(MAZ, 24.03., Igor Göldner) POTSDAM Die Große Koalition ist weiter darüber uneins, ob es in Brandenburg
ein Härtefall-Gremium für schwierige Asylfälle geben sollte. Im Kabinett
seien die “unterschiedlichen Auffassungen” erneut betont worden, sagte
gestern Vize-Regierungssprecher Manfred Füger. Die SPD-Seite habe sich für
den von der Ausländerbeauftragten Almuth Berger vorgeschlagenen
Härtefallbeirat ausgesprochen.
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) habe aber eingeräumt, dass das
Verfahren “nicht optimal” gelaufen sei. Besser wäre es gewesen, den
Koalitionspartner CDU rechtzeitig zu informieren.
Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) erläuterte in einem Brief an den
zuständigen Sozialminister Günter Baaske seine ablehnende Haltung. Nicht
eine Härtefallkommission wäre sinnvoll, sondern eine ausländerrechtliche
Härtefallregelung, durch die im Einzelfall humanitäre Hilfe erreicht werden
könnte. Der “jetzt lauthals proklamierte Härtefallbeirat weckt Hoffnungen
bei den ausreisepflichtigen Betroffenen, die enttäuscht werden müssten”,
heißt es in dem Brief.
Das Härtefall-Gremium war gestern auch Thema in den Fraktionen. Die SPD
stellte sich vor die Ausländerbeauftragte, die den Grünen angehört. In der
Vergangenheit hätten immer wieder Streitfälle gezeigt, dass eine solche
Anlaufstelle für abgeschobene Ausländer nötig sei, sagte Fraktionssprecher
Ingo Decker. Noch besser wäre eine offizielle Härtefall-Kommission.
Die CDU-Fraktion hingegen blieb bei ihrer Ablehnung. Es gebe keine
rechtliche Grundlage für den Beirat, hieß es. Die Ausländerbeauftragte habe
gegen die Geschäftsordnung der Landesregierung verstoßen, als sie die CDU
nicht informierte. Innenpolitiker Sven Petke warf Berger vor,
“Überfremdungsängste bei den Menschen” zu erzeugen. Das wäre Wasser auf die
Mühlen der Rechtsextremisten. Bergers Vorstoß bewege sich “im rechtsfreien
Raum”.
Almuth Berger hatte bereits am 16. März den Beirat für Härtefälle gegründet,
der sich dringender humanitärer Einzelfälle bei Abschiebungen annehmen soll.
Die Bündnisgrünen begrüßen einen solchen Beirat. Das habe sich in Berlin als
Erfolgsmodell erwiesen, sagte der designierte Spitzenkandidat Wolfgang
Wieland.
Härtefall-Beirat setzt Arbeit fort
Streit in Koalition nicht beigelegt
(Tagesspiegel, 24.3.) Potsdam. Trotz fortbestehender Differenzen in der Großen Koalition kann der
von Brandenburgs Ausländerbeauftragter Almuth Berger initiierte
Härtefall-Beirat seine Arbeit fortsetzen. Auf der gestrigen Sitzung des
Kabinetts bekräftigte Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) seine Position,
dass der Beirat sinnvoll sei, um bei komplizierten Asylfällen ohne
Eskalation schwierige Schicksale zu erleichtern. Platzeck soll allerdings
Kritik am Vorgehen Bergers geübt haben. Die CDU hatte zuvor den Alleingang
der Ausländerbeauftragten ohne Abstimmung mit dem Innenministerium
kritisiert und Konsequenzen gefordert. Am Status der Ausländerbeauftragten
wird jedoch nicht gerüttelt, hieß es nach der Kabinettssitzung. In der
Landesregierung sei man sich einig, dass der Beirat, dem auch Vertreter von
Kirchen angehören, nicht den Status einer Härtefallkommission habe. Es sei
ein Gremium, das die Ausländerbeauftragte berate und unterstütze. Platzeck
stellte erneut klar, dass er nach der Landtagswahl eine Härtefallkommission
nach dem Vorbild anderer Länder bilden will. Innenminister Schönbohm (CDU)
fordert hingegen eine bundeseinheitliche Regelung.