Grüne wollen Rechtsextremismus gezielter bekämpfen
Parteitag verabschiedete Resolution / Katrin Schröder in neuer Doppelspitze
an der Seite von Joachim Gessinger
(MAZ, Torsten Müller) KÖNIGS WUSTERHAUSEN Brandenburgs Grüne wollen sich in den kommenden Jahren verstärkt mit dem
Rechtsextremismus im Land auseinandersetzen. Um die Mitte der Gesellschaft
vor einem Abrutschen nach rechts zu bewahren, müsse die Zivilgesellschaft
gestärkt werden, sagte Landeschef Joachim Gessinger am Samstag auf einem
Parteitag in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald). Die etwa 60 Delegierten
verabschiedeten einstimmig eine Resolution gegen Rechtsextremismus und
Gewalt. Zudem wurde die 45-jährige Katrin Schröder aus Kleinmachnow zur
Nachfolgerin der zurückgetretenen Landeschefin Marianne Gehrke gewählt.
Damit ist die Doppelspitze wieder komplett. Die nächsten regulären
Vorstandswahlen stehen Ende 2005 an.
“Wir werden diese Auseinandersetzung eine ganze Zeit lang — vielleicht bis
zur nächsten Bundestagswahl — offensiv führen müssen”, betonte der
Landesvorsitzende Joachim Gessinger. Große Zustimmung erhielt er, als er das
nach seiner Meinung zynische Verkünden des “grandiosen Scheiterns der
Multi-Kulti-Gesellschaft” durch Unions-Chefin Angela Merkel und Brandenburgs
CDU-Vorsitzenden Jörg Schönböhm mit der Forderung eines Farbenblinden
verglich, Verkehrsampeln abzuschaffen, weil sie in dessen Augen nicht
funktionierten.
Dass die multikulturelle Gesellschaft kein Kampfbegriff und keine Ideologie
sei, müssten sich jedoch auch einige Grüne kritisch sagen lassen, ermahnte
Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger. “Mulikulturelle
Gesellschaft” sei vielmehr die Zustandsbeschreibung einer Realität, zu der
es keine Alternative gebe. Das Thema, so Berger, sei jedoch “inzwischen so
negativ besetzt wie lange nicht mehr”. Und “das verschafft Zustimmung für
rechtsextreme Positionen bis in die Mitte der Gesellschaft”.
Diese Gefahr wollen die märkischen Grünen der Resolution zufolge abwenden,
indem sie für eine Kultur der Offenheit und Anerkennung gegenüber Fremden in
Brandenburg eintreten. Dazu müsse man internationale Austauschprogramme,
engagierte Kinder- und Jugendarbeit zur Sensibilisierung gegenüber
rechtsextremen Positionen und lokale Projekte zur Integration und Stärkung
der Zivilgesellschaft fördern. Außerdem verfolgen die Grünen das Ziel, die
brandenburgische DVU-Landtagsfraktion “aus ihrem Schattendasein zu holen und
ihre politische Unfähigkeit ans Licht zu bringen”.
Daneben wollen sich Bündnis 90/Die Grünen mit dem Programm “Weg vom Öl”
verstärkt für die Nutzung nicht-fossiler Energieträger einsetzen und dabei
das ökologische Profil schärfen. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt werde
unter dem Slogan “Gemeinsam bilden macht Schule” das Werben um eine
einheitliche Schulform im Land für alle Kinder bis zur zehnten Klasse
einnehmen.
Parteichefin Schröder äußerte schließlich die Überzeugung, dass das
Potential der Partei in Brandenburg weit über fünf Prozent liege und dass
“wir diese Hürde bei der nächsten Landtagswahl ganz sicher überwinden
werden”.