(14.05.05) Potsdam — In der Union wächst eine Woche vor dem Wahlparteitag in Schwedt
die Nervosität: Zwar bleibt Parteichef Jörg Schönbohm trotz des unerwartet
schlechten Abschneidens bei der Landtagswahl im vorigen Jahr unangefochten
an der Spitze der Partei, doch wird spannend, wie weit er sein
Personaltableau durchsetzen kann. Bei der Besetzung der
Stellvertreter-Posten hat sich
der Landeschef zwar nur für den langjährigen Generalsekretär und jetzigen
Fraktionschef Thomas Lunacek ausgesprochen, doch ist intern klar, daß er als
weiteren neuen Vize den Cottbuser Orthopäden und Kreischef Michael Schierack
haben möchte; Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns und Ex-Justizministerin
Barbara Richstein sollen ihre Vize-Posten behalten. Daß Schönbohm Lunacek
offen unterstützt, liegt an der lautgewordenen Kritik, der Fraktionschef sei
qua Amt ohnehin im Landesvorstand vertreten.
In der geplanten Zusammensetzung wird der geschäftsführende Vorstand aber
eindeutig von Regierungsmitgliedern und Fraktionsführung dominiert. Das
findet auch Kulturministerin Johanna Wanka, die nicht nur den einzigen
CDU-Landrat Hans Lange aus der Prignitz zur Kandidatur ermuntert hat,
sondern auch noch den Herberger Bürgermeister Michael Oecknigk. In der
Parteiführung kam dies alles andere als gut an, zumal Schönbohms Wunschteam
schon feststand. Die Kreischefin von Teltow-Fläming, die erneut als
Beisitzerin antritt, verteidigt ihr Engagement damit, daß die
dünnbesiedelten Regionen im Führungszirkel ebenfalls vertreten sein sollten.
Ihre Gegner in der Partei vermuten indes eigene Interessen. Bei allem geht
es immer auch um die Zeit nach Schönbohm: Der 67jährige hat angekündigt, bis
2009 im Amt bleiben zu wollen, doch die Vorbereitungen auf den Stabwechsel
müssen weit früher getroffen werden. Die Chancen für Johanna Wanka, 2009
Spitzenkandidatin zu werden, stehen nicht schlecht, für das Amt als
Parteichefin müßte sie aber noch stark um Rückhalt werben.
Ob die Wahlniederlage der Union noch nachwirkt, wird sich an den Ergebnissen
festmachen. Jörg Schönbohm wäre nach sechs Jahren an der Spitze schon mit 75
Prozent zufrieden — sagt er zumindest. Sven Petke, der als Generalsekretär
gewählt wird, könnte etwaigen Unmut abbekommen. Daß die Parteiführung durch
die Anwesenheit von Bundeschefin Angela Merkel und den Zeitpunkt des
Parteitags am Tag vor den Wahlen in NRW auf Geschlossenheit hoffen kann,
weiß Schönbohm. Er sagt: “Ich bin sicher, es wird keinen Rückfall in die
Zeit vor 1998 geben.” Die großen Schlachten drohen erst wieder, wenn der
Ex-General seinen Dienst quittiert.