(MOZ, 4.3.) Strausberg (MOZ) Die Integration von Zuwanderern ist Thema einer aktuellen
Stunde in der nächsten Stadtverordnetenversammlung. Inoffiziell wurde
bereits bekannt, dass in Strausberg ein Asylbewerberheim eingerichtet werden
soll. Die Bundeswehr ist unterdessen bemüht, mit einer Zusammenarbeit mit
dem Sozialpark Märkisch-Oderland die Integration deutschstämmiger
Spätaussiedler zu fördern.
“Das Luftwaffenausbildungsbataillon ist neu am Standort Strausberg und
dieses Gefühl, in Strausberg neu zu sein, das verbindet Sie mit uns. Deshalb
möchten wir uns heute Ihnen als Mitbürger der Stadt Strausberg vorstellen
und Sie kennen lernen.” Mit diesen Worten brach Leutnant André Knappe gleich
zur Begrüßung das Eis bei der ersten Begegnung von Luftwaffensoldaten mit
Spätaussiedlern ihrer Garnisonstadt.
In den Sozialpark Märkisch-Oderland sind dieser Tage sechs Soldaten, vom
Gefreiten bis zum Leutnant, alle aus der 18. Kompanie des
Ausbildungsbataillons, gekommen. “Kreativ für Toleranz” heißt das Projekt,
das im Rahmen der Teilnahme am Victor-Klemperer-Jugendwettbewerb von André
Knappe betreut wird. Speziell für die Strausberger Soldaten geht es um
Integration und Toleranz in Strausberg.
Schon eine Woche zuvor hatten die teilnehmenden Soldaten in einem
zweistündigen Seminar in der Barnim-Kaserne das Thema Toleranz erörtert.
Unter Leitung von Hauptmann Detlef Buch beschäftigten sie sich mit
theoretischen Grundlagen und zahlreichen Fallbeispielen. Die Praxis aber
liegt fast vor ihrer Tür. Schließlich ist der Sozialpark Märkisch-Oderland
im Bürgerhaus des Wohngebiets Hegermühle keine zwei Kilometer vom
Kasernentor entfernt.
Nach einem Rundgang durch die Räume des hauptsächlich durch ehrenamtliches
Engagement betriebenen und unter Geschäftsführung von Edelgard Neukirch
stehenden Vereins stand die Begegnung mit rund 15, zumeist älteren
Spätaussiedlern auf dem Programm. Doch zunächst überraschten Kinder die
Soldaten mit ihrem glockenhellen Gesang russischer und deutscher Lieder. Das
rührte die Soldaten sehr und unterstrich die Mühen von Seiten des
Sozialparks. André Knappe berichtet: “Bei Kaffee und Kuchen erfuhren wir,
wie es den Aussiedlern in ihrer ehemaligen Heimat Russland ergangen ist und
wie sich die Rückkehr in die neue Heimat Strausberg mit all ihren Problemen
vollzog.” Dabei hätten sich die Worte einer Frau besonders eingeprägt: “Wir
sind zurück in unserer eigentlichen Heimat und hoffen, unsere endgültige
Heimat in Strausberg gefunden zu haben.”
Aus dem Projekt entwickelt sich jetzt ein andauerndes Engagement der
Bundeswehr am Standort. Hauptmann Buch und Leutnant Knappe werden darüber in
der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 10. März berichten. Außerdem
sollen dort die PDS-Stadtverordnete Tamara Kling, selbst Aussiedlerin,
Elvira Ziese vom Sozialpark MOL, der Leiter des Jugend- und Sozialamtes
Märkisch-Oderland Thomas Böduel und Pfarrer Ekkehard Kirchner vom
Arbeitskreis gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit zum Thema Integration von
Zuwanderern sprechen.
Auf Interesse dürften besonders die Ausführungen des Amtsleiters aus Seelow
stoßen, denn das Landratsamt plant, schrittweise das Asylbewerberheim im
Roten Luch von Waldsieversdorf außer Betrieb zu nehmen und stattdessen ein
solches Durchgangsheim im Strausberger Stadtgebiet einzurichten. Bislang gab
es dazu nur Informationen hinter verschlossenen Türen, weil die
vertraglichen Voraussetzungen mit dem Eigentümer der vorgesehenen
Liegenschaft noch nicht geschaffen seien, bestätigte Thomas Böduel gestern
auf Anfrage der MOZ. Hintergrund der Verlagerung sei nicht zuletzt die
Abgeschiedenheit des Roten Luchs, wo kaum noch von Integration gesprochen
werden könne.