurde: In der Nähe des Bran­den­bur­gis­chen Örtchens Gusow im Land­kreis Märkisch Oder­land gab es bis gestern einen Ack­er mit gen-manip­uliertem Mais. Dort wur­den von uns heute Nacht mit bloßen Hän­den und Füßen einige nicht zu überse­hende Schneisen in die Pflanzung gelegt. Damit haben wir eines der gemein­samen Ziele erre­icht, um die es der Bewe­gung für men­schengemäße Land­wirtschaft und Ernährung und gegen Gen-Manip­u­la­tion geht: Wir haben das Pro­pa­gan­da-Exper­i­ment verun­möglicht, mit dem die Agro-Indus­trie der Bevölkerung weis­machen will, wie toll ihr Gen­dreck doch ist.

Für uns ist es unerträglich, dass unter dem Vor­wand der Wis­senschaftlichkeit Fak­ten geschaf­fen wer­den: Durch die Gen­felder wird eine Risikotech­nik gegen den Willen der über­wiegen­den Bevölkerung etabliert. Pollen fliegen über­all hin, Bienen lassen sich wed­er durch Selb­stverpflich­tun­gen noch durch Geset­ze kontrollieren.

Wir wis­sen nicht alles über Gene, ihre Manip­u­la­tion im Labor und die Fol­gen der Freiset­zung manip­uliert­er Organ­is­men in die Natur — aber das behaupten wir auch gar nicht. Die Gegen­seite hinge­gen lügt, wenn sie sagt, sie wisse und könne kon­trolieren, was sie tue.

Wir find­en es unerträglich, dass die Gen-Indus­trie Fak­ten schafft, ohne über die mit­tel- und langfristi­gen Auswirkun­gen der Gen­ma­nip­u­la­tio­nen in Natur und Men­schen zweifels­frei Rech­nung able­gen zu kön­nen. An dieser Unver­ant­wortlichkeit für die Fol­gen des eige­nen Tuns ent­pup­pt sich das eigentliche Inter­esse: Es geht ihnen um die Umstruk­turierung der Land­wirtschaft, damit sie auch auf diesem Feld ohne Ein­schränkung (etwa durch Gesund­heits- oder Arbeits­stan­dards) Prof­ite machen können.

Die Ergeb­nisse dieser Prof­it­max­imierungspoli­tik von Mon­san­to und Kon­sorten sind aus eini­gen Län­dern des Trikont (Stich­wort Mais aus Mexiko oder Reis aus Indi­en), aber auch aus den USA und Kana­da (Raps) bekan­nt. Den­noch machen sie weit­er mit ihrer men­schen- und naturver­ach­t­en­den Prax­is. Dieser Prax­is haben wir heute Nacht einen kleinen aber mehr als sym­bol­is­chen Knüp­pel zwis­chen die Beine geworfen.

Wir grüßen alle die mit der offen angekündigten und mutig durchge­führten Aktion “Gen­dreck weg” unter­wegs waren — aber auch alle anderen Gen-Tech­nik-Geg­n­er, die mit allen bürokratis­chen, legalen und legit­i­men Mit­teln gegen die Gen-Konz­erne und ihren Manip­u­la­tions­dreck in der Land­wirtschaft vorge­hen. Offen­er zivil­er Unge­hor­sam mit all der Bullen- aber auch Medi­en­präsenz ist eben­so wichtig wie ungestörte nächtliche Aktio­nen. Diskus­sionsver­anstal­tun­gen auf den Dör­fern mit den Gen­bauern sind genau­so wichtig wie per­ma­nente schriftliche Beschw­er­den bei allen Behör­den und Ver­ant­wortlichen. Nur ein vielfältiger und vielför­miger Wider­stand bleibt unberechen­bar und stark. Das alles war erst der Anfang, wir kom­men wieder — keine Frage.

Aktion­s­gruppe “Karl, der Käfer”, 11.8.05

——Doku­men­ta­tion Ende———–

Foto: http://de.indymedia.org/2005/08/124851.shtml

Zum Weit­er­lesen:

<a href=“http://www.gen-ethisches-netzwerk.de/

>http://www.gen-ethisches-netzwerk.de/


<a href=“http://www.greenpeace.org/deutschland/fakten/gentechnik/index

>http://www.greenpeace.org/deutschland/fakten/gentechnik/index


<a href=“http://www.gentechnik-freie-landwirtschaft.de/

>http://www.gentechnik-freie-landwirtschaft.de/


<a href=“http://www.dosto.de/gengruppe/

>http://www.dosto.de/gengruppe/


<a href=“http://www.wiz.uni-kassel.de/fsr/ger/studgr/arche

>http://www.wiz.uni-kassel.de/fsr/ger/studgr/arche


http://www.informationsdienst-gentechnik.de/

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