(Die Welt) Potsdam — Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat sich besorgt über die “Gewalteskalation zwischen Links und Rechts in Potsdam” geäußert. Er sprach gestern von einem “zahlen- und mentalitätsmäßig gefährlichen Konflikt- und Gewaltpotential”, das hier aufeinander treffe. Die Potsdamer Polizei will mit zusätzlichen Beamten weitere Zusammenstöße zwischen rechten und linken Jugendlichen verhindern. Vor allem abends und nachts sollen neben den üblichen Streifen bis zu 30 Beamte im Einsatz sein, teilte das Polizeipräsidium mit. Die vom Präsidium gebildete Sonderkommission unterstreiche, so Schönbohm, daß die Polizei entschlossen und in der Lage ist, der Provokation des Rechtsstaats durch Gewalttäter wirksam zu begegnen.
Nach dem Überfall von rund 15 rechtsgerichteten Jugendlichen auf zwei Linke ist gestern ein weiterer Haftbefehl erlassen worden. Damit stieg die Zahl auf zehn. Vier junge Männer sind mittlerweile in Untersuchungshaft, teilte die Staatsanwaltschaft Potsdam mit. Sechs Haftbefehle wurden außer Vollzug gesetzt. In der Nacht zum Sonntag sollen die Männer in Potsdam, wie berichtet, die 24 und 25 Jahre alten Opfer aus der linken Szene krankenhausreif geprügelt haben. In den letzten Wochen war es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen in Potsdam gekommen. Möglicher Ausgangspunkt ist ein Brandanschlag auf den linken Treffpunkt “Chamäleon” in Potsdam in der Silvesternacht 2002/03.
Beirat begrüßt verstärkte Polizeipräsenz
(MAZ) INNENSTADT Als “Angriff auf das demokratische Stadtklima” verurteilte gestern nach zweistündiger Debatte der Beirat zur Umsetzung des lokalen Aktionsplanes für Toleranz und Demokratie den brutalen Überfall vom vergangenen Sonntag. 15 Rechtsextreme hatten zwei Jugendliche der linken Szene angegriffen. Nach den umfassenden Lageschilderungen von Polizeichef Ralf Marschall und Einsatzleiter Jörg Barthel habe das Gremium die Schlussfolgerung gezogen, dass Potsdam derzeit ein “vermehrtes Aktionsfeld rechter Gewalt” ist, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern Abend gegenüber der MAZ. Der Beirat begrüße die angekündigte verstärkte Polizeipräsenz in der Innenstadt und den Einsatz verdeckter Ermittler, so Jakobs. Vor allem das Geschehen am Hauptbahnhof, in der Friedrich-Ebert-Straße und an wichtigen Veranstaltungsorten solle künftig intensiver beobachtet werden. Zudem sollten alle Informationsmöglichkeiten auch bei der Justiz ausgeschöpft werden. Es müsse eine engere Abstimmung “zwischen Polizei und zivilgesellschaftlichen Kräften” geben.
Ferner hat die “parteipolitisch keineswegs heterogene Runde” laut Jakobs erklärt, dass sie “jede Form des gewaltfreien Widerstandes” unterstützen werde und zur Deeskalation beitragen wolle. Angesichts der aktuellen Situation will der Beirat nicht mehr “nur anlassbezogen” weiterarbeiten. Eine gründliche Analyse der Potsdamer Jugendszene soll die Basis für “längerfristige Konzepte” bilden.
Nach Überfall: Mehr Polizisten in Potsdam
(MOZ) Potsdam (dpa) Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat sich
besorgt über die “Gewalteskalation zwischen Links und Rechts in Potsdam”
geäußert. Er sprach am Donnerstag von einem “gefährlichen Konflikt- und
Gewaltpotenzial”, das in der Landeshauptstadt aufeinander treffe.
Die Polizei will mit zusätzlichen Beamten weitere Zusammenstöße zwischen
rechten und linken Jugendlichen verhindern. Vor allem abends und nachts
sollen neben den üblichen Streifen bis zu 30 Polizeibeamte im Einsatz
sein, hieß es aus dem Präsidium.
Nach dem Überfall von rund 15 rechtsgerichteten Jugendlichen am
Wochenende auf zwei Linke sind inzwischen zehn Haftbefehle erlassen
worden. Vier junge Männer seien in Untersuchungshaft, informierte die
Staatsanwaltschaft.
Als Besorgnis erregend bezeichnete auch die CDU-Bundestagsabgeordnete
Katherina Reiche die wachsende Gewaltbereitschaft von Links- und
Rechtsextremisten in Potsdam: “Die Gewaltspirale zwischen linken und
rechten Jugendlichen hat in Potsdam ein kritisches Ausmaß angenommen.”
STRATEGIE DER POLIZEI
(pet, PNN) Die Potsdamer Polizei wurde erneut verstärkt. Schon seit zwei Wochen arbeitet die Sonderkommission „Potsdam“ mit elf Kriminalisten und Staatsschützern. Zusätzlich sind 30 Beamte der Landeseinsatzeinheit LESE eingesetzt. Jetzt wurden aus anderen Schutzbereichen noch 30 Beamte der Sondereinheit MEGA – Eingreiftruppe für politisch motivierte Taten – nach Potsdam beordert.
Bei der SoKo „Potsdam“ werden alle politischen Straftaten der letzten Zeit bearbeitet, da es sich meist um die selben Täter handelt. Neben den Potsdamer Taten gab es andere Übergriffe wie etwa beim Baumblütenfest in Werder. So wird hoher Ermittlungsdruck erzeugt, kommen alle Informationen zentral zusammen, werden alle Verfahren von einem Staatsanwalt bearbeitet – egal, wo die Täter im Präsidiumsbereich aktiv waren.
Zweite Aufgabe der SoKo: Alle Erkenntnisse auch präventiv nutzen. Mit „Gefährdungsansprachen“ werden Rechte und Linke angesprochen und gewarnt – Motto: „Wir kennen dich, wir haben dich im Auge.“ Zudem werden rechtliche Möglichkeiten geprüft, Militante unter gewissen Umständen präventiv in „Unterbindungsgewahrsam“ zu nehmen.