Nach Treffen mit SS-Veteranen Antifa-Kundgebung gegen den früheren Bürgermeister von Spremberg
(ND, 8.7., Ralf Fischer) Ein Bündnis gegen Geschichtsrevisionismus aus Brandenburg ruft zur Demonstration in Spremberg auf. Los geht es am Sonntag um 15 Uhr auf dem Marktplatz. Das Bündnis will dem früheren Spremberger Bürgermeisters Egon Wochatz (CDU) eine Geschichtstunde, »a lesson in history«, erteilen.
Anlass dafür ist, dass Wochatz an einem Treffen ehemaliger Soldaten der SS-Division »Frundsberg« teilnahm (ND berichtete). Die SS-Division kämpfte unter anderem in der Normandie gegen die Alliierten.
Rund 30 der einstigen Waffen-SS-Leute kamen am ersten Juniwochenende nach Spremberg. Egon Wochatz, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Kreistag von Spree-Neiße, war mit ihnen in der Gaststätte Georgenberg mehrmals zusammen. Dabei waren auch junge Rechtsextreme anwesend.
1998 wollte Wochatz, der damals noch Bürgermeister von Spremberg war, auf dem Georgenberg einen Gedenkstein mit dem SS-Motto »Unsere Ehre heißt Treue« aufstellen lassen, erinnert das Bündnis. Diese Initiative habe »viele Unterstützer« gefunden. Nach Protesten und einigem Aufsehen sei der Plan aber fallen gelassen worden. Nach Angaben des Bündnisses verschwand der bereits angefertigte Stein auf Nimmerwiedersehen.
1999 beantwortete Wochatz die Frage der Verantwortung für die mörderische Hetzjagd, die zum Tod des algerischen Asylbewerbers Farid Guendoul in Guben führte, mit der Gegenfrage: »Was hatte der auch nachts auf der Straße zu suchen?« Und weiter sagte er dazu, dass »die brandenburgische Heimordnung für Übergangswohnheime, die unter anderem (…) eine Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr vorsieht« durchzusetzen wäre.
Danach kehrte ein wenig Ruhe um Wochatz ein. Doch damit ist nun wieder Schluss. Der derzeitige Fall beschäftigt neben der Antifa sogar die politischen Kreise in Brandenburg, inklusive der Landesregierung. Der Landrat des Kreises Spree-Neiße, Dieter Friese (SPD), hat einen Brief an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) geschrieben, in dem er »in tiefer Sorge« um den Ruf der Stadt Spremberg, des Landkreises, des Innenministers und des Ministerpräsidenten hofft, »die geeigneten Schritte« werden bald eingeleitet. Egon Wochatz ist derzeit im Urlaub. Das Bündnis gegen Geschichtsrevisionismus will am Sonntag trotzdem seinen Protest auf die Straße tragen.