Durch den sportlichen Erfolg des Fußballclubs Union Berlin haben sich auch in Brandenburg, speziell im Raum Potsdam, verschiedene Fangruppierungen gebildet. Der Fanzusammenschluss “Crimark” fällt allerdings weniger durch Engagement für ihren Fußballverein, sondern vielmehr durch Einschüchterungsversuche gegnerischer Fußballfans und durch Nähe zum neonazistischen Milieu auf.
Immer wieder werden so genannte “Matchangebote” gemacht, um mutmaßliche Gegner_innen so zu einem abgesprochenen Hooligan-Kampf einzuladen. Textilien, Aufnäher und Buttons anderer Vereine werden den entsprechenden Anhänger_innen oft sofort an Ort und Stelle, unter Anwendung von Gewalt, entwendet. “Crimark” ist in der Lage in kurzer Zeit mehrere Mitglieder, zu denen augenscheinlich keine Frauen gehören, an zentralen Orten in Potsdam zu versammeln und so massiven Druck auf einzelne Personen auszuüben, die nicht “in ihre Stadt” und ihr beschränktes Weltbild gehören.
Auf Kuschelkurs mit Neonazis
Eine Nähe der Gruppe zu neonazistischem Gedankengut lässt sich nicht leugnen. So existiert beispielsweise ein YouTube-Kanal unter der Bezeichnung “Crimark88? [1 und 2], welcher augenscheinlich von Personen aus dem Umfeld von “Crimark” genutzt wird. Dort werden diverse Videos der RechtsRock-Bands “Sleipnir”, “Kategorie C” und des Neonazi-Videoprojekts “Volksfront Medien” positiv bewertet und kommentiert. Das Lied “Wir Rocken das System” der Band “Sleipnir” wurde beispielsweise mit “criMARK Union Berlin! Die Mark bleibt Deutsch!” kommentiert.
Des weiteren pflegen sie enge Kontakte zu “Eiserne Kameraden” [3], einer weiteren Hooligan Gruppierung des 1. FC Union, die keine Berührungsängste zum neonazistischen Millieu hat. Mit diesem Personenzusammenschluss warteten sie unter anderem vor dem Waschhaus Potsdam auf Fans des SV Babelsberg 03, um sie einzuschüchtern. Viele Fans um den Fußballverein SV Babelsberg 03 zählen sich zur antirassistischen und antifaschistischen Fankultur, und sind somit ein klares Feindbild für “Crimark”.
Was dahinter steckt
Der Name “Crimark” setzt sich laut eigener Aussage aus “Crime” (engl. Verbrechen), da die meisten Mitglieder schon polizeilich in Erscheinung getreten sein sollen, und “Mark”, für ihre Herkunft aus dem Land Brandenburg, zusammen. Die führenden und “kreativen” Köpfe sind hauptsächlich in und um Potsdam aktiv. Zu diesen gehören Paul Udo Kulze, Paul Elm, Nico H., Max S. auch genannt Kalle, Fabian K. und Max C.. Wichtiger Dreh- und Angelpunkt ist die Sportschule Potsdam, welche Paul Udo Kulze, Paul Elm, Max S. und Max C. besuchen, beziehungsweise besuchten.
Wer dahinter steckt
Paul Udo Kulze wohnte zeitweise in Cottbus, wo er möglicherweise auch Kontakte zum neonazistischen Netzwerk “Spreelichter” [4] knüpfte. Auf seinem Facebook-Profil “AlterFritz88? [5 und 6] verlinkte er deren “Kampfsportturnier 2011? und kommentierte es mit den Worten “Wer noch Interesse hat, anmelden!!!! 😉 “. Ebenso betont er in dem sozialen Netzwerk seine ideologische Ausrichtung mit Zitaten aus indizierten Texten der Neonazi-Band “Hassgesang” [7] aus Teltow.
Früher war Kulze Mitglied der Jugendultragruppe „Teen Spirit Köpenick“, welche in einem Interview im Fanzine des 1. FC Union anmerkten, dass sie „Schwanzlosesgesindel“ ungern in der Fankurve sehen und als störend empfinden.[8] Diese Einstellung gegenüber Frauen beim Fußball ist auch bei einem Großteil von “Crimark” vertreten. Ebenso sind homophobe Beleidigungen gegenüber vermeintlichen SV Babelsberg-Fans wie “Ihr scheiß Schwuchteln” keine seltenen Äußerungen der “Crimark”-Mitglieder.
Paul Udo Kulze ist auch seit Jahren für Schmierereien und Aufkleber mit Sprüchen wie “Juden SVB” und “NS Jetzt” verantwortlich. “FC Union” Tags, gestaltet er oft mit Keltenkreuzen. Diese tauchten anfänglich hauptsächlich in Potsdam-West, Wohnort Paul Udo Ks., später auch in anderen Stadtteilen wie Babelsberg auf.[9]
Des öfteren lauert er mit anderen Mitgliedern von “Crimark” den als links geltenden Fans des SV Babelsberg 03 auf, wenn diese von Heim- oder Auswärtsspielen zurückkehren. Ziel ist das Einschüchtern der meist jungen Babelsberg-Fans.
