(Berliner Zeitung, 30.4.) WROCLAW/BERLIN, 29. April. Die Grenzbeamten in Frankfurt/Oder staunten nicht
schlecht: In dem vorderen Teil des Wagens, den sie kontrollierten, fehlte
nicht nur der Motor. An seiner Stelle lagen in dem Motorraum zwei junge
Russen versteckt, die illegal nach Deutschland gebracht werden sollten. Das
Ende einer versuchten Schleusung. Auch nach dem Beitritt von Polen in die EU
habe sich die Zahl der Schleusungen nicht signifikant erhöht, sagt Udo
Hansen, Präsident des Grenzschutzpräsidiums Ost.
Hansen folgert daraus nicht nur, dass sich die Sorgen um eine mangelnde
Sicherheit an der 840 Kilometer langen deutsch-polnischen Grenze erübrigt
hätten. “Es ist ein Mehr an Sicherheit erreicht worden”, sagt er und
verweist auf eine weitere Statistik. Danach hat sich die Zahl der illegal
Eingereisten, die aufgegriffen wurden, nur geringfügig um zehn auf 1 622
erhöht. “Von dem befürchteten dramatischen Anstieg der Migration kann nicht
die Rede sein”, zieht Hansen Bilanz.
Er führt dies vor allem auf die deutsch-polnische Zusammenarbeit seit 1998
zurück. Gemeinsame Streifen und Grenzkontrollen finden statt. Deutsche und
polnische Polizisten erstellen Lagebilder. Eine gemeinsame Ermittlungsgruppe
gegen das Organisierte Verbrechen wurde eingerichtet, ebenso eine
deutsch-polnische Kontaktdienststelle, die etwa Fahndungsanfragen
beantwortet.
Kaum noch Staus
Positiv wertet Hansen noch andere Aspekte: “Europa ist offener geworden”,
sagt er. Allein an Brandenburgs Grenzübergängen wurden 2004 rund 52
Millionen Reisende gezählt, acht Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Nach
Einschätzung Hansens profitiert davon vor allem Deutschland: “Die Polen
lassen in Deutschland mehr Geld als die Deutschen in Polen.” Verschwunden
sind die endlosen Staus an den Grenzstellen. Derzeit vergehen im Schnitt nur
noch 15 Minuten, bis ein Lastwagenfahrer durchgelassen wird. Möglich wurde
dies, weil eine Kontrolle wegfiel. Heute kontrollieren ein deutscher und ein
polnischer Grenzer gemeinsam.
Nun bereitet Polen sich auf die Aufnahme in den Schengen-Raum 2007 vor. Dann
würden die deutsch-polnischen Grenzkontrollen fallen. Voraussetzung ist,
dass Polen seine Außengrenze zu den ost€päischen Nachbarn sichern kann.
Deutsche Grenzschützer sind davon überzeugt, dass Polen dieses Ziel
erreichen wird. “Der Polnische Grenzschutz hat alles getan, um die
Schengener Kriterien zu erfüllen”, sagt Hansen. Probleme gibt es allerdings
noch bei der polnischen Polizei. Dort fehlt vor allem die technische
Ausstattung.