(Andreas Fritsche) Irgendetwas ist faul am mutmaßlichen Auftreten von Soldaten am Rande der Proteste gegen einen Neonazi-Aufmarsch am 30. Oktober in Potsdam. Das ist die Überzeugung des PDS-Landtagsabgeordneten Stefan Sarrach, der deshalb jetzt erneut eine Kleine Anfrage dazu eingereicht hat.
Entweder halfen die Bundeswehrmänner bei den Ausschreitungen auf der Langen Brücke der Polizei– dies wäre ein Verstoß gegen das Grundgesetz, das derartige Einsätze im Inland verbietet. Oder die Soldaten hielten sich privat dort auf– was mit §3 des Versammlungsgesetzes kollidiert. Bei Demonstrationen oder Kundgebungen dürfen nur Polizisten uniformiert sein. Die Beamten hätten demnach einschreiten müssen.
Sarrach stellte eine zweite Anfrage, weil er mit der Antwort auf seine erste Anfrage vom 9. Dezember unzufrieden ist. Daraufhin hatte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) Anfang Dezember lediglich weitererzählt, was das Potsdamer Polizeipräsidium zu den Vorwürfen mitteilte: Kontakte zwischen Polizei und Bundeswehr seien nicht bekannt. Sollten sich uniformierte Soldaten im Einsatzgebiet aufgehalten haben, “so geschah das ohne Wissen der Einsatzleitung”.
Eine gründlichere und vollständige Recherche wäre möglich und auch erforderlich gewesen, moniert Sarrach und stellte deshalb seine fünf Fragen fast wortgleich noch einmal. Um dem Innenministerium auf die Sprünge zu helfen, legte der PDS-Politiker diesmal die Kopie eines Fotos bei, das er beim linksalternativen Internet-Nachrichtenforum Indymedia gefunden hat. Nach Kenntnis von Sarrachs Mitarbeiter Mark Wagner ist es das erste Mal, dass im Brandenburger Landtag eine Anfrage samt Foto eingereicht wurde. Die Landtagsverwaltung lehnte es aber ab, die Anfrage mit Foto entgegenzunehmen– aus Gründen des Datenschutzes, wie Landtagssprecher Gernot Schmidt erläuterte. Sarrach kann die Zurückweisung nicht nachvollziehen und verlangt vom Landtagspräsidenten Gunter Fritsch (SPD) eine schriftliche Begründung. Er behält sich vor, wegen der Sache vors Landesverfassungsgericht zu ziehen.
Ein Zeuge versicherte Sarrach, dass Polizisten und Soldaten gemeinsam in einem Polizeibus an der Langen Brücke anlangten und nannte auch das Kennzeichen des Fahrzeugs. Dies und einige Erlebnisberichte zwingen nach Ansicht von Sarrach dazu, das Geschehen zu untersuchen. “Tatsächlich ist meines Erachtens mit allergrößter Wahrscheinlichkeit von einem gemeinsamen und einverständlichen Auftreten von Polizei und Soldaten auszugehen.”
Dass Schönbohms Ressort nicht gründlich nachforschte und den Vorfall nicht zufrieden stellend erklärte, sei eine “Frechheit”, heißt es aus dem Büro des Abgeordneten. Vom Ministerium war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.