In ausgewiesenen Internet Hooligan Foren macht er sich über Kampfsport kundig und prahlt von “Fights” bei Bundes- oder Länderspielen. So fuhr er beispielsweise mit 60 anderen Union-Hooligans zu einem “Freundschaftsspiel” nach Wolfsburg um sich dort mit den Heimfans zu prügeln. Mindestens ein Union-Fan zeigte dabei den Hitlergruß, weitere trugen Kennzeichnungen verfassungswidriger Gruppierungen.[10] Im letzten Sommer besuchte Paul Udo Kulze das EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalelf der Männer gegen Österreich in Wien. Auch hier beteiligte er sich an Ausschreitungen zusammen mit anderen deutschen Hools. Aus dieser Gruppe heraus wurden auch rechtsradikale Parolen gebrüllt und der Hitlergruß gezeigt.[11]
Die Polizei erteilt Paul Udo Kulze im Vorfeld von brisanten Auswärtsspielen regelmäßig Stadtverbote für die jeweilige Stadt. Im Jahr 2009 stand er vor Gericht, da er einen Hitlergruß zeigte und danach eine Person angriff. Auch in der veröffentlichten Kundendatenbank der bei Neonazis beliebten Bekleidungsmarke “Thor Steinar” findet sich Kulze, mit seiner E‑Mailadresse “grizzly1989@web.de”, wieder. [12]
Paul Elm ist Judoka beim UJKC Potsdam und in seinem Sport in letzter Zeit recht erfolgreich. Erst Ende März 2012 holte er bei einem internationalen Judo-Turnier die Silbermedaille.[13] Jedoch ist er auch außerhalb des Rings in kämpferischer Stimmung und setzt seine Kampfkunst auch gerne gegen gegnerische Fans und andere unliebsame Personen ein. Er fiel ebenso wie andere Mitglieder von “Crimark” mit neonazistischen Äußerungen auf. Einen alternativen Jugendlichen pöbelte er mit “Scheiß Antifas” an.
Ein Newcomer in den Reihen von “Crimark” ist Fabian K. aus Fahrland. Der 17-jährige beteiligte sich ebenfalls an Einschüchterungsversuchen und fiel bereits durch das Tragen von „Nationale Sozialisten“-T-Shirts auf. Er verkehrt regelmäßig im Jugendclub Fahrland und spielt im Verein “SG Bornim” Fußball.
Nico H. steht, wie auch Paul Udo Kulze, dem neonazistischen Milieu nahe. Er war mit zwei weiteren Personen an einem Übergriff auf ein alternatives Wohnprojekt in der Hermann-Elflein-Straße beteiligt, bei dem die Bewohner_innen zuerst homophob beleidigt wurden und darauf hin ein Fenster eingeschlagen wurde. Auch auf Facebook wettert er gegen die “STUPID ANTIFA BASTARDS !!!” und schickt einen “HaSS gruSS nach Babelsberg”.[14]
Neonazis als selbsternannte Hools
“Crimark” ist eine menschenverachtende Gruppierung mit selbsternannten Hooliganstatus, die keine Berührungsängste mit neonazistischen Gedankengut haben und diese in Form von Propaganda und Einschüchterungsmanövern gegenüber “Andersdenkenden” in der Fußballkultur ausleben – vor allem äußern sie sich antisemitisch und sexistisch.
Fußball ist, wie schon bekannt, kein unpolitisches Feld – daher heißt es sich eindeutig gegen Gruppen wie “Crimark” auszusprechen.
[1] http://www.youtube.com/user/Crimark88
[2] http://www.dasversteckspiel.de/index.php?id=28&stufe=28&finder=1&artikel=33
[3] http://aak.antifa.de/WhatsUp2.pdf (Seite 29)
[4] https://inforiot.de/artikel/spreelichter-auf-seziertisch
[5] http://www.facebook.com/AlterFritz88
[6] wie [2]
[7] http://www.netz-gegen-nazis.de/category/lexikon/hassgesang
[8] http://wuhlesyndikat.de/download/waldseiten/10–11/waldseite-aue.pdf (Seite 9)
[9] http://apap.blogsport.eu/2011/07/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-fur-den-zeitraum-januar-bis-juni-2011/ – siehe 7.05.2011
[10] http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/berliner-fans-randalieren-in-wolfsburg-id298223.html
[11] http://www.spiegel.de/sport/fussball/ueber-200-festnahmen-hooligan-randale-in-wien-beschaemt-deutschen-fussball-a-766575.html
[12] http://nazileaks.org/files/steinar.rar
[13] http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12301923/60719/Paul-Elm-holt-in-Bremen-Silber-judo.html
[14] http://www.dasversteckspiel.de/index.php?id=28&stufe=28&finder=1&artikel=14