(Berliner Morgenpost) Boddin — Im Dorf ist man auf die Polizei nicht gut zu sprechen. Die
Leute in Boddin (Prignitz) können nicht verstehen, daß die Beamten nicht
viel früher das Grundstück im Sarnower Weg 1 durchsucht haben. “Jeder
Polizist in Pritzwalk wußte, womit dort oben auf dem Berg gehandelt
wurde”, meint Dorfbewohner Andreas R. Jede Woche sei ein Streifenwagen
zu den “Rechtsradikalen” hoch gefahren.
“Da oben” wohnen in einem Einfamilienhaus mit großem Garten Kai P. (21),
Ute M. (30) und ihr Sohn Paul (7). Vergangenen Montag durchsuchten elf
Polizisten, fünf Kriminalisten sowie drei Frauen vom Ordnungs- und
Veterinäramt das Grundstück. Laut Durchsuchungsbefehl vom Amtsgericht
Perleberg soll es auf dem Hof gefährliche Hunde geben, die von den
beiden Boddinern illegal eingeführt, gehalten und verkauft wurden. Die
Beamten fanden zehn Hunde, fünf nahmen die Tierfänger mit — einen weißen
Bullterrier, zwei Staffordshire-Terrier und deren Welpen. Fünf Boxer
durften bleiben. Die Beamten fanden auch noch ein paar Gramm
Cannabisblüten und den Jugendlichen Peter St., nach dem sie wegen eines
versuchten Tötungsdeliktes fahndeten.
Den Anstoß zu der Razzia lieferte ein Fernsehteam. Über Inserate im
“Prignitzer Express” waren die Reporter auf die Hobbyzüchter gestoßen,
weil sie ihre in Brandenburg verbotenen Hunderassen dort anboten. “Der
Journalist wollte einen Staff und bot uns bis zu 500 Euro. Aber ich
hatte damals gar keinen, nur meine Boxer”, sagt Ute M. Ein Bekannter
ihres Lebensgefährten, dem Soldaten Kai P., besorgte ihnen schließlich
den gewünschten Hund. Ein befreundeter Tierarzt trug “Mischling” in den
Impfausweis ein. Auch gegen den Doktor wird jetzt ermittelt. Der Arzt
weiß noch nicht was ihn in der Heimat erwartet — er ist bis 17. Juli im
Urlaub.
“Die anderen drei Staffs, die wir mal verkauft haben, kamen aus Polen”,
gibt Ute M. zu. Ein Taxifahrer brachte sie über die Grenze. Die Welpen
wurden angeblich nach Mecklenburg-Vorpommern verkauft. Dort sei der
Besitz solcher Hunde gestattet, so M. Über den Gewinn bei solchen
Geschäften redet man nicht. Unter der Hand heißt es dann, daß man einen
Welpen aus Polen für 80 Euro bekomme. Der Verkaufspreis liegt bei 250
bis 550 Euro. Ein geschädigtes Immunsystem, Aggressivität und abnormes
Verhalten oft inklusive. Bei anerkannten Züchtern zahlt man bis zu 2000
Euro für einen Pitbull.
Kai P. und Ute M. haben jetzt einen Monat Zeit, die in Gewahrsam
genommenen Hunde selbst zu verkaufen. Aber nur in Bundesländer, in denen
die Haltung der Rasse erlaubt ist. Der Vorwurf der Polizei an die
Hobbyzüchter lautet “Umgang mit gefährlichen Hunderassen, die verboten
und nicht erlaubnisfähig sind.” Dafür sind bis zu zwei Jahre Gefängnis
oder eine Geldstrafe möglich. “Bei uns ist das Hundegesetz doch
absoluter Schwachsinn. Das fördert nur den illegalen Handel”, ärgert
sich Ute M. Und verweist auf den “Express” von dieser Woche:
“Miniaturbullterrier” zum Verkauf annonciert.