INFORIOT In der Wieckestraße in Frankfurt/Oder (Brandenburg) — keine 500 Meter von der deutsch-polnischen Grenze entfernt — gibt es seit Sonnabend ein besetztes Haus. Eine rund 40 Personen starke Gruppe von linken Jugendlichen besetzte am Nachmittag eine Villa an der Ecke zur Rosa-Luxemburg-Straße, um ihrer Forderung nach der Schaffung eines sozialen Zentrums in der Stadt Nachdruck zu verleihen. Zeitgleich mit der Polizei traf auch die Frankfurter SPD-Bürgermeisterin vor Ort ein. Sie ließ sich von den BesetzerInnen durch das Haus führen und bekam ein fertig ausgearbeitetes Nutzungskonzept für das Haus überreicht. Sie sicherte zu, dass das Haus über das Wochenende nicht geräumt werden würde. Dementsprechend hielt sich die Polizei auch zurück.
Das soziale Zentrum soll ein Wohnprojekt, Party- und Konzerträume, Büros, Seminar- und Kulturräume bieten und auf nichtkommerzieller Basis betrieben werden — “für eine Gesellschaft, in der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität das Zusammenleben prägen. Politisch und kulturell gegen jede Form von Diskriminierung”. Eine solche Einrichtung existiert nicht in der Stadt, argumentierten die BesetzerInnen, doch der Bedarf sei enorm. Die alternative Jugendszene sei groß und habe keine Räume, wo sie sich treffen und verwirklichen könne. Das Haus, das sich im Besitz des Landes befindet, wollen die BesetzerInnen mietfrei überlassen bekommen und dann selbst verwalten. Die anfallenden Kosten sollen selbst gedeckt werden.
Am Abend wurde im Haus ein Konzert mit der Punkband “Joeys Amigos” veranstaltet, dass von etwa 100 Menschen besucht wurde. Dazu gab es Essen und wer wollte, bekam eine Führung durch das Haus. Das große Gebäude hat drei Etagen, ist unterkelltert und in recht gutem Zustand — dreieinhalb Jahren lang stand es leer. Für Montag sind Gespräche zwischen den BesetzerInnen, der Stadt und dem Land angesetzt, in denen über die Zukunft des Hauses verhandelt werden soll. Eine Einschätzung, wie gut die Chancen stehen, das Haus tatschlich überlassen zu bekommen, wollte am Sonnabend keiner der BesetzerInnen abgeben. “Wir hoffen, uns durchsetzen zu können”, meinte ein Aktivist, “man merkt jetzt schon, wie enthusiastisch alle sind, das hier viel Potential drin steckt. Hoffen wir das Beste.”
Am Mittag vor der Besetzung hatte eine kleine Antifa-Demo stattgefunden. Am Rande eines Autorennens in der Innenstadt erinnerten die Antifas an die Befreiung Frankfurt/Oders durch die Rote Armee, die sich an diesem Tag zum 60. Mal jährte. Auch die BesetzerInnen haben einen antifaschistischen Anspruch: Auch ein Signal gegen die rechte Szene in der Stadt solle von dem sozialen Zentrum ausgehen.