Flüchtlingsrat will neuen Termin in Treskow
Gesprächsrunde im Asylbewerberheim gestern urplötzlich abgesagt
NEURUPPIN „Ich kann nichts dafür“, rechtfertigte sich gestern der Betreiber des Neuruppiner Asylbewerberheims, Karl Wiesemann, als er den wartenden Journalisten mitteilte, der Flüchtlingsrat habe seine Teilnahme an der geplanten Aussprache im Heim abgesagt. Wir wollten uns nicht von Wiesemann vorführen lassen“, erklärte Mirjam Hirsch im Namen des Flüchtlingsrates. zugleich teilte sie mit, dass der Flüchtlingsrat Wiesemann einen neuen Termin im Januar vorschlagen will. Bis dahin sollen der Betreibervertrag für das Heim und die Richtlinien der Sozialarbeit überprüft werden. „Es ist unser Eindruck, dass die Sozialarbeiter im Heim auf Grund bestimmter Anweisungen nicht die Arbeit machen können, die sie machen müssten“, erklärte Mirjam Hirsch. Wiesemann lud gestern zu einem Rundgang durch das Asylbewerberheim in der Neuruppiner Erich-Dieckhoff-Straße ein, dessen Zustand vom Flüchtlingsrat kritisiert worden war. Er bot dabei eine Besichtigung der Zimmer nach Wahl durch die Journalisten an.
Gute Vorsätze fürs neue Jahr
Aussprache um Asylbewerberheim geplatzt- neuer Termin im Januar
NEURUPPIN Die große Aussprache fiel ins Wasser. Unerwartet und kurzfristig. Gestern um 11 Uhr hatte Karl Wiesemann, umstrittener Betreiber des Neuruppiner Asylbewerberheims (MAZ berichtete), zu einer Aussprache geladen. Vertreter des Brandenburger Flüchtlingsrates und des Arbeitskreises Ausländerarbeit im Kreis Ostprignitz-Ruppin sollten kommen, wollten aber nicht. Fünf Minuten vor ultimo sagten sie ab und Wiesemann stand alleine wie das Männlein im Walde.
Dabei war das Foyer ganz anheimelnd geschmückt. Tannengrün, Christbaumkugeln, ein Schriftzug wünschte „Frohes Fest“. Nur keiner, der’s zu würdigen wusste. Dominique John, Vertreter des Flüchtlingsrates, warb nachträglich um Verständnis. Ein der Aussprache vorangegangenes Treffen mit dem Arbeitskreis Ausländerarbeit hätte länger gedauert als erwartet. Zudem erfordere die Sachlage eine weitere Prüfung. „Wir gucken uns noch den Betreibervertrag an“, sagte John. Auch die gesetzlichen Richtlinien für die Sozialarbeiter sollten eingesehen werden. „Ich habe den Eindruck, die Betreuer in Wiesemanns Heim sind nicht in erster Linie sozialarbeiterisch tätig“, sagte John. „Es scheint, als müssten sie auch andere Arbeiten übernehmen.“
Wiesemann fand die plötzliche Absage „unmöglich“, wollte die gewonnene Zeit indes nicht ungenutzt verstreichen lassen und lud zu einer Führung durch sein Heim. Das gezeigte überzeugte. Die Räume versprühten keinen Charme, boten dem ungeschulten Auge aber ebensowenig Grund zu Tränen. Wolfgang Bautz vom Potsdamer Projekt „Entwicklung kommunaler Integrationsstrukturen“ (EKIS) hatte die Räumlichkeiten bereits als normgerecht bezeichnet. Mithin kommentierte Wiesemann den Rundgang zufrieden („neue Fenster, neue Fahrradständer..“) und vergaß nichtanzumerken, ein jedes Zimmer habe einen Drei-Sterne-Kühlschrank mit Gefrierfach.
Dominique John bleibt dabei: Der Zustand der von ihm besichtigten Zimmer sei katastrophal. Freilich gäben weniger die Räume Grund zur Sorge als vielmehr der Umgang Wiesemanns mit den Asylsuchenden und dem Personal.
Trotz derartiger Salven- die Fronten sind gar nicht so verhärtet. „ Die Kritik wirkt ja und Wiesemann bemüht sich“, räumt John ein. Die Aussprache soll nachgeholt werden. Im Januar. Mit vielen guten Vorsätzen für das neue Jahr.