Wie begehen die Gubener den 60. Jahrestag des Kriegsendes? Mit dieser Frage
beschäftigten sich am Mittwoch ausgiebig die Stadtverordneten. Am Ende der
Diskussion stand ein Beschluss, der noch für reichlich Gesprächsstoff sorgen
könnte.
Es sind nur noch wenige Wochen, bis sich am 8. Mai zum 60. Mal das Ende des
verheerenden Zweiten Weltkrieges jährt. In vielerlei Hinsicht laufen im
öffentlichen Leben bereits Vorbereitungen für diesen Tag. Und wie begeht
Guben, eine Stadt, die seit jenem Krieg mit ihrer Teilung leben muss, dieses
historische Ereignis?
Erste Vorbereitungen
Erste Antworten darauf wurden am Mittwoch in der Stadtverordnetenversammlung
gegeben. So erklärte Uwe Schulz von der Stadtverwaltung, dass zwei
Veranstaltungen vorbereitet werden.
Am 24. April, jenem Tag, an dem die Kriegshandlungen in der Neißestadt
endeten, soll die erste der beiden Veranstaltungen auf dem Platz des
Gedenkens stattfinden. Am 8. Mai selbst ist dann eine weitere Veranstaltung
auf dem Westfriedhof geplant.
Vorschlag der PDS-Fraktion
Im Verlauf der Stadtratssitzung ging es dann um einen Beschlussvorschlag der
PDS-Fraktion. Diese plädierte für eine gemeinsame
Stadtverordnetenversammlung mit den Gubiner Kollegen. Nachdem Christine
Knapik den Antrag begründet hatte, entwickelte sich eine Diskussion, in der
mehr und mehr Argumente gegen solch eine gemeinsame Sitzung zusammengetragen
wurden.
Da waren zunächst die persönlichen Befindlichkeiten von Dieter Hausmann
(GUB-SPN), der zu jenen gehörte, die den Ostteil der Stadt 1945 verlassen
mussten: «Vier Stunden hatten wir damals Zeit, unsere Sachen zu packen.»
Andere Abgeordnete, beispielsweise der Vorsitzende des Stadtrats,
Klaus-Dieter Fuhrmann (CDU), waren nicht generell gegen eine gemeinsame
Sitzung, plädierten aber dafür, diese eher für die Behandlung von Sachthemen
zu nutzen.
Unterstützt wurde Fuhrmann beispielsweise von Axel Scherler (SPD), der
erklärte, dass man sich eine solch rein symbolische Sitzung sparen könne.
Wichtiger sei die sachorientierte Arbeit während solch gemeinsamer
Beratungen.
Klaus-Dieter Müller (GUB-SPN) trug ein weiteres Argument vor: «Wir wissen ja
nicht mal, ob die Gubiner Seite das will.» Und seine Fraktionskollegin Jana
Wilke erklärte, dass das Thema zu sensibel sei, als dass sie dem Antrag in
dieser Form zustimmen könne.
Einladung an die Nachbarn
Etwas andere Töne schlug Andreas Eckert (SPD) an. Er unterbreitete den
Vorschlag, die Parlamentarier beider Seiten könnten sich doch bei der
Veranstaltung «Friede im Land» in der Klosterkirche treffen. Und die
Stadtverwaltung betonte, dass selbstverständlich die polnischen Partner zu
den zwei genannten Veranstaltungen eingeladen werden.
Über den PDS-Antrag wurde letztlich geheim abgestimmt. Mit acht Ja‑, 15
Neinstimmen und zwei Enthaltungen wurde die gemeinsame Sitzung mehrheitlich
abgelehnt.