(idgr, 26. Juni) Fünf Neonazis haben in Frankfurt/Oder einen 23jährigen mehrere Stunden lang so
schwer gefoltert, dass er im Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt werden
musste. Die Tat stellt selbst die berüchtigten Folterbilder aus dem Irak in den
Schatten. Drei der Täter sind gefasst, zwei weitere sind auf der Flucht. Die Tat
geschah bereits am 5. Juni, wurde aber erst jetzt durch einen Bericht von
“telepolis” bekannt.
Am Vormittag des Samstag, 5. Juni, wurde der 23jährige Gunnar S. in Frankfurt auf
offener Straße überfallen. Die Täter zogen ihm einen Stoffbeutel über den Kopf,
stießen ihn in ein Fahrzeug und brachten ihn nach einer Fahrt von mehreren Minuten
in eine Wohnung. Dort wurde Gunnar S. entkleidet und ein mehrstündiges Martyrium
begann.
Gunnar S. wurde mit einem heißen Bügeleisen und brennenden Zigaretten gefoltert.
Die Täter — drei Männer und zwei Frauen — zwangen ihn, Vogelkot zu essen und
Spülmittel zu trinken. Gunnar S. wurde mit Stöcken und einer Toilettenbürste
vergewaltigt; die Täter traten und schlugen auf ihn ein. Nach zwei Stunden ließen
die Neonazis Gunnar S. blutüberströmt laufen und setzten ihn an der Stelle des
Überfalls mit der Drohung, ihn umzubringen, wieder aus.
Das Opfer schleppte sich in seine Wohnung, wo ihn ein Freund fand und ins Klinikum
Markendorf brachte. Die Ärzte stellten Rippenbrüche, Verbrennungen und einen
Darmdurchbruch fest. Nach einer Notoperation musste Gunnar S. ein künstlicher
Darmausgang gelegt und er musste in ein künstliches Koma versetzt werden.
Die Polizei konnte am folgenden Tag (6. Juni) zwei Tatverdächtige vorläufig
festnehmen. Ronny B. (28) und Daniel K. (20) sollen nach dem “telepolis”-Bericht
und einer Meldung der “Märkischen Oderzeitung” wie die anderen Tatverdächtigen
stadtbekannte Neonazis sein. Gegen Daniel K. wurde Haftbefehl erlassen; Ronny B.
wurde dagegen auf freien Fuß gesetzt. Am 9. Juni bestätigte die Staatsanwaltschaft
Frankfurt gegenüber der “Märkischen Oderzeitung” , dass mit Ramona P., 24, und
Stefanie L., 20, die beiden tatverdächtigen Frauen gefasst wurden, die derzeit in
Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Luckau einsitzen. Flüchtig sind
jetzt noch David K., 23, und Ronny B., den die Polizei am 6. Juni hatte laufen
lassen. Nach einem Bericht der “Märkischen Oderzeitung” wird nicht ausgeschlossen,
dass die beiden Gesuchten sich nach Polen abgesetzt haben.
Die Peiniger sollen Gunnar S. vorgeworfen haben, er habe eine junge Frau
vergewaltigt; für diese Behauptung hat die Staatsanwaltschaft jedoch keine
Anhaltspunkte, so der “telepolis”-Bericht von Burkhard Schröder.
Der Frankfurter Folterfall ist von den Medien bisher kaum beachtet worden.
Meldungen in der “Märkischen Oderzeitung” zu dem Vorfall sind in der
Online-Ausgabe der Zeitung nicht verfügbar. Berichtet wurde über den Folterfall
bisher nur in der alternativen Online-Plattform “inforiot”, in “telepolis” und
einer gestern eröffneten Website zu dem Folterfall.