Über 50 konventionelle und Biolandwirte richten einen Appell an Betriebe, die erwägen in 2006 Genmais anzubauen
Seit knapp einem Jahr besteht die Initiative „Gentechnikfreie Region Märkisch-Oderland“. Die Gründung war eine Reaktion auf die bundesweit größte Anzahl von Gentechnikfeldern in Märkisch Oderland, die im Anbaukataster eingetragen wurden. Zu der von allen Mitgliedern unterzeichneten Verzichtserklärung gehört der ausschließliche Einsatz von GVO freiem Saatgut, genauso wie wissentlich keine gentechnisch veränderte Produkte bei der Tier- und Pflanzenproduktion einzusetzen . Spontan unterzeichneten damals über 30 Betriebe mit zusammen mehr als 15.000 ha Land diese Erklärung.
Wie auf der gestrigen Veranstaltung mit über 50 Landwirten im Saal der Agrargenossenschaft Dolgelin deutlich wurde, ist die Initiative innerhalb des Jahres weiter gewachsen. Mittlerweile haben 52 Betriebe die Verzichtserklärung unterschrieben und kommen zusammen auf über 20.000 ha. „Wichtig ist jedoch nicht nur die Fläche“, so Michael Hartmann, einer der Veranstalter. „Hinter den Betrieben stehen etliche ländliche Arbeitsplätze, weit mehr als in den wenigen Betrieben, die jetzt wieder erwägen Gentechnik anzubauen“.
In diesem Jahr wurden im Landkreis 18 Flächen angemeldet, auf denen gentechnisch manipulierten Mais der Firma Monsanto angebaut werden soll. Insgesamt wurden ca. 380 ha Genmais eingetragen. Im vergangenen Jahr hatten sieben Betriebe Genmais angemeldet, letztlich kam er auf sechs Betrieben zu Aussaat. Erklärtes Ziel der Initiatoren ist nun, ihre Berufskollegen über die Nachteile und Gefahren aufzuklären. Erwirkt werden soll, dass 2006 weniger statt mehr Genmais angebaut wird als im vergangenen Jahr.
Von verschiedenen Seiten wurde die rechtliche und landbaufachliche Situation dargestellt. Hendrik Wendorff, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes stellte den gegenwärtigen rechtlichen Rahmen dar und kam zu dem Resümee: „Wir brauchen noch klarere Regelungen der Politik, vor allem in der guten fachlichen Praxis, damit auch in Zukunft eine gentechnikfreie Landwirtschaft in den Regionen gewährleistet werden kann und Konflikte zwischen Nachbarn verhindert werden. Bei solchen Auseinandersetzungen gibt es auf beiden Seiten nur Verlierer“ Auch ackerbaulich überzeuge der Genmais nicht, so das überwiegende Fazit der anwesenden Landwirte. Es gebe viele herkömmliche Methoden, den Maiszünsler einzudämmen. „Der Maiszünsler ist ein hausgemachtes Problem“ so Nils Klopprogge, Betriebsleiter am Gut Friedersdorf. Immerhin werde in der Region seit Jahrzehnten erfolgreich auch ohne Gentechnik Mais angebaut.
Drastische Worte fand Georg Janßen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft: „Ich habe noch von keinem Gentechnikbefürworter gehört, wie sicher gestellt werden soll, dass auch die Gentechnikfreie Landwirtschaft bestehen bleiben kann. Mit der Gentechnik sind Verunreinigungen zwingend vorprogrammiert.“ Zum oftmals angeführten Argument der Arbeitsplätze meinte Janßen: „Im Ökolandbau arbeiten in Deutschland 150.000 Menschen. In der Grünen Gentechnik sind es ca. 1–2.000 Arbeitsplätze. Es ist ein Hohn, dass diese Technik mit Milliarden Steuergeldern bezuschusst wird, während es an anderer Stelle in der Landwirtschaft dramatisch fehlt.“
Ein anschauliches Beispiel für die negativen Folgen für Landwirte und Natur gab Nils Klopprogge mit Beispielen aus Australien. Dort sei am Beispiel Raps und Baumwolle deutlich zu sehen, welche Verödung die Gentechnik über das Land bringen kann. Nils Klopprogge: „Wir müssen möglichst große zusammenhängende Gebiete mit gentehnikfreiem Anbauschaffen, um Verunreinigungen zu verhindern. Davon wird die wirtschaftliche Existenz sowohl der biologischen wie auch konventionellen Landwirtschaft ganz maßgeblich abhängen.“
Ein einhelliger Appell der Veranstaltung ging an jene Betriebe, die erwägen 2006 gentechnisch veränderten Mais auszusäen. Landwirt Michael Hartmann: „Märkisch-Oderland darf sich mit dieser folgenschweren Technologie nicht erneut isolieren. Wir bitten alle Betriebsleiter in 2006 auf den Einsatz von Genmais zu verzichten“.
Ansprechpartner:
Nils Klopprogge
Frankfurter Strasse 37
15306 Friedersdorf
Tel.: 03346/242
Fax: 03346/845 135
Email: klopprogge@freenet.de
Hendrik Wendorff
Alt Rosenthaler Weg 1
15306 Worin
Tel.: 033477/274
Fax: 033477/49 0 